Deathbook (German Edition)
Schule war sie seit zwei Tagen nicht mehr.»
«Scheiße», sagte KingofSpeed. «Ich hab so was geahnt. Wir hätten auf sie hören sollen. Julia hatte gleich so ein komisches Gefühl bei der Sache.»
«Hör auf, hier die Welle zu machen. Bitchhunter ist ein Mädchen, die haben immer komische Gefühle. Sie wird schon wieder auftauchen. Ist ja nicht das erste Mal, dass sie verschwindet», sagte Troublemaker.
«Ich weiß nicht», wandte Phantom ein. «Sie hätte doch wenigstens mir etwas gesagt. Und eigentlich geht sie immer ans Handy.»
«Nur weil du sie fickst, muss sie sich doch nicht bei dir abmelden», sagte Troublemaker.
«Pass auf, was du sagst», warnte ihn Tobias Crombach.
Gleichzeitig meldeten ihre Handys den Eingang einer SMS . Mit einer nahezu synchronen Bewegung holten sie ihre Telefone aus den Hosentaschen.
D as Klingeln des Telefons riss mich endgültig aus dem tranceartigen Zustand zwischen Traum und Realität.
Ich war erst weit nach Mitternacht ins Bett gekommen und hatte schlecht geschlafen. Zwei Träume hatten mich gequält: In dem einen war immer wieder die alte Frau in dem Auto an mir vorbeigerollt. Im letzten Moment hatte sie den Mund aufgerissen, eine Reihe gefährlicher Fangzähne gezeigt und wie ein Reptil gezischt.
In dem anderen hatte ich das Mädchen aus dem furchtbaren Tötungsvideo gesehen. Das Eiswasser war an ihrem Körper hinaufgeflossen, hatte irgendwann ihr Gesicht eingehüllt, und dann war sie ertrunken.
Ich quälte mich aus dem Bett, tappte unsicher ins Büro hinüber und nahm das Gespräch entgegen.
«Guten Morgen, hier ist Astrid Pfeifenberger», begrüßte mich die Lehrerin.
«Guten Morgen», gab ich verschlafen zurück.
«Entschuldigung, habe ich Sie geweckt?»
«Nein, nein, ist schon in Ordnung. Ich habe nur eine schlechte Nacht hinter mir. Was gibt es denn? Haben Sie etwas Neues für mich?»
«Ja, ich habe gestern schon versucht, Sie zu erreichen. Ich habe auf dem Schulhof ein merkwürdiges Gespräch mit angehört.»
«Erzählen Sie bitte», bat ich die Lehrerin und spürte, wie ich wach wurde.
Sie berichtete mir, was sie gehört hatte. Natürlich wollte sie wissen, was ich davon hielt. Einen Moment schwankte ich, ob ich ihr vom gestrigen Tag erzählen sollte, tat es dann aber nicht. Sie hatte es verdient, alles zu erfahren, schließlich half sie mir bereits von Anfang an. Aber ich würde noch warten, bis ich sicher sein konnte, keinen Mist zu erzählen.
Ich bat sie, mit den Schülern, die sie zufällig belauscht hatte, ein Gespräch zu führen.
«Ich kann es versuchen», sagte Astrid Pfeifenberger.
Ich dankte ihr und versprach, mich zu melden.
Nachdenklich ging ich unter die Dusche. Was die Lehrerin erzählt hatte, passte zu dem, was gestern passiert war. Es gab tatsächlich eine Website mit Namen www.death-book.com, allerdings hatten Manuela und ich nichts damit anfangen können. Wir hatten keinen Zugang gefunden. Die Startseite sah ebenso aus wie die Visitenkarte, aber nirgendwo war ein Button zum Anklicken. Es war fast so, als befände sich die Seite noch im Aufbau. Vielleicht war der Inhalt aber auch ausschließlich Mitgliedern vorbehalten. Nur – dann hätte ich doch Zutritt haben müssen! Der Maskenmann hatte doch gesagt, ich sei jetzt Mitglied im Deathbook und müsse meinen Beitrag leisten.
Nimm ein Video auf, wie ein Mensch stirbt. Verweigerst du deinen Beitrag, nehmen wir ein Video auf, wie DU stirbst.
War das ernst gemeint? Manuela meinte, ja. Sie hätte mir gern eine Streife zum Schutz dagelassen, aber Kieling war dagegen gewesen. Wahrscheinlich ließ der Hauptkommissar stattdessen mich beschatten.
Würde ich erst Zutritt bekommen, wenn ich meinen Beitrag geleistet hatte? Was für ein perfides Spiel spielte der Deathbook-Killer?
Der Name war hängengeblieben. Ich fand, er klang wie ein Name aus einem Hollywood-Streifen. Aber er passte. Leider.
Ich trocknete mich ab, zog mich an und setzte mich zum Frühstück an den Schreibtisch. Mehr als ein Toast mit Butter und eine Tasse Kaffee bekam ich nicht hinunter. Mein Magen war wie blockiert. Das Todesvideo gestern Abend hatte mir wirklich zugesetzt. Noch nie hatte ich einen Menschen sterben sehen. Es war brutal, abartig und entsetzlich grausam, und natürlich fragte ich mich seitdem, ob es Kathi auch so ergangen war. Hatte dieser Irre meine Nichte dabei gefilmt, wie sie vom Zug überfahren wurde?
Der Gedanke ließ mich frösteln. Automatisch musste ich an den Master of Dark Tattoos
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