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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Tod von der Schippe gesprungen», fuhr die Latex-Oma fort. «Viermal hat er mich fast erwischt. Ich weiß, eines Tages passiert es, aber bis dahin versuche ich, die Menschen aufzuklären.»
    «Mit dem Blog?»
    «Es geht nur so. Ich habe es bei der Polizei und den Medien versucht, aber die wollen mir nicht zuhören.»
    Das konnte ich mir vorstellen. Ich hörte ihr schließlich auch nicht freiwillig zu. Und ohne mein Hintergrundwissen würde ich kein Wort von dem glauben, was die Latex-Oma mir erzählte.
    «Deswegen habe ich Sie ausgewählt», fuhr sie fort. «Sie sind ihm auf der Spur. Ihnen hören die Menschen eventuell zu. Mir nicht, ich bin ein Niemand. Aber Sie sind ein bekannter Schriftsteller. Leider haben Sie nicht mehr viel Zeit. Wenn ich Ihnen nicht gefolgt wäre, wäre es jetzt schon vorbei.»
    In der Hoffnung, an noch mehr Informationen zu kommen, beschloss ich, das Spiel mitzuspielen. Was davon Wahrheit und was der Gedankenwelt eines Irren entsprang, würde ich später herauszufinden versuchen.
    «Wenn ich die Menschen warnen soll, müssen Sie mir alles erzählen, was Sie wissen», sagte ich in verschwörerischem Tonfall. Dabei sah ich aus dem Seitenfenster, so als müsse ich mich davon überzeugen, dass wir nicht belauscht wurden.
    Der Kopf der Latex-Oma zuckte hin und her.
    «Aus diesem Grund bin ich hier», sagte sie.
     
     
    W arte … ich kann nicht mehr.»
    Tobias Crombach blieb stehen. Seine Lunge brannte wie Feuer. Er hatte den Arm seines Buddys Marcel Kleve um seine Schulter geschlungen und ihn so beim Laufen gestützt. Wie viele Kilometer sie zurückgelegt hatten, wusste er nicht, aber seine Kraft war jetzt erschöpft. Marcel war sowieso schon nicht leicht, und jetzt wurde er immer schwerer.
    Er ließ ihn zu Boden sinken.
    Marcel stöhnte laut auf.
    Tobias blieb noch einen Moment stehen, dann sackte auch er zusammen. Schwer atmend sah er sich um. Sie waren kopflos und in Panik aus dem Containerhafen geflüchtet. Er wusste nicht, wo sie sich jetzt befanden. Sie waren neben einer Straße auf einem Fußweg gelaufen. Links erhob sich eine zwei Meter hohe Grasböschung, wahrscheinlich ein Deich. Jenseits der Straße zog sich ein Gewerbegebiet dahin. Niedrige schäbige Gebäude, in denen zu dieser Zeit niemand war.
    Hier würden sie keine Hilfe finden. S-Bahn und Busse fuhren um diese Zeit nicht mehr. Tobias hatte daran gedacht, ein Taxi zu rufen, den Gedanken aber schnell verworfen. Sie waren viel zu auffällig.
    Tobias selbst hatte einen heftigen Schlag aufs Auge abbekommen – es war so gut wie zugeschwollen. Noch schlimmer hatte es Marcel erwischt. Der hatte einen Stich in den rechten Oberschenkel abbekommen. Die Wunde blutete immer noch. Im Licht der Straßenlaterne sahen sie, dass das Hosenbein blutgetränkt war. Lange würde Marcel nicht mehr durchhalten. Sie mussten unbedingt zu einem Arzt. Aber der würde Fragen stellen.
    «Wie geht’s dir?», fragte Tobias.
    Marcel schüttelte nur den Kopf und stöhnte.
    Tobias war zum Heulen zumute. Er wusste sich keinen Rat. Das war doch alles eine riesengroße Scheiße! Sie hatten es dem Typen zeigen wollen, hatten sich für Julia rächen wollen, und nun das. Torsten war tot. Der Typ hatte ihn einfach abgestochen.
    Julia tot, Torsten tot … warum? Sie hatten doch gar nichts getan! Hatten sich doch nur ein paar Videos anschauen und Spaß haben wollen. Wer war dieser Irre? Tobias hatte beobachtet, dass er voller Tattoos war. Die Unterarme, der Hals, überall Tattoos. Außerdem hatte er einen Schlagring benutzt. Sie hatten ihn unterschätzt. Er war stark und schnell gewesen. Der Typ war ein richtiges Monster.
    Tobias hörte Schritte und zuckte zusammen.
    War er ihnen noch auf den Fersen?
    Er sah sich um. Auf der anderen Straßenseite war ein Mann. Er trug einen langen Mantel und ging leicht gebückt. Nachdem er ihnen einen schnellen Blick zugeworfen hatte, erhöhte er sein Tempo. Von dem drohte sicher keine Gefahr. Aber sie mussten hier weg. Vielleicht suchte der Irre noch nach ihnen.
    «Komm, wir müssen weiter», sagte Tobias und kämpfte sich auf die Beine. «Du brauchst einen Arzt.»
    Er packte ihn und wuchtete ihn hoch.
    Im selben Moment fuhr ein schwarzes Auto vorbei.
    Die Bremslichter leuchteten auf wie dämonische Augen.

U m fünf Uhr morgens näherte ich mich meinem Haus am Waldrand. Ich war völlig übermüdet und konnte nur noch mit großer Willenskraft die Augen offen halten. Obwohl ich mir sicher war, dass ich nicht verfolgt wurde, war ich

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