Deadwood - Dexter, P: Deadwood
gearbeitet – er benutzte die Pfanne wie eine Schaufel –, aber erst nachdem der Junge es den ganzen Nachmittag erfolglos probiert hatte, wusste er, dass er kein Talent besaß. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ging er ans Ufer hinunter und nahm dem Jungen die Pfanne aus der Hand.
Er füllte die Pfanne mit Schotter vom Rand des Baches, ging dann weiter ins Wasser und hockte sich auf seine Fersen. Das Hinhocken schmerzte in den Knien. Der Junge war mitgekommen und blickte dem alten Mann über die Schulter.
Der alte Mann drückte die Pfanne unter Wasser und schwenkte sie sanft hin und her, um den Schmutz auszuwaschen. Er holte die Pfanne wieder hoch und sammelte die größten Gesteinsbrocken heraus, spülte sie ab und warf sie fort. Dann senkte er eine Seite der Pfanne in den Bach und schüttelte den Inhalt vorsichtig hin und her, bis der Sand anfing, über die Seite auszuschwemmen. »Jetzt schau gut hin«, sagte er, »wenn ein Nugget dabei ist, kannst du ihn jetzt sehen.«
Der Junge guckte zu und dachte darüber nach, wie das Ganze schneller zu bewerkstelligen war. Der alte Mann schüttelte die Pfanne, bis fast der ganze Sand verschwunden war. Übrig blieb ein kleiner Haufen von roten und schwarzen Mineralien, schwerer als das, was er ausgewaschen hatte. Rote Granate, Eisen, Zinn.
»Jetzt schau«, sagte der alte Mann. Plötzlich bewegte er die Pfanne ruckartig hin und her. Der Junge dachte schon, er wollte alles fortwerfen, aber der alte Mann hielt die Pfanne fest und blickte angestrengt auf den Boden. Die Mineralien lagen sichelförmig vor ihm ausgebreitet, wie ein Halbmond. Der alte Mann tunkte seine Fingerspitze hinein und holte ein Goldkorn heraus. Er steckte es in den Beutel des Jungen. »Es liegt immer an der äußersten Spitze des Mondes«, erklärte er.
Der Junge nahm die Pfanne und tat bis zur Dunkelheit das, was der alte Mann ihm erklärt hatte. Am nächsten Morgen beobachtete der alte Mann den Jungen wieder. Der Junge hatte überhaupt kein Talent. Aber er hatte einen starken Rücken und es würde wohl lange dauern, bis er aufgab. Er mochte den Jungen und war froh über die Gesellschaft.
Boone May hatte über die Sache nachgedacht und wollte mit Wild Bill nichts zu tun haben. Das hatte er beschlossen, als Bill Pink Bufords Bulldogge Schnapsgläser vom Kopf schoss. Es waren nicht die Schüsse selbst, sondern es lag an der Art, wie der Hund ihm vertraute. Boone May hatte Bill zwei Tage lang beobachtet und wusste inzwischen, dass die ganzen Geschichten, die man sich über ihn erzählte, stimmten. Bill Hickok war nicht geboren worden, um von jemandem wie ihm umgelegt zu werden. Kein Normalsterblicher würde den Versuch überleben. Das war etwas, das Boone May spürte, und diesem Gefühl vertraute er.
Er lag die ganze Nacht auf Montag wach neben Lurline Monti Verdi, und er war immer noch wach, als Bill am Morgen die Straße hochkam, um bei
Nuttall and Mann’s
seinen Morgencocktail einzunehmen.
Er dachte über Bill nach und über das Sterben. Manchmal dachte er auch an Calamity Jane, die damit irgendwie in Verbindung stand. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Erst waren da Bill und der Hund, dann waren es Bill und er selbst, in der halben Sekunde, in der man versteht, dass man erschossen wird, aber es ist noch nicht passiert, und dann waren da er und Jane. Jedes Mal, wenn er an diesen Punkt kam, weckte er Lurline und versuchte wieder, sich in ihr zu reinigen. Er war weder grob zu ihr noch unterhaltsam, und jedes Mal, wenn er fertig war, schlief sie enttäuscht wieder ein.
Bei den ersten Anzeichen von Leben auf der Straße stand er auf und sah, wie Bill gerade in Richtung Bar ging. Er wünschte, er hätte stattdessen mit dem Schönling zu tun. Der hielt sich zwar im Moment noch gerade, aber Boone stellte sich vor, wie es ohne Bill sein würde.
Irgendwann gegen Mittag verließ er endgültig Lurlines Bett. Sie war schon fort, aber er konnte immer noch ihr Eau de Toilette auf dem Kopfkissen riechen. Im Zimmer war es heiß, und er zog seine Unterwäsche aus, bevor er in Hemd und Hose schlüpfte. Er beeilte sich damit, aus Angst, jemand könnte hereinkommen.
Sein Pimmel rieb gegen die Nähte der Hose. Boone versuchte sich daran zu erinnern, wie oft er es Lurline in der letzten Nacht besorgt hatte, aber als er alles nacheinander durchging, musste er feststellen, dass er es ihr überhaupt nicht besorgt hatte, was ihm unangenehm war. Es war natürlich nicht so, wie mit Jane ins Bett zu gehen, die ihn
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