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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Facebook gemeldet und eine Handynummer hinterlassen. Ich hatte sofort angerufen, zu einem Gespräch war es aber nicht gekommen. Thaunn hatte mir die Adresse und den Zeitpunkt genannt und aufgelegt. Bei einem zweiten Versuch kurz darauf hatte mir eine Bandstimme gesagt, dass der Teilnehmer nicht erreichbar sei.
    Dieser Thaunn litt eindeutig an Verfolgungswahn.
    Die Wartezeit bis zum Abend war mir zu lang erschienen, also war ich bereits am Nachmittag aufgebrochen. Lechfelden lag zwei Stunden Fahrtzeit von meinem Wohnort entfernt. Ich hatte mich dort umgesehen, später in einem Restaurant gegessen und die restliche Zeit irgendwie totgeschlagen.
    Das weitläufige Gelände, vor dem ich jetzt hielt, war früher ein Militärlazarett für den schon vor Jahren geschlossenen Fliegerhorst gewesen. Es war von einer zwei Meter hohen weißen Mauer umgeben. Darin standen mehrere große dreistöckige Gebäude aus rotem Backstein, die über die Mauer hinausragten. Zwischen den Gebäuden wuchsen alte Kastanien und Eichen.
    Ich ließ meinen Wagen in einer Parkbucht am Straßenrand stehen und machte mich zu Fuß auf den Weg. Da ich auf dem Areal keine Laternen gesehen hatte, steckte ich die Taschenlampe aus dem Handschuhfach ein. Darin lag auch mein Elektroschocker. Das Ding war zwar illegal, aber heutzutage wusste man nie. Nach dem Desaster an der Bahnstrecke hatte ich mich entschlossen, ihn ebenfalls einzustecken.
    Derart gewappnet, machte ich mich auf den Weg.
    Vor der breiten Mauerdurchfahrt blieb ich stehen. Dunkel und weitläufig lag das Areal vor mir. Das bleiche Licht einer Laterne vorn an der Straße fiel auf die Blätter einer Silbereiche. Unter der mächtigen Krone aber war es stockdunkel, so wie in dem gesamten Park zwischen den Gebäuden. Das Gelände machte einen verwunschenen Eindruck, so als sei es in der Zeit stehengeblieben. Ich erwartete beinahe, versehrte Soldaten auf Krücken im Park umherwandeln zu sehen.
    Mir wurde ein wenig mulmig zumute. War es klug gewesen, allein hierherzukommen? Vielleicht hätte ich Manuela um Hilfe bitten sollen. Ich konnte sie immer noch anrufen. Mein Handy steckte in der Innentasche meiner Jacke. Aber Thaunn hatte ausdrücklich verlangt, dass ich allein kommen sollte. Vielleicht beobachtete er mich bereits. Ich an seiner Stelle würde es tun.
    Trotz meiner Bedenken gab ich mir einen Ruck und betrat das unheimliche Lazarettgelände.
     
    Der gepflasterte Weg führte auf das erste Gebäude zu. Es trug die Nummer  7 . In den Fenstern brannte Licht. Im zweiten Stock flackerte ein Fernseher. Ich ging an dem Haus vorbei. Bis zum nächsten waren es vielleicht zwanzig Meter. Nummer  8 . An zwei weiteren musste ich noch vorbei, bevor ich Haus Nummer  11 fand. Ich blieb in einiger Entfernung davor stehen, gut geschützt durch das Laub einer ausladenden Kastanie. Auch Nummer  11 besaß drei Stockwerke, aber zusätzlich noch einen saalartigen flachen Anbau. Und anders als die übrigen Gebäude schien dieses hier nicht renoviert zu sein. In der vierten Etage brannte Licht, ansonsten war das Haus dunkel.
    Ich machte mich auf den Weg zur Eingangstür. Auf halber Strecke fiel mir der Parkplatz auf. Er lag vielleicht dreißig Meter entfernt direkt an der Mauer neben einer weiteren Zufahrt zum Gelände. Zwei Laternen beleuchteten die wenigen Fahrzeuge. Was mich aufmerken ließ, war der weiße Wagen.
    Ein Kombi. Er kam mir bekannt vor.
    Das konnte doch kein Zufall sein.
    Den Zettel, auf dem ich mir an den Bahngleisen das Kennzeichen des Fluchtwagens notiert hatte, hatte ich nicht dabei, aber das war auch nicht nötig. Ich hatte die Nummer im Kopf. Im Schutz der Dunkelheit unter den Bäumen schlich ich über den Rasen auf den Parkplatz zu.
    Das Kennzeichen stimmte.
    Mit diesem Auto war der Mann geflüchtet, der mich im Wald an der Bahnstrecke niedergeschlagen hatte. Wie ferngesteuert hob sich meine Hand und betastete vorsichtig die Lippe. Die Berührung schmerzte noch.
    Ich war alarmiert.
    Bisher war ich davon ausgegangen, dass es sich bei dem Flüchtigen um den Mann gehandelt hatte, der Schuld war an Kathis Tod. Waren er und M. A. Thaunn etwa ein und dieselbe Person? Aber würde sich ein solcher Täter via Facebook mit mir in Verbindung setzen? Wofür? Ganz sicher würde er mich nicht zu seinem Wohnort locken und sich damit selbst in Gefahr bringen.
    Nein, ich hatte mich getäuscht. Der Typ von den Gleisen war nicht vor mir geflüchtet, weil er der Täter war, sondern weil er Angst vor mir gehabt

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