Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
früher mal dort gearbeitet, dachte, wir wären dort sicher. Himmel …«
»Ich kann es nicht glauben«, sagte Shannon. Sie blickte zu Nates Wohnung über der Garage hinüber. »Ich hätte dir mein Leben anvertraut«, flüsterte sie. »Wir wohnen zehn Meter voneinander entfernt, wir arbeiten tagtäglich zusammen, und du hast mir nie ein Wort davon gesagt!«
Travis fragte mit kalter Stimme: »Was war passiert?«
»Wie ich schon sagte, als ich ankam, brannte das Restaurant lichterloh. Die Feuerwehr war bereits bei der Arbeit. Ich drängte mich durch die Menschenmenge, hörte, wie ein Reporter Leute interviewte. Es hieß, der ›unsichtbare Feuerteufel‹ habe den Brand gelegt. Und dann sah ich den Leichensack und wusste, dass es Dolores war. Ich rief ihren Bruder an. Anonym. Damit er die Leiche identifizierte. Ich hätte es nicht ertragen, sie zu sehen.«
»Und Sie hatten nicht den Mut, die Wahrheit zu sagen«, bemerkte Travis tonlos.
»Ich war ein Ex-Sträfling. Sicher wäre früher oder später meine Unschuld bewiesen worden, aber ich wette, die Polizei hat die Anklage von damals immer noch in ihrer Datenbank. Ich dachte mir, das Beste wäre, wenn ich den verfluchten ›unsichtbaren Feuerteufel‹ selbst zur Strecke brächte.«
»Allein?« Shannon fühlte sich so betrogen, dass sie kaum ein Wort herausbrachte.
Travis sagte: »Wollen Sie etwa behaupten, Sie haben sich eingebildet, den Kerl stellen zu können, während die Profis versagten? Sie könnten erreichen, was einer ganzen Polizeibehörde mit ausgebildeten Ermittlern, Spezialisten und kostspieliger Ausrüstung nicht gelungen ist?«
»Ich wusste nicht, ob ich es könnte, aber ich wollte es zumindest versuchen. Ich bin mit Jagen und Fährtensuchen aufgewachsen, habe einige Zeit als Bergführer gearbeitet. Um mir das College finanzieren zu können, habe ich im Sommer bei der Bekämpfung von Waldbränden mitgearbeitet. Im Winter war ich während meiner Schulzeit bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig. Ich dachte, das reicht als Qualifikation.«
»Und die Mordanklage? Das war keine Lüge?«, fragte Shannon.
Er sah sie durchdringend an. »Leider nein. Ich wurde tatsächlich unschuldig des Mordes angeklagt und verurteilt. So, wie ich es dir berichtet habe.«
»Aber du hast dich nach meinem eigenen Prozess absichtlich an mich herangemacht, als bekannt wurde, dass die Polizei meinen Mann für den ›unsichtbaren Feuerteufel‹ hielt.«
Er nickte, senkte den Blick auf den Holzboden der Veranda. Khan trottete auf der Suche nach Eichhörnchen an der Hauswand entlang zum Holzstoß.
»Du hast es so arrangiert, dass wir uns kennenlernten, und mich belogen«, warf sie Nate wütend vor. Travis legte ihr eine Hand auf den Arm, doch Shannon schüttelte ihn ab. Sie hatte es satt, sich von Männern manipulieren zu lassen.
»Ich dachte, auf diese Weise hätte ich eine Chance, Näheres zu erfahren«, gestand er und errötete heftig. »Aber der Schuss ging nach hinten los. Denn was ich durch das Zusammensein mit dir erfahren habe, war nur, dass Dolores nicht die einzige Frau auf der Welt für mich war. Sie war nicht ›die einzig Richtige‹. Himmel, ich weiß nicht einmal mehr, ob ich das je geglaubt habe, denn dann verliebte ich mich in dich. Rettungslos.«
»Ich glaube dir kein Wort«
»Es ist die Wahrheit.«
»Herr im Himmel, Nate. Du hättest es mir sagen sollen.«
»Wenn er es dir gesagt hätte, wäre seine Tarnung dahin gewesen, und er hätte die Informationen, auf die er aus war, nicht bekommen«, bemerkte Travis. Er stand neben Shannon, blinzelte in die Sonne, die sein Haar golden aufleuchten ließ. Sein Mund war ein schmaler, harter Strich.
»So ist es«, bestätigte Nate und sah ihn wütend an. »Aber gerade Sie werden das wohl verstehen, nicht wahr? Sie benutzen Shannon für Ihre eigenen Zwecke.«
»Nein.«
Seine Abwehr klang irgendwie nicht echt. Shannon wich einen Schritt zurück. »Du auch?«, flüsterte sie, dachte daran, wie sie sich geliebt hatten, wie sie ihn noch an diesem Morgen verspielt geneckt hatte. Sie hatte natürlich gewusst, dass er nur des Kindes wegen hergekommen war – des Kindes, das er als ihr gemeinsames bezeichnet hatte. Bei Licht betrachtet erschien es ihr jetzt sentimental, nichts weiter als ein Trick, um ihr Vertrauen zu erschleichen.
»So ist es nicht«, protestierte Travis.
»O doch, Settler«, fuhr Nate ihm über den Mund. »Sie sind wegen Ihrer Tochter hergekommen, haben Shannon kennengelernt und ihre Nähe gesucht,
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