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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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an und war überrascht.
    Es handelte sich um eine digitale Gedenkstätte. Die 30 -sekündige Demo klärte mich über die Möglichkeiten auf, die ich als User dort hatte. Ich konnte eine Gedenkstätte für bereits verstorbene Personen anlegen oder für mich selbst und dadurch so etwas wie Unsterblichkeit erlangen – im digitalen Sinne, versteht sich. Ich konnte ähnlich wie bei Facebook ein Profilbild anlegen und Freunde und Bekannte einladen, und es war auch möglich, meine Gedenkstätte mit real existierenden Friedhöfen zu vernetzen.
    Ich lehnte mich zurück und atmete schwer aus. Die Welt war vernetzt. Auch mit dem Tod.

I ch stoppte meinen Wagen vor einer Schranke. Die Weiterfahrt in das Waldgebiet war versperrt.
    «Sind wir hier richtig?», fragte Manuela skeptisch. Sie saß neben mir auf dem Beifahrersitz und sah mich an. Ich mochte es, wenn sie ihre kleine Nase ein wenig kräuselte.
    «Laut GPS ja.»
    Ich besaß ein modernes Outdoor-Navigationsgerät mit dem neuesten Kartenmaterial. Das Gerät sah aus wie ein Handy und hatte mich bereits zweimal zuverlässig über die Alpen geführt. Was auch immer sich an der Stelle befand, zu der uns die Koordinaten von Thaumanns Notizzettel führten, lag in diesem Waldstück.
    «Dann müssen wir wohl zu Fuß weiter. Mist, ich habe keine passenden Schuhe an für dieses Gelände», sagte Manuela und deutete auf ihre Sneakers.
    Es hatte bis vor einer halben Stunde geregnet. Gerade brach die Sonne zwischen den Wolken hindurch, aber die Wege, wenn es denn welche gab, würden aufgeweicht sein.
    «Dann geh doch barfuß», schlug ich vor und stieg aus. Ich war wirklich froh, dass Manuela sich beruhigt hatte und nicht mehr sauer auf mich war. Die Begrüßung bei mir zu Hause war zwar noch etwas frostig ausgefallen, aber nach einer Tasse Kaffee und einem klärenden Gespräch war Manuela wieder die Alte. So langsam durchschaute ich sie. Sie konnte aufbrausend sein, aber sie beruhigte sich auch schnell wieder und war nicht nachtragend. Was ich von mir nicht behaupten konnte. Ich hatte ein Gedächtnis wie ein Elefant, und wer bei mir einmal unten durch war, der blieb es auch. Dagegen war Manuelas Aufbrausen richtiggehend sympathisch.
    Sie dabeizuhaben beruhigte mich. Sie war zwar nicht im Dienst und trug auch keine Waffe, aber eine Polizistin an der Seite zu haben, auch wenn sie sich noch in der Ausbildung befand, war ein gutes Gefühl.
    Wir trafen uns an der Schranke. Manuela trug noch ihre Schuhe, hatte aber die Hosenbeine aufgekrempelt. Sie grinste mich an.
    «Durch tiefe Pfützen trägst du mich aber.»
    «Okay. Aber erst mal geht’s auf dem Weg geradeaus.»
    Wir gingen links an der Schranke vorbei und folgten dem geteerten Weg. Der Wald bestand hauptsächlich aus Fichten und Kiefern, nur ganz vereinzelt standen Laubbäume dazwischen. Es war dunkel im Unterholz. Immer größere Löcher tauchten im brüchigen Asphalt auf. An manchen Stellen wuchs Unkraut daraus hervor, sogar ein paar kleine Birkensprösslinge sah ich. Hier war schon lange kein Wagen mehr gefahren. Links zog sich ein schier endloser Maschendrahtzaun durch den Wald. Auch der hatte schon bessere Zeiten gesehen.
    «Was ist das hier?», fragte Manuela.
    «Ein ehemaliges Kiesabbaugebiet. Liegt aber schon seit Jahren brach. Laut GPS liegt der Zielpunkt in der Mitte des Geländes, und von hier aus kommt man am besten heran. Wir gehen noch zweihundert Meter geradeaus und versuchen dann, über den Zaun zu klettern.»
    «Das ist unbefugtes Betreten», sagte Manuela. Ich hörte an ihrer Stimme, dass es ihr egal war.
    «Vielleicht steht ja eine Tür offen.»
    Eine Tür fanden wir nicht, dafür aber eine Stelle im Zaun, aus der ein großes Stück herausgeschnitten worden war.
    «Ist doch fast dasselbe», sagte ich und stieg hindurch.
    Hinter dem Zaun gab es keinen Weg mehr, also liefen wir über feuchten Waldboden. Das GPS führte uns nach Westen. Nach ungefähr hundert Metern tauchten die Umrisse eines Gebäudes auf: eine nach vorn offene Halle aus Betonteilen. Hier im Wald wirkte sie völlig fehl am Platze
    «Was ist das?», fragte Manuela und ging voran. Sie war gerade mal 1 , 63 groß und wirkte neben der hoch aufragenden grauen Wand der Halle wie eine Spielzeugpuppe.
    «Sieht aus wie ein Unterstand für LKW », rief ich und folgte ihr.
    Ein Blick auf das Navigationsgerät verriet mir, dass es bis zum Zielpunkt noch 700  Meter waren. Ich holte Manuela ein und ging voran.
    Wir schlichen durch den Wald und sahen uns immer

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