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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als wäre nichts geschehen.
    Nach zwei Schritten schon war er verschwunden. Von der Finsternis regelrecht aufgesaugt.
    Jane, Susan und ich standen da wie die begossenen Pudel. Man hatte uns das Tor geöffnet, sollten wir auch hindurchgehen?
    »Ich habe Angst«, flüsterte Susan. »Wer weiß, was dieser Teufel mit uns anstellt.«
    »Wo willst du denn hin?« fragte Jane. »Hier im Ballhaus bleiben?«
    »Nein, weg. Nur weg. Ich habe ein Auto. Wir könnten einsteigen und verschwinden.«
    »John, die Idee ist gar nicht schlecht. Was hältst du davon?«
    »Nicht unübel, wirklich. Ihr solltet es versuchen.«
    »Du nicht?«
    Ich grinste scharf. »Nein, ich bleibe hier. Ich habe eine Aufgabe zu erledigen.«
    »Aber…«
    »Kein aber, Jane. Bringt ihr euch in Sicherheit! Ich muß diesen Grey Man locken. Deshalb bin ich schließlich hergekommen.« Mit einer gekonnten Bewegung zog ich die Beretta hervor und warf sie Jane Collins zu. Sie fing die Waffe geschickt auf.
    »Wozu?«
    Ich lachte. »Du wirst dich doch bestimmt verteidigen müssen. Oder meinst du nicht?«
    »Kann sein, ich will es nicht hoffen.«
    »Okay, dann geht.«
    Beiden war nicht wohl in ihrer Haut, das sah ich ihnen an. Sie warfen mir schiefe Blicke zu, als sie auf den offenen Ausgang zugingen und mich passierten.
    Auch mein aufforderndes Lächeln konnte ihnen keinen Mut machen. Als sie durch die Tür gingen und nach draußen traten, hatte ich das Gefühl, als würden sie in eine andere Welt schreiten. Sie kamen mir vor wie Kinofiguren, die tief hinein in eine andere Dimension schritten, wo sie verschwinden wollten.
    Ich wartete noch!
    Natürlich war es ein Risiko, die beiden Frauen allein gehen zu lassen. Andererseits ging ich davon aus, daß der Hinkefuß an mir stärker interessiert war als an Jane. Um die anderen kümmerten sich möglicherweise seine Diener. Aus diesem Grunde hatte ich Jane meine Beretta gegeben, damit sie sich verteidigen konnte. Ich schaute ihnen so lange nach, bis sie verschwunden waren, horchte auch noch in die Finsternis hinein. Kein Geräusch deutete darauf hin, daß sie sich in Gefahr begaben.
    Noch einmal ging ich durch den Ballsaal und hatte kaum die ersten Schritte hinter mich gebracht, als ich wieder die Stimme des großen Unbekannten vernahm.
    »Ja, John Sinclair, du bist fast an der Quelle. Hier haben wir gefeiert und gebetet. Das war unser Reich…«
    »Zeig dich!«
    »Ich bin überall. Ich sehe dich, das reicht. Hier hielten wir die Andacht für den Teufel!« Er lachte schaurig auf, und gleichzeitig schoß ein funkelnder Blitz durch das Dunkel, der alles für den Bruchteil einer Sekunde erhellte.
    Es wurde still…
    Noch immer stand die Tür des Ballsaals offen. Hinkebeins Taktik war klar. Er wollte mich nervös machen und mir gleichzeitig demonstrieren, daß er hier der unumschränkte Herr war. Ihm gehörte Deadwood. Ob Totes oder Lebendes, alles tanzte nach seiner Pfeife. Auch ich würde es tun. Ich mußte es tun, wenn ich das Rätsel dieses unheimlichen Ortes lösen wollte.
    Der Hinkefuß hatte nichts darüber gesagt, daß die beiden Frauen verschwunden waren. Hoffentlich interessierte es ihn nicht, weil er sich nur auf meine Person konzentrieren sollte.
    Er ließ mich gehen. Als ich auf dem Vorbau stand, merkte ich sofort, daß sich etwas verändert hatte.
    Das Gefühl, zwischen zwei Schichten zu stehen, hatte sich verstärkt. Einerseits befand ich mich in der Gegenwart, andererseits war auch die Vergangenheit um mich herum lebendig geworden. Straßen, Bauten und Häuser standen zwar noch so, wie ich sie in Erinnerung hatte, dennoch sahen sie irgendwie anders aus, auch in der herrschenden Finsternis. Sie kamen mir älter vor.
    Wie vor einem Jahrhundert.
    Ich wandte imch nach links, wo die Gasse sein mußte, durch die wir geschritten waren.
    Es gab sie auch jetzt noch, sie war ebenso schmal, nur strömten die Wände rechts und links einen widerlichen, alten modrigen Geruch aus, der das Atmen beeinträchtigte.
    Ich beschleunigte meine Schritte und hatte sehr bald das Ende der Gasse erreicht.
    Niemand war mir entgegengekommen. Deadwood wirkte wie ausgestorben. Das änderte sich auch nicht, als ich die alles beherrschende Main Street betrat.
    Ich kam wie ein Schatten um die Hausecke. Sehr vorsichtig, immer auf der Hut und damit rechnend, eine böse Überrashung zu erleben. Aber nichts passierte. Deadwood lag unter einer fast tödlichen Stille begraben. Eine Ruhe, die unangenehm werden konnte. Auf meinem Rücken bildete sich

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