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Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufmerksam. Der Driver fuhr einfach an. Die Typen sprangen schnell zur Seite, und schimpften hinter uns her. Was der Driver erwiderte, verstand ich nicht. Komplimente waren es auf keinen Fall.
    Ich wohnte in einem Hochhaus, das auf der Grenze zu Soho lag. Obwohl es meine Wohnung beherbergte, empfand ich den Kasten als Schandfleck. Ich fühlte mich trotzdem wohl.
    Für mich war es eine völlig normale Fahrt. Ich hatte es mir im Fond bequem gemacht und die Beine seitlich ausgestreckt. Dabei schaute ich aus dem Fenster, ohne die Umgebung bewußt wahrzunehmen. Ich merkte auch den genossenen Wein. Er hatte ein warmes Gefühl in meinem Innern aufkommen lassen, und auch eine gewisse Leichtigkeit hatte sich meiner bemächtigt. Die großen Probleme waren plötzlich weit entfernt. In dem Taxi kam ich mir irgendwie geborgen vor. Soho verwandelte sich für mich in eine bunte, schattenhafte Phantasielandschaft. Ich sah und sah trotzdem nicht. Die Geräusche waren so weit entfernt. Müdigkeit kroch durch meine Knochen, aber ich spürte schon jetzt so etwas wie einen Nachdurst und nahm mir vor, einen kräftigen Schluck Mineralwasser zu trinken, wenn ich wieder in meiner Wohnung stand.
    Als der Fahrer bremste, wurde ich aus meinen seligen Träumen gerissen. Trotz der geringen Geschwindigkeit setzte ich zum Flug nach vorn an, aber der Gurt hielt mich. Als ich wieder zurück in den Sitz sank, hörte ich das Fluchen des Fahrers.
    »Was ist denn?« Ich war plötzlich hellwach.
    Wir standen. Ohne sich umzudrehen, sagte der Fahrer. »Schauen Sie sich diesen Idioten an.«
    Ich blickte an der Schulter des Mannes vorbei. Zuerst sah ich kaum etwas. Die Straße war einfach zu dunkel, dann aber erschien die Gestalt im Licht der Scheinwerfer.
    Sie schob sich von der rechten Seite her in das Licht der Scheinwerfer, und mir fiel sofort der Gang dieses Mannes auf sowie die ungewöhnliche Kleidung.
    Der Mann hinkte!
    Er zog das linke Bein nach, setzte dann jedoch seinen Fuß noch einmal hart auf, als wollte er demonstrieren, daß sein Hinken überhaupt nicht so schlimm war.
    Von seinem Gesicht war ebensowenig etwas zu erkennen wie von seinem Körper. Ihn verbarg ein langer Mantel, der bis zu den Füßen reichte.
    »Der ist nicht nur provokativ, der ist schon unverschämt!« schimpfte der Fahrer und stieg aus.
    Ich sah, wie er um seinen Wagen herumlief und mir dabei die Sicht auf den Fremden nahm. Kaum war er in den Bereich der Scheinwerfer geraten, blieb er wie angewurzelt stehen. Es störte ihn auch nicht, daß hinter ihm jemand hupte und sich andere Fahrzeuge an uns vorbeischoben. Der Fahrer wirkte wie jemand, der einen Geist gesehen hatte. Sein Gesicht hatte einen fast dümmlichen Ausdruck bekommen. Irgend etwas stimmte da nicht. Ich sah den hinkenden Fremden auch nicht mehr, öffnete die Tür und stieg aus. Ich hatte den Driver noch nicht erreicht, als dieser sich umdrehte. »Mister, verdammt, Sie haben ihn doch auch gesehen, oder nicht?«
    »Den Behinderten?«
    »Genau.« Er streckte den Arm aus und wies mit dem Zeigefinger dorthin, wo die Gestalt gestanden hatte. »Sehen Sie ihn noch? Ich nicht. Der ist blitzschnell verschwunden. Als wäre er geplatzt.« Der Driver >zeichnete< mit beiden Armen einen Kreis in die Luft. »Können Sie sich das vorstellen?«
    »Sehr schlecht.«
    »Ich überhaupt nicht.« Erwischte durch sein Gesicht. »So etwas ist mir noch nie passiert, und ich fahre schon über zehn Jahre in dieser verdammten Stadt herum.«
    »Nehmen Sie es nicht so tragisch. Vielleicht hat er uns das Hinken nur vorgespielt und ist weggelaufen.«
    Der Driver schlug mit beiden Händen auf seine Oberschenkel. »Aber ich hätte ihn doch sehen müssen, verdammt. Zumindest wegrennen, Sie verstehen?«
    »Sicher.«
    »Das war bestimmt ein Geist.«
    Ich winkte ab. »Darüber sollten wir uns jetzt keine Gedanken machen, Mister.«
    »Hat auch keinen Sinn. Okay, steigen Sie wieder ein.«
    Ich nahm an der gleichen Stelle Platz, an der ich auch zuvor gesessen hatte. Der Fahrer schimpfte noch eine Weile, ich aber hörte nicht hin, denn auch mich hatte das Verschwinden des Fremden nachdenklich gemacht. Der Fahrer hatte von einem Geist gesprochen. Das traf meiner Ansicht zwar nicht den direkten Kern des Problems, aber etwas Geisterhaftes hatte das Auftauchen und das Verschwinden schon gehabt.
    Es war mein Job oder meine Berufung, mich um solche und ähnliche Dinge zu kümmern. Weshalb war der Fremde erschienen? Ausgerechnet vor dem Taxi, in dem ich gesessen

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