Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
geoutet hat. Die Schwester, Margaret, ist eine religiöse Fanatikerin. Bleibt noch Mary Beth. Und die ist tot.«
»Vielleicht hatte Liam es satt, sein Leben zu riskieren. Immerhin ist sein Cousin bei einem Brand umgekommen.«
»Aber nicht im Einsatz als Feuerwehrmann«, hob Paterno hervor. »Außerdem machen die meisten Feuerwehrmänner, die ich kenne, ihren Job aus Berufung, es liegt ihnen im Blut.« Er blickte zu Rossi auf. »So jemand hört nicht einfach auf.«
Paterno gefiel die ganze Sache nicht. Er stand auf, reckte sich, trat vor seine Karte und betrachtete sie finster. »Weißt du, Rossi, ich verstehe immer noch nicht, warum der Staatsanwalt Shannon Flannery die Sache anhängen wollte. Ich war zu der Zeit noch nicht hier, aber ich habe die Akte studiert. Die Indizien waren ausgesprochen dürftig.«
Rossi schüttelte den Kopf. »Ich war damals gerade neu hier, war aus San Jose hergezogen. Der Staatsanwalt, Behringer, wollte einen Erfolg vorzuweisen haben. Die Behörde fürchtete um ihren Ruf; die Sache mit dem unsichtbaren Feuerteufel machte die ganze Stadt nervös. Für die Presse war das natürlich ein gefundenes Fressen, und so war die Staatsanwaltschaft schwer im Zugzwang, den Fall abzuschließen, damit die Leute sich wieder sicher fühlen konnten.
Behringer hat sich richtig in den Fall hineingesteigert. Ich denke, er war tatsächlich überzeugt, dass Shannon Flannery den Mord begangen hatte. Er war besessen von dem Wunsch, sie fertigzumachen. Sie hatte kein Alibi und ein handfestes Motiv: Carlyle prügelte sie. So schlimm, dass sie ihr Kind verloren hatte. Sie hatte eine Kontaktsperre gegen ihn erwirkt, die er nicht einhielt, und obwohl er eine Freundin hatte, sträubte er sich gegen die Scheidung. Seine Frau hatte ihn wegen häuslicher Gewalt angezeigt, aber bevor der Fall vor Gericht kam, wurde er umgebracht. Behringer brannte auf eine Verurteilung.«
»Aber er hatte nicht genug in der Hand.«
»Dann kam dieser anonyme Hinweis, Shannons Wagen sei in der fraglichen Nacht draußen auf der alten Holzfällerstraße gesehen worden, nicht weit vom Schauplatz des Mordes und des Brandes. Eine ältere Frau bestätigte das. Als die Verteidigung einwandte, Shannon sei gar nicht in der Lage gewesen, die Tat allein zu verüben, hieß es, sie habe entweder einen Auftragskiller eingesetzt oder Unterstützung von ihren Brüdern bekommen. Sie gaben einander Alibis, hatten aber sonst keine Zeugen zu ihrer Entlastung. Shannon beteuerte bis zuletzt ihre Unschuld. Ich glaube, Behringer rechnete damit, sie würde irgendwann zusammenbrechen, gestehen und mildernde Umstände bekommen, aber dazu kam es nicht. Der anonyme Anrufer meldete sich nie wieder, und die andere Zeugin, die glaubte, Shannon Flannerys Wagen in der Mordnacht gesehen zu haben, erwies sich als nahezu blind – sie konnte am helllichten Tag einen weißen Lieferwagen nicht von einer gelben Limousine unterscheiden. Nicht allzu glaubwürdig im Zeugenstand.
Ja, die Beweislage war wirklich dürftig. Der Fall hätte nie vor Gericht kommen dürfen; Behringers Karriere war damit am Ende.«
Paterno kannte die Sachlage natürlich aus den Akten, doch Rossis Schilderungen machten einiges klarer. Unterm Strich kam heraus, dass Behringer ein Idiot war.
Das Telefon klingelte. Der Detective wappnete sich – den ganzen Vormittag über riefen Reporter an, und ganz gleich, wie oft er sie ans Pressebüro der Behörde verwies, sie gaben nicht auf. Allerdings konnte es auch das Labor sein oder jemand mit Informationen zu dem Fall, ein Kollege vielleicht. Er trank seinen Kaffee aus, zerdrückte den Becher, warf ihn in den Papierkorb und griff nach dem Hörer. »Paterno.«
»Shane Carter«, meldete sich eine Männerstimme.
Paterno erkannte den Sheriff aus Oregon. »Wie geht’s?«
»Könnte besser sein. Hören Sie, ich möchte Sie auf den neusten Standen bringen. Das FBI wird sich auch noch bei Ihnen melden.«
»Großartig.« Das fehlte Paterno gerade noch. Die meisten Leute vom FBI leisteten gute Arbeit und waren ganz in Ordnung, aber der Kerl von der für Santa Lucia zuständigen Abteilung war ein elender Spießer, darin waren sich alle einig. »Was gibt es bei Ihnen Neues?«
»Wie sich herausgestellt hat, war Blanche Johnson zweimal verheiratet. Der eine Ex-Mann ist tot, den anderen haben wir noch nicht aufgespürt. Außerdem gab es ein paar Liebschaften irgendwo im Nordwesten, nach einigen der Männer suchen wir ebenfalls noch. Und sie hatte zwei Söhne. Der
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