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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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während der letzten zwanzig Kilometer mehrfach falsch abgebogen und hatte Umwege in Kauf genommen. Die Erlebnisse im Containerhafen hatten mich vorsichtig werden lassen, vor allem aber das, was die Latex-Oma mir erzählt hatte. Wenn es stimmte, was sie behauptete, gab es keinen sicheren Ort mehr für mich.
    Hundert Meter von der Zufahrtstraße zu meinem Haus entfernt stellte ich meinen Wagen am Straßenrand ab und stieg aus. Am Horizont zeigte sich bereits ein heller Streifen, aber hier, zwischen den Bäumen, lagen noch die tiefen Schatten der Nacht. Ich ging ein Stück weit die Zufahrt hinunter.
    Vor meinem Haus stand ein Auto.
    Aus der Entfernung sah es wie ein Streifenwagen aus.
    Ich entspannte mich etwas. Wenn die Polizei hier war, war es der Täter sicher nicht. Mit der Polizei wollte ich sowieso reden, aber vorher musste ich unbedingt noch etwas erledigen. Das duldete keinen Aufschub. Wenn ich mich erst einmal in die Obhut der Staatsgewalt begeben hatte, würde ich nicht mehr dazu kommen.
    Also schlug ich mich ins Unterholz. Nach einigen Metern stieß ich auf den Trampelpfad, den ich beim Holzfällen selbst geschaffen hatte. Er führte mich in einem Bogen an dem Streifenwagen vorbei auf die Rückseite des Hauses. Dort betrat ich die Veranda und schloss leise die hintere Eingangstür auf. Behutsam und ohne Licht zu machen, schlich ich ins Büro. Ich ertastete auf dem Schreibtisch die Tastatur des Laptops und betätigte sie. Das Licht des Bildschirms blendete mich geradezu, aber da das Fenster nach hinten hinausging, bestand nicht die Gefahr, dass die Polizisten in dem Streifenwagen mich entdeckten. Wahrscheinlich schliefen sie ohnehin.
    Ich loggte mich ins Netz ein, verfasste eine Nachricht und schickte sie auf sämtlichen Kanälen ins World Wide Web hinaus.
    Andreas Winkelmann
    Deathbook, Maske, Visitenkarte, QR -Code, Tod
    Warnung! Auf keinen Fall den QR -Code von der Visitenkarte scannen. Lebensgefahr! Meldet euch bei mir oder der Polizei.
    Ich hatte mir den Text auf der langen Rückfahrt gut überlegt. Die erste Zeile diente den Schlagworten. Sollte jemand bei Google diese Worte eingeben, so würde er auf meine Warnung aufmerksam werden – hoffte ich. Vielleicht konnte ich so Leben retten.
    Nachdem ich das erledigt hatte, versteckte ich meinen Laptop. Unter den Polstern meiner Couch im Büro gab es ein kleines Fach mit Reißverschluss, in das eigentlich ein Kissen gehörte. Dort passte der Laptop hinein.
    Nur fünf Minuten nachdem ich es betreten hatte, verließ ich das Haus auf dem gleichen Weg, auf dem ich gekommen war, setzte mich in meinen Wagen und fuhr die Einfahrt hinauf.
    Fahrer- und Beifahrertür des Streifenwagens flogen auf, und zwei Polizisten sprangen heraus. Der Fahrer hielt seine Dienstwaffe am langen Arm zu Boden gerichtet. Sein Kollege zielte über das Dach des Wagens auf mich. Noch nie hatte ich in die Mündung einer Waffe geblickt, aber in diesen Tagen erlebte ich vieles zum ersten Mal.
    Ich stieß die Tür auf.
    «Aussteigen, die Hände gegen den Wagen», schallte es mir entgegen.
    Ich kam der Aufforderung nach und musste sogar grinsen, als ich mich selbst im Glas der Seitenscheibe betrachtete. Einer der Polizisten begann, mich abzutasten.
    «Wer sind Sie?», fragte er.
    «Andreas Winkelmann, ich wohne hier.»
    «Haben Sie einen Ausweis dabei?»
    «Im Handschuhfach. Rufen Sie doch bitte Kommissarin Manuela Sperling an. Die kann Ihnen bestätigen …»
    «Treten Sie bitte vom Wagen zurück», unterbrach mich der Beamte.
    Sein Kollege war mittlerweile ebenfalls näher gekommen. Er zielte jetzt nicht mehr auf mich, hielt seine Waffe aber noch in der Hand, den Lauf zu Boden gerichtet. Mit einem finsteren Blick beobachtete er mich, während sein Kollege meine Papiere aus dem Handschuhfach holte. Er verglich das Bild auf dem Ausweis mit meinem Gesicht.
    «Wo waren Sie in den letzten Stunden, Herr Winkelmann?», fragte er.
    «Unterwegs», antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Ich fand die Frage dreist. Was ging es ihn an, wo ich war?
    «Frau Sperling hat mehrfach versucht, Sie zu erreichen. Was ist mit Ihrem Handy?»
    Erst in diesem Moment fiel mir ein, dass ich es bei Jan gelassen hatte.
    «Verloren», sagte ich kurz angebunden. Auf keinen Fall würde ich die Polizei auf Jan aufmerksam machen.
    «Aha.» Der Polizist runzelte die Stirn und sah mich an. «Herr Winkelmann, ich habe von Hauptkommissar Kieling die Anweisung, Sie auf das Präsidium zu bringen. Notfalls nehme ich Sie dazu

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