Deadwood - Dexter, P: Deadwood
Ich hab schon Frank Towels’ Kopf bei der Sache verloren, und ich will, dass du hier und jetzt weißt, dass wir beide eine Abmachung haben.«
Al Swearingens Frau sah mit tränenerfülltem Blick auf. Boone hielt inne, dann nickte er ihr zu. »Ma’am.«
»Kümmere dich nicht um die Frau«, sagte Swearingen. »Sie redet nicht, bis ich ihr sage, was sie sagen soll.« Die Frau fand ein Schnupftuch in ihrer Tasche und putzte sich die Nase. Allein am Klang der Worte konnte Boone erkennen, dass Swearingen die Wahrheit sagte.
»Das sehe ich«, meinte er.
Swearingen grinste. »Ich zähme jedes meiner Mädchen«, sagte er. »Wer ist der Mann, den du ausgebildet hast?«
Boone schüttelte den Kopf. »Den brauchst du nicht zu kennen.«
»Und woher soll ich dann wissen, dass er derjenige ist, der es getan hat?« fragte Swearingen. »Für zweihundert Dollar will ich wissen, dass ich es war, der dafür bezahlt hat.«
»Noch hast du gar nichts bezahlt«, sagte Boone.
»Hinterher«, sagte Swearingen. »Nachdem es erledigt ist. Ich zahle doch kein gutes Geld an jemanden, der seine Verpflichtungen womöglich nicht einhält. So mache ich keine Geschäfte.«
»Was du gemacht hast, war aber, mir zweihundert Dollar für Wild Bills Skalp anzubieten. Und das kündige ich hiermit an.«
»Und wie?« wollte Swearingen wissen.
»Was macht das schon, wenn er dann tot ist?«
»Ich hab’s dir doch schon mal gesagt. Ich will wissen, dass ich derjenige war, der dafür bezahlt hat.«
In diesem Moment gab seine Frau einen Laut von sich, irgendetwas zwischen einem Würgen und einem Lachen, und lief zur Tür. Swearingen rief ihr nach, aber sie rannte an Boone vorbei hinaus in die Bar. Swearingen kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, ich geb den Versuch auf, dieses Mädchen verstehen zu wollen«, sagte er.
Al Swearingens Frau rannte durch die Bar. Ein Goldgräber packte sie an der Hüfte und zog sie auf seinen Schoß, doch sie drückte ihm den Daumen ins Auge, bis er sie losließ. Weinend lief sie hinaus auf die Straße, wo sie in den Matsch fiel.
Sie trug ein Kleid, das Swearingen ihr aus Omaha mitgebracht hatte. Sie wusste, dass er es auf dem Rückweg eine der Huren hatte tragen lassen. An all ihren Kleidern konnte sie andere Frauen riechen. Als sie aufstand, klebte ihr Kleid vorne an den Beinen, und es war ihr peinlich, sich so zu zeigen. Sie entfernte den Matsch von ihren Händen und ging dann in südlicher Richtung die Straße hoch. Sie weinte und war völlig durchnässt, und als sie die Badlands verlassen hatte, drehten sich die Leute auf der Straße nach ihr um und starrten sie an.
Aber es war nicht auf eine unfreundliche Art. Der kalte Teil der Stadt war der, von wo sie herkam. Dort drehte man sich nach einem weinenden Mädchen gar nicht erst um. Sie lief den ganzen Weg aus dem
Gem
bis in den sittsamen Teil der Stadt, dann wurde sie müde und verlangsamte ihre Schritte.
Sie weinte immer noch, als sie durch die Tür von
Deadwood Brickworks Inc
. kam, wo Seth Bullock und Solomon Star gerade auf dem Weg nach draußen waren, um den Steinboden zu inspizieren, den sie für ihre neuen Brennöfen in Auftrag gegeben hatten. Wenn die erst einmal am richtigen Platz standen, würde alles andere um sie herumgebaut werden.
Beide schauten zur Tür, als sie hereinkam, und Seth Bullock tippte an den Hut. »Ja, Ma’am?«
»Ich bin Mrs. Al Swearingen«, sagte sie. Bullock nickte. Er kannte jeden Einwohner von Deadwood vom Sehen, selbst die, die man nicht oft zu Gesicht bekam. Sie sagte: »Ich bin hier, um gegen meinen Mann Anzeige zu erstatten.«
Bullock sah die Frau an. Sie war matschverschmiert und hatte geweint, schien aber weder zu bluten, noch war ihr Gesicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Sheriff hatte sie schon oft mit einem blauen Auge oder aufgeplatzter Lippe gesehen. Es gab eine große Anzahl verheirateter Männer in Deadwood – die meisten hatten ihre Frauen noch nicht nachgeholt –, und Bullock war nicht darauf aus, sich in Familienstreitereien einzumischen. Zum einen gab es davon einfach zu viele, und zum anderen war es ein sicherer Weg, um erschossen zu werden.
»Mrs. Swearingen«, sagte er, »bei allem Respekt, ich darf mich von Amts wegen nicht in Familienangelegenheiten einmischen. Das Haus eines Mannes ist seine Burg, da hat das Gesetz nichts zu suchen.«
»Ich bin hier, um gegen meinen Mann Anzeige zu erstatten«, wiederholte sie. Bullock sah, dass sie gleich wieder anfangen würde zu weinen. Er holte ihr einen
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