Deathbook (German Edition)
ein Glas Wasser ein, wir lehnten uns an die Spüle und tranken schweigend. In Manuelas Glas sah ich mein eigenes Spiegelbild. Und erstarrte.
«Wir müssen uns das Video noch einmal ansehen, aber auf dem großen Bildschirm», stieß ich aufgeregt aus.
«Warum? Was ist los?»
«Komm mit.»
Ich ging ins Büro hinüber, verband den Laptop mit dem großen Rechner und überspielte das Video. Dann stellte ich für den 27 -Zoll-Monitor ein bildschirmfüllendes Format ein und startete das Video erneut.
Manuela stand dicht neben mir, unsere Arme berührten sich. Wir beugten uns ganz nah zum Monitor.
Als der See aus Wasser und der Eisblock ins Bild kamen, stoppte ich den Film.
«Da, im Wasser, was ist das?» Ich deutete mit dem Finger auf den See. In der hellen Oberfläche schwamm ein dunkler Fleck. Etwas spiegelte sich darin.
«Ich kann es nicht erkennen», sagte Manuela. «Kannst du es vergrößern?»
«Moment.»
Ich vergrößerte den Bildausschnitt. Dadurch wurde die Qualität etwas schlechter, aber trotzdem konnten wir die Umrisse jetzt erkennen. Unmittelbar vor dem Mädchen stand eine Person. Obwohl sie sich die Kamera vors Gesicht hielt, sahen wir beide, dass die Person eine Maske trug. Die Maske von der Visitenkarte.
Für einen Moment glaubte ich, den Tod zu sehen.
«Wer oder was ist das?», fragte Manuela.
«Der Deathbook-Killer», rutschte es mir heraus.
Manuela bediente die Maus, vergrößerte den Bildausschnitt noch weiter, doch das brachte nichts. Er wurde zu unscharf.
«Vielleicht können unsere Techniker noch was rausholen», sagte sie. Und dann: «Deathbook? Was ist damit gemeint? Todesbuch oder Buch der Toten? Und diese Maske … hast du die schon mal irgendwo gesehen?»
«Warte mal.»
Ich öffnete den Browser, gab «Deathbook» ein und erhielt über dreihunderttausend Treffer. Auf den ersten beiden Seiten fand ich nur englische Einträge.
«Such mal nach Bildern», schlug Manuela vor.
Das tat ich. Und es waren einige hässliche Bilder dabei. Unter anderem auch eines «unserer» Maske. Eine Abbildung der Visitenkarte. Ich stellte sie so groß wie möglich ein.
«Sind da Augen hinter diesen roten Fäden?», fragte Manuela.
Wir sahen beide ganz genau hin, konnten aber keine entdecken.
«Vielleicht gibt es eine Website», sagte ich und gab ins Suchfeld ein:
www.death-book.com
Volltreffer.
D ieser Schriftsteller mischte sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen. Er schien ein neugieriger und neunmalkluger Mensch zu sein, der seine Nase überall hineinsteckte. Aber gut, da er sich jetzt schon mal ins Spiel gebracht hatte, sollte er auch mitspielen. Dann aber auch mit allen Konsequenzen und nach den Regeln, die nun einmal für dieses Spiel galten.
Der würde sich noch wundern!
Schneid hatte er ja, das musste man ihm zugestehen. Nicht jeder, der sich verfolgt fühlte, würde nachts auf einer einsamen Landstraße anhalten, um den vermeintlichen Verfolger zur Rede zu stellen. Aber eigentlich war das nicht mutig gewesen, sondern dumm. Mut und Dummheit wurden oft verwechselt. Häufig führte dieser allzu menschliche Irrtum direkt in den Tod.
Der Schriftsteller war bereits so gut wie tot. Er wusste es nur noch nicht.
Die Sache begann interessant zu werden.
Darum war er auch nicht gleich zurück in die Stadt gefahren, nachdem der Schriftsteller ihn auf der Landstraße zum Überholen gezwungen hatte – zum Glück hatte er eine Maske getragen. Er war der Straße noch einen Kilometer gefolgt und hatte in einem Feldweg gewendet. Als er erneut an der Einfahrt zum Haus des Schriftstellers vorbeigefahren war, hatte er durch die Bäume hindurch Licht schimmern sehen. Ein paar hundert Meter die Straße runter hatte er seinen Wagen tief in einem Waldweg stehen lassen und war zu Fuß durch den Wald zum Haus zurückgegangen. Warum, konnte er selbst nicht genau sagen. Wahrscheinlich wollte er einfach nur sehen, wie der dumme Kerl mit der Situation umging. Verbarrikadierte er sich im Haus? Lief er zitternd vor Angst durch die Räume? Und vor allem: Hielt er eventuell eine Waffe in den Händen? Für später war es wichtig zu wissen, ob er eine Waffe besaß.
Wenn er eines gelernt hatte in den vergangenen Monaten, dann war es, auf alles vorbereitet zu sein. Jede Eventualität einzukalkulieren. Nichts außer Acht zu lassen. Der Tod lauerte an jeder Ecke, und man konnte nie wissen, wann und wo er zuschlagen würde. Man musste schon verdammt clever sein, um ihm zu entkommen.
Der Schriftsteller war
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