Deathbook (German Edition)
Schriftstellers aufmerksam geworden und schließlich auf seiner Facebook-Seite gelandet war.
Da!
«Blinder Instinkt». Ein Taschenbuch. Daran konnte sie sich erinnern. Sie hatte mit den kleinen blinden Mädchen mitgefiebert. Ein perverser Mann hatte sie entführt und sie durch die Hölle geschickt. Ann-Christin wusste noch, dass sie sich gefragt hatte, wie man auf so eine Geschichte kam. Ob jemand, der so etwas schrieb, nicht krank sein müsse. Und jetzt hatte sie mit diesem Mann telefoniert. Sie hatte ihm ihre Adresse genannt, und er hatte versprochen herzukommen. Zum Glück mit einer Polizistin. Hoffentlich stimmte das. Ann-Christin war sich nicht sicher, ob sie Andreas Winkelmann hereinlassen würde, sollte er allein vor ihrer Tür stehen.
Ihr Handy klingelte. Das war er wieder.
«Alles in Ordnung bei dir?», fragte er. Er klang nett und wirklich besorgt.
«Ja, alles in Ordnung.»
«Wir fahren jetzt los. Neben mir sitzt die Polizistin Manuela Sperling, sie möchte dich kurz sprechen.»
«Okay.»
«Hi, Ann-Christin, hier ist Manuela. Wir beeilen uns, aber bitte, verlass nicht das Haus. Die örtlichen Kollegen sind informiert, ein Streifenwagen müsste bald bei dir eintreffen. Du kannst die Kollegen hereinlassen, oder sie warten draußen, ganz wie du möchtest. Aber sie werden klingeln und sich davon überzeugen, dass es dir gutgeht. Ist das in Ordnung für dich?»
«Ja, okay, ich warte hier. Vielen Dank.»
«Andreas wird dich in regelmäßigen Abständen immer wieder anrufen. Nur zur Sicherheit.»
«Okay.»
Damit war das Gespräch beendet.
Ann-Christin ließ sich auf ihr Bett sinken. Von einer Sekunde auf die andere fühlte sie sich vollkommen kraftlos. Hilfe war unterwegs, sie musste das hier nicht allein durchstehen. Vor Erleichterung begann sie zu zittern. Endlich schien dieser Albtraum ein Ende zu nehmen.
Sie blätterte ein paar Minuten durch das Buch. Las ein paar Stellen nach und kam wieder zu der Überzeugung, dass kein normaler Mensch sich so eine Geschichte ausdenken konnte. Schließlich schlug sie das Buch zu, streifte den Bademantel ab, zog sich Jeans und Shirt an und nahm das Buch hinunter ins Wohnzimmer.
Auf dem Tisch stand ihr Laptop. Daneben lag die Visitenkarte. Ihr Handy hielt sie in der Hand.
Sollte sie?
In Kürze würde die Polizei eintreffen, ihr konnte also nichts passieren. Und wenn die Polizistin erst hier war, würde sie sicher keine Chance mehr dazu bekommen.
Der Zeitpunkt war ideal, daher siegte die Neugierde. Ann-Christin setzte sich auf die Couch, nahm die Karte und hielt sie vors Handy. Im letzten Moment zögerte sie. Nein, das ging nicht. Der Akku war fast leer. Was, wenn es gleich klingelte? Die Polizistin hatte angekündigt, dass der Schriftsteller sich in regelmäßigen Abständen melden würde.
Ann-Christin dachte einen Moment nach. Ihr fiel ein, dass es auf dem Laptop ebenfalls ein Scanprogramm gab. Sie öffnete es und wurde aufgefordert, die Kamera auf den Code zu richten. Ohne noch einmal zu zögern, hielt sie die Rückseite der Visitenkarte vor die Linse im Deckel des Laptops. Als das Programm den QR -Code erkannte, begann es automatisch zu scannen. Ein dünner roter Faden fuhr langsam von unten nach oben und dann wieder zurück über den Code.
Gespannt wartete Ann-Christin darauf, was nun passieren würde. Anima Moribunda hatte ihr eine andere Sichtweise auf den Tod versprochen, und bei all der Angst, die sie vor ihm hatte, war sie doch begierig, zu erfahren, was er damit meinte.
M anuela raste durch die Nacht. Sie hatte sich von einem Kollegen eines dieser Blaulichter geborgt, die man aufs Wagendach stellen konnte. Das Licht spiegelte sich in der Motorhaube. Ich empfand es als störend, es machte mich nervös. Andererseits konnte wohl niemand in dieser Situation ruhig bleiben. Auch Manuela war angespannt. Ich erkannte es daran, wie fest sie das Lenkrad umklammerte. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, auch sie reflektierten das zuckende, blaue Licht.
Kieling hatte die Erlaubnis erteilt, dass ich mitfahren durfte. Vielleicht hatte er erkannt, dass ich mich von ihm nicht hätte aufhalten lassen. Manuela hatte wie ein Wasserfall auf den sichtlich überforderten Hauptkommissar eingeredet. Er hatte kaum Luft holen, geschweige denn zu Wort kommen können. Ich wusste ja, wie redegewandt und schlagfertig Manuela war. Sie hatte mir mal erzählt, dass das ihre einzige Waffe gegen ihre drei Brüder gewesen war. In Jans Wohnung hatte sie mich aber doch
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