des Saals im Blick.
Meine Hand zitterte, als ich die Maus bediente. Ein Windows-System. Daran hatte ich lange nicht mehr gearbeitet, aber manche Dinge verlernt man nicht. Über die Suchmaschine loggte ich mich ins Internet ein und rief meinen Mail-Account bei Web.de auf. Dort klickte ich die Mail an, die mein Computerspezi Jan Krutisch mir an die Adresse
[email protected] geschickt hatte. Ich sollte die Mail öffnen, den Link anklicken, abwarten. Sobald der Ladebalken vollständig war, die Mail schließen und ausloggen. Der Link öffnete ein Spionageprogramm, das ein Abbild aller Dateien auf dem Rechner direkt an Jan schickte. So konnte ich die Daten später in Ruhe bei ihm oder bei mir anschauen.
Das war natürlich illegal. Aber Mord war auch illegal, und ich würde fast alles tun, um herauszufinden, was Kathi zugestoßen war.
Das Programm installierte sich. Der Ladebalken wuchs aber nur langsam. Immer wieder schaute ich nervös über die Schulter. Da war niemand. Ich erschrak heftig, als die Katze abermals an meinen Beinen entlangstrich.
Ich bückte mich und streichelte sie kurz, dann konzentrierte ich mich wieder auf den Bildschirm. Ich hoffte inständig, auf diesem Rechner endlich Antworten zu finden. Was, wenn meine Hoffnung vergebens war? Thaumann hatte dem Internet nicht vertraut. Würde er wichtige Informationen auf seinem Computer speichern?
Wie hatte er sich ausgedrückt? Vier Augen, vier Ohren, die altmodische Art. Kein Internet.
Mein Blick fiel auf die große Arbeitsplatte. Da lag allerlei herum, zu viel, um alles zu sichten. Ein roter Notizblock zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Er sah aus, als würde er oft benutzt. Ich schlug ihn auf. In der Spirale hingen die Fetzen etlicher herausgerissener Blätter. Das erste Blatt war unbeschrieben, aber ich konnte die Abdrücke der Notiz sehen, die zuletzt auf dem Blatt darüber gemacht worden war.
Ich suchte einen Bleistift und begann, die Seite zu schraffieren. Die Rillen im Papier blieben weiß und ließen nach und nach eine Schrift erscheinen.
Es waren Koordinaten. Ich hatte solche Zahlenkolonnen oft genug selbst benutzt, wenn ich mit einem GPS -Gerät auf Trekkingtour gewesen war.
Ich riss das Blatt ab, faltete es und steckte es in meine Hosentasche.
Endlich war das Programm vollständig geladen. Ich schloss das Mail-Programm und loggte mich aus. Mehr musste ich nicht tun. Jan hatte versprochen, dass sämtliche Spuren verschwinden würden.
Spuren …
Mist! Ich hatte Fingerabdrücke hinterlassen!
Über der Lehne eines Stuhls hing ein brauner Pullover. Damit wischte ich sämtliche Oberflächen ab, die ich berührt hatte, und hängte ihn zurück.
Hatte ich an alles gedacht? Konnte ich jetzt die Polizei rufen? Und die wichtigste Frage: Sollte ich bleiben und auf die Beamten warten oder abhauen? Niemand hatte mich kommen sehen, und wenn ich genauso unerkannt zu meinem Wagen zurückkam, konnte ich mir lästige Fragen ersparen. Es würde ohnehin schwer genug werden zu erklären, was ich hier suchte. Gab es eine Verbindung zwischen mir und Thaumann? Würde die Polizei mir auf die Schliche kommen, wenn ich mich einfach davonmachte?
Mir fiel ein, dass ich Thaumanns Handy angerufen hatte. Das ließ sich nachverfolgen. Ich dachte einen Moment nach, zog mein eigenes Telefon hervor und rief Thaumanns Nummer abermals an.
Augenblicklich brummte es an der Leiche.
Die Katze sah ebenso interessiert hinüber wie ich.
Ich ging zu Thaumann hinüber. Inzwischen hatte ich mich an den starken metallischen Geruch des Blutes gewöhnt, aber direkt über dem Toten wurde er wieder intensiver. Mein Magen zog sich zusammen, ich musste heftig schlucken. Vom Rand des Blutsees aus reichte mein Arm gerade so an Thaumann heran. Ich musste mich vorbeugen und mit einer Hand auf seinem Bein abstützen. Noch nie war ich einer Leiche so nah gewesen oder hatte sie angefasst. Hastig fummelte ich das Handy aus seiner vorderen Hosentasche. Als ich es hatte, wollte ich mich abstoßen, rutschte aber von seinem Bein ab. Mit der Handkante landete ich im Blut.
Es war kalt. Klebrig. Ekelhaft. Ich zog mich von der Leiche zurück, hielt die Hand hoch, betrachtete sie und lief in die Küche hinüber. Dort spülte ich sie so lange unter heißem Wasser ab, bis ich die Schmerzen nicht länger ertragen konnte. Dann lehnte ich mich an die Spüle, atmete tief ein und aus und kämpfte gegen den Würgreiz an.
Ich nahm Thaumanns Handy und öffnete den Speicher für Nachrichten und Anrufe. Er war