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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihren Kräften stärker zu sein.
    Beide erreichten unangefochten und nach kurzer Zeit den Platz, wo die Busse sonst standen.
    Er war leer, bis auf das Galgengerüst.
    Sie sahen es aus der Nähe, und es wirkte erschreckend, weil es sich vor ihnen so drohend in den düsteren Himmel richtete. Ein unheimliches Gebilde, das im Gegensatz zu vielen anderen Bauten nicht baufällig wirkte. Zum Gerüst führten fünf breite Stufen hoch. Der Galgenarm war kurz und fest. Von seiner Spitze baumelte die Schlinge herab, die einen großen, zitternden Schatten auf die Stufen warf.
    Susan Crane hielt ihre Hand vor den Mund gepreßt. Aus großen, angstgeweiteten Augen schaute sie sich das Gerüst an, und sie schauderte zusammen. Wahrscheinlich stellte sie sich vor, wie es sein würde, wenn man ihr die Schlinge um den Hals legte.
    »Furchtbar«, flüsterte sie und nahm dabei die Hand vom Mund. »Jane, das ist grauenhaft.«
    »Sicher. Aber laß uns weitergehen.«
    Susan konnte ihren Blick von diesem Galgengerüst nicht wenden. Jane faßte ihre Begleiterin an die Hand und zog sie weiter. Susan war von diesem Gerüst so beeindruckt, daß sie an die eigentlichen Dinge nicht dachte. Jane Collins hatte es nicht vergessen. Ihr war auch aufgefallen, daß sich nur das Galgengerüst auf dem Parkplatz befand.
    Der Wagen dagegen war verschwunden! Plötzlich blieb Susan stehen. Janes Hand rutschte aus der der Artistin hervor.
    »Der Wagen, Jane, er ist weg!«
    »Ich weiß.«
    »Meine Güte, was machen wir jetzt?« Sie schaute Jane starr an. »Wer hat ihn geholt?«
    »Die Zeit, Susan. Es war die Zeit. Der Wagen muß in den Mahlstrom der beiden Zeitebenen geraten sein.«
    »Und jetzt?«
    »Wir werden sehen. Im Moment ist die Vergangenheit stärker. Vielleicht können wir sie überwinden.«
    Susan lachte scharf. »Du bist gut. Wie sollen wir so etwas schaffen? Wir als Menschen.«
    »Manchmal können Menschen sehr stark sein, Susan. Ich habe das des öfteren beweisen müssen.«
    Susan Crane drehte sich zusammen mit Jane Collins um. Beide Frauen schauten zum Gerüst zurück.
    Es bot einen unheimlichen Eindruck. Deutlich hob sich der schwarze Galgen vor dem blauen Hintergrund ab, und die Schlinge schaukelte leicht im Wind.
    »Das schaffen wir nicht!« flüsterte Susan. »Weißt du, ich habe das Gefühl, als würde der Galgen leben.«
    »Wieso?«
    Susan hob die Schultern. »Genau kann ich es auch nicht erklären. Er kommt mir einfach nicht so tot vor. Alles aus der Vergangenheit kommt mir nicht tot vor.«
    Jane nickte. »Das kann sein. Nur dürfen wir uns davon nicht verrückt machen lassen.«
    »Nicht verrückt?« Susan lachte schrill. »Aber was sollen wir denn tun? Man hat uns die Chance zu einer Flucht genommen, verdammt. Wir hängen einfach fest.«
    »Noch — ja.«
    »Siehst du eine Möglichkeit?«
    Jane Collins überlegte einen Moment. »Viel können wir nicht unternehmen. Wir haben nur die Möglichkeit, so lange zu warten, bis ein Zeitenwechsel stattgefunden hat.«
    »Und der klappt so einfach.«
    »Das hoffe ich doch. Vergangenheit und Gegenwart laufen hier zusammen, Susan. Manchmal werden sie auch getrennt. Mal ist die eine Ebene stärker, dann wieder andere. Momentan ist es die Vergangenheit, aber es wird auch wieder rückläufig sein.«
    Susans Lippen zuckten, als wollte sie anfangen zu lachen. Dann aber schüttelte sie den Kopf. »Nein, das glaube ich einfach nicht. Es ist unfaßbar. Ich kann doch nicht warten, bis die Zeiten wechseln. Da kann ich nichts lenken.«
    »Was willst du sonst unternehmen?«
    Susan hob die Schultern, schüttelte den Kopf und geriet ins Stottern.
    »Also ich… ich weiß nicht genau, aber…« Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. »Doch, es gibt eine Möglichkeit. Ich kann nicht länger im Schatten dieses Galgens stehenbleiben. Der Anblick macht mich fertig, der bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Aus diesem Grunde werde ich, Jane, zu Fuß gehen. Ich haue ab, ich fliehe, ich verschwinde einfach.«
    »Okay, vorausgesetzt, man läßt dich laufen. Aber wo willst du hinrennen?«
    »Zurück! Bis zur Raststätte müßte ich es leicht schaffen. Noch vor dem Hell werden bin ich da. Glaub nur nicht, daß ich nicht laufen kann. Ich befinde mich im Training.« Susan sprach schnell, als wollte sie nicht nur Jane, sondern auch sich überzeugen.
    Dabei vergaß sie, sich die Umgebung anzuschauen, aber Jane hatte es getan.
    Sie deutete plötzlich schräg nach vorn. »Susan, schau hin. Dort steht dein Wagen!«
    »Wie?« Sie

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