Deathbook (German Edition)
ich mich in meinen Facebook-Account ein.
Die winzige rote 1 stach mir sofort ins Auge.
Eine Nachricht.
Die Nachricht begann mit den Worten: «Ich habe eine solche Visitenkarte bekommen …»
Sie war vor drei Minuten von einer Ann-Christin K. gesendet worden.
Ich klickte die Nachricht an und las den kompletten Text.
«Ich habe eine solche Visitenkarte bekommen, vor der Sie gewarnt haben. Was soll ich tun?»
Ich war wie elektrisiert. Die Warnung, die ich vorgestern ins Netz hinausgeschickt hatte, war also nicht ungehört verhallt. Mein Herz begann zu rasen. Ich tippte eine Antwort ein.
Andreas Winkelmann 15 : 53
Ann-Christin, bist du noch da?
Ann-Christin 15 : 53
Ja, bin ich. Sind Sie wirklich der Schriftsteller?
Andreas Winkelmann 15 : 53
Ja, der bin ich. Hast du den Code von der Karte gescannt?
Ann-Christin 15 : 53
Nein, ich wollte es gerade tun, als ich Ihre Warnung gefunden habe.
Andreas Winkelmann 15 : 54
Auf keinen Fall den Code scannen!! Er ist gefährlich.
Ann-Christin 15 : 54
Was hat das alles zu bedeuten? Ich habe von Ihrer Nichte gelesen. Hat sie auch eine Karte bekommen? Ist sie deshalb gestorben?
Andreas Winkelmann 15 : 54
Ob Kathi eine Karte bekommen hat, weiß ich nicht, aber wenn du den Code nicht eingescannt hast, dürfte dir nichts passieren.
Ann-Christin 15 : 54
Aber ich wurde vorhin auf dem Nachhauseweg angegriffen. Der Typ trug die Maske von der Karte, und er hat mich gefilmt. Ich habe große Angst.
Andreas Winkelmann 15 : 54
Bist du jetzt in Sicherheit?
Ann-Christin 15 : 55
Ich bin zu Hause. Aber er weiß, wo ich wohne, er war schon an meiner Haustür.
Andreas Winkelmann 15 : 55
Ist jemand bei dir?
Ann-Christin 15 : 56
Nein, ich bin allein. Was soll ich tun? Können Sie mir helfen?
Andreas Winkelmann 15 : 56
Kannst du mir deine Handynummer geben?
Ann-Christin 15 : 56
Ich weiß nicht …
Andreas Winkelmann 15 : 56
Ann-Christin, ich kann dir helfen, ich bin gerade bei der Polizei. Aber du musst mir vertrauen. Pass auf, hier ist meine Nummer, ruf mich bitte sofort an. Machst du das?
Darauf bekam ich zunächst keine Antwort.
Ich zitterte vor Anspannung und konnte kaum fassen, was da gerade geschah. Meine Warnung hatte tatsächlich etwas gebracht! Vielleicht hatten wir mit dieser Ann-Christin endlich eine Zeugin. Sie war angegriffen worden, sicher konnte sie den Täter beschreiben.
Ich zog mein Handy aus der Jackentasche. Wie gut, dass Manuela es mir nicht abgenommen hatte. Es enthielt zwar mit Sicherheit eine Spionagesoftware, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Wenn der Täter ohnehin wusste, wo dieses Mädchen zu finden war, konnte ich auch mit ihr telefonieren.
«Ruf an … ruf an … komm schon», sagte ich leise vor mich hin und behielt Facebook im Auge. Dort tat sich nichts. Sie zögerte. Hatte ich sie verschreckt? Schon schwebten meine Finger über der Tastatur, aber bevor ich zum Tippen kam, klingelte mein Handy.
«Ann-Christin, bist du das?»
«Ja, ich bin es … ich habe wirklich große Angst … bitte, können Sie mir helfen?»
«Wo wohnst du?»
«In Rotenfelden.»
«Das kenne ich nicht. Gibt es eine bekannte Stadt in der Nähe?»
«Ja, Osnabrück.»
«Pass auf, Ann-Christin, ich bin gerade mit einer Polizeibeamtin unterwegs, die in diesem Fall ermittelt. Wenn wir sofort losfahren, sind wir in einer Stunde bei dir. Wir müssen mit dir sprechen. Aber noch wichtiger ist es, dass du so lange in deinem Haus bleibst. Geh nicht hinaus. Wir werden versuchen, dir eine Polizeistreife zu schicken. Wäre das in Ordnung für dich?»
«Ja, ich denke schon.»
«Okay, dann machen wir es so. Sagst du mir bitte deine genaue Adresse?»
«Tulpenweg 7 .»
«Danke. Ich lege jetzt auf, rufe dich aber in ein paar Minuten wieder an. Geh bitte nicht vom Telefon weg, ja?»
«Mach ich nicht.»
A nn-Christin starrte ihr Handy an, als hätte sie nie zuvor eines gesehen.
Unvermittelt sprang sie von der Couch auf, lief die Treppe ins Obergeschoss hinauf und in ihr Zimmer. Über die gesamte rechte Wand erstreckte sich ein Bücherregal. Es war zum Bersten gefüllt. Ann-Christin las alles, was sie in die Finger bekam, besonders gern aber Thriller und Krimis. Ungefähr die Hälfte ihres Bestandes stammte aus den beiden Genres.
Sie wusste, sie hatte schon etwas von diesem Andreas Winkelmann gelesen. Deshalb war sie ja so erstaunt gewesen, als sie durch ihre Google-Suche auf die Warnung des
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