Death de LYX - Denn entkommen wirst du nicht (German Edition)
ungesundes Zeug essen. Es ist Weihnachten. »Los jetzt.«
Die Jungen umarmten ihren Dad noch einmal und stiegen dann die drei Stufen in den Wagen hinauf. Ayden wartete auf dem kalten Bahnsteig, bis er sah, dass die beiden ihre Plätze eingenommen hatten. Die Jungen winkten und versuchten ihn wegzuschicken, aber er blieb, bis die Lokomotive lostuckerte und die Waggons sich auf den Gleisen in Bewegung setzten. Als der letzte Wagen schließlich außer Sichtweite rollte, drehte Ayden sich um und ging zu seinem Auto.
Er überquerte den Parkplatz und setzte sich hinters Steuer seines Crown Victoria. Er startete den Motor und wartete, bis die Heizung die bereits vereiste Windschutzscheibe aufgetaut hatte.
Die Jungs würden tolle Weihnachten haben. Es war für alle gut so. Die Arbeit machte ihm nichts aus, und wie oft hatte er sich nicht ein wenig Ruhe in seinem eigenen Haus gewünscht? Nur hatte er die Vermutung, dass die Ruhe nicht besonders entspannend sein würde.
Warum rufst du nicht Nicole an?
Die Worte hallten in seinem Kopf wider, während er losfuhr. Er hatte Nicole seit April nicht mehr gesehen. Seit dem Tag, als er sie geküsst hatte. Er hatte geglaubt, dass da etwas zwischen ihnen war. Himmel, er hatte sogar ans Heiraten gedacht. Aber sie hatte sich vor ihm zurückgezogen. Als sie ihm sagte, dass sie nicht bereit sei, hatte sie Tränen in den Augen gehabt. Sie wollte Freundschaft.
Freundschaft. Er wollte ihr Freund sein. Und ihr Liebhaber und ihr Ehemann. Er wollte ihr helfen, ihre Tochter großzuziehen. Das ganze verdammte Paket hatte er gewollt. Aber er war nicht in der Lage gewesen, das alles zu sagen. Stattdessen hatte er genickt, die Hände in die Hosentaschen gesteckt und sich um einen freundlichen Tonfall bemüht. Sie hatte gesagt, dass sie Freiraum brauche. Und er hatte ihn ihr gelassen. Aber er konnte nicht nur befreundet mit ihr sein. Er wollte alles oder nichts.
Durch gemeinsame Freunde hatte er sich in den letzten sechs Monaten über Nicole auf dem Laufenden gehalten. Er hatte sich nicht nach ihr erkundigt, aber zugehört, wenn Freunde sich unterhielten. Nicoles beste Freundinnen Lindsay und Kendall waren mit Mordkommissaren aus seinem Dezernat verheiratet, also bekam er von Zeit zu Zeit Bruchstücke von Informationen mit. Ihr Geschäft lief gut. Eine bevorstehende Kunstausstellung im Januar. Beth krabbelte schon.
Ayden hatte im Sommer und Herbst ein paar Dates gehabt. Sie waren eine nette Ablenkung gewesen, aber nicht so, dass er sich ein zweites oder drittes Treffen gewünscht hätte. Keine der Frauen hatte mit Nicole mithalten können.
»Shit.« Alles oder nichts hatte ihm ein dickes, fettes Nichts eingebracht.
Sein Handy klingelte. »David Ayden.«
»David, hier ist Lindsay.« Sie schien zu flüstern.
»Alles in Ordnung?«
»Ja. Ich will nur nicht, dass Nicole mich hört. Sie ist im Bad.«
Er umklammerte das Handy. »Was ist los?«
»Nichts Gutes.«
Aydens Stimmung verdüsterte sich, als Lindsay ihm alles erklärte. »Schick sie in mein Büro. Und sag ihr, wenn sie nicht kommt, lasse ich sie mit einem Streifenwagen abholen.«
2
Dienstag, 23. Dezember, 10.15 Uhr
Nicole hielt die DVD fest in der Hand, als sie die Treppe zu den Büros im ersten Stock des regionalen Morddezernats hinaufstieg. Heute waren nicht viele Leute in diesem Stockwerk unterwegs, wo normalerweise ununterbrochen Telefone klingelten und Tastaturen klapperten. Die Stille ließ eine unheimliche Stimmung von dem Ort ausgehen, die die Anspannung noch verstärkte, unter der jeder Muskel ihres Körpers stand.
Als sie den mit Teppich ausgelegten Gang entlangging, schweiften ihre Gedanken wieder zu dem Tag, an dem sie Claire Carmichael kennengelernt hatte.
Ihre Haut war noch ganz kalt von der Brise in der Bucht von San Francisco gewesen, als sie durch den Vordereingang in den New-Age-Laden gestürmt war. Über ihrem Kopf klingelten Glöckchen, und der zarte Duft von Lavendel lag in der Luft. Ihre Hände zitterten.
Ihr Körper schmerzte innerlich und äußerlich, und ihre Arme waren von dunklen Blutergüssen übersät. Letzte Nacht war es mit Richard so schlimm gewesen wie noch nie. Er hatte sie völlig ohne Grund geschlagen. Sie hatte versucht, ihn zu beruhigen, aber er hatte sich nichts sagen lassen. Er hatte sie in seinem Arbeitszimmer auf den Boden gedrückt und brutal vergewaltigt. Wieder und wieder hatte er ihr gesagt, dass sie ihm gehöre, bis er endlich beschloss, dass er mit ihr fertig war. In dem Moment
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