Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Knöchel weiß hervortraten. »Ryan Carlyle war nicht der Brandstifter, der sie umgebracht hat, Shannon. Er war nicht der ›unsichtbare Feuerteufel‹.«
29.Kapitel
W as soll das heißen? Wieso glaubst du, dass Ryan nicht der ›unsichtbare Feuerteufel‹ war?«, fragte Shannon und sah verdutzt den Mann an, den sie seit zwei Jahren zu kennen glaubte. Khan zu ihren Füßen bettelte winselnd um Aufmerksamkeit, doch Shannon ignorierte ihn ausnahmsweise. Plötzlich erschien es ihr stickig im Haus. Sie ging an Nate vorbei zum Fenster und öffnete es. Vom Stalldach her krächzte eine Krähe. Es klang, als ob der Vogel lachte. »Woher willst du wissen, dass er es nicht war?«
Nate lehnte sich an den Küchentresen. »Noch weiß ich es nicht hundertprozentig, aber ich arbeite daran.«
»Du arbeitest daran?«, wiederholte sie. Es war, als ob sich in ihrem Kopf Puzzleteile zusammenfügten. Sie hatte Nate auf einer Pferdeauktion kennengelernt, war mit ihm ins Gespräch gekommen und hatte das Gefühl gehabt, viele Gemeinsamkeiten zu entdecken. Von da an sahen sie sich öfter, und irgendwann erwähnte Nate, dass er eine Stelle suchte, am liebsten als Partner in einem Betrieb, der Tiere abrichtete.
Sie selbst suchte gerade jemanden, der mit den Pferden arbeitete… Mit einem Schlag begriff sie, dass all das ein Manöver gewesen war. Sie fühlte sich in jeder Hinsicht betrogen. »Du hast mich benutzt«, flüsterte sie erschüttert. Der Mann, den sie bisher so eifrig verteidigt hätte, war ihr plötzlich fremd.
Travis schob seinen Stuhl zurück. »Was zum Teufel geht hier vor?«
Nate hob eine Hand. »Lasst mich erklären.«
»Dann tun Sie es.« Travis war aufgestanden, und die Küche wirkte plötzlich klein und eng. Bedrückend.
»Gehen wir nach draußen; hier bekomme ich keine Luft mehr«, sagte Shannon. Ihr Kopf dröhnte angesichts all der Lügen, der jahrelangen Täuschungen, der Halbwahrheiten. Und das von jemandem, dem sie vertraute. An den sie glaubte.
Sie schlüpfte in ihre Stiefel, blieb auf der Veranda stehen und hörte, wie die beiden Männer, beide gespannt wie zum Biss bereite Klapperschlangen, ihr folgten. »Okay«, sagte sie, als Nate unter dem Vordach der Veranda stehen blieb. Hinter ihm sah sie den schwarz verkohlten Schuppen, und sie fragte sich wieder einmal, ob Nate etwas mit diesem Akt der Zerstörung zu tun hatte, und wenn ja, inwiefern. »Also … Schieß los.«
Nate lehnte sich mit der Hüfte an das Geländer der Veranda. »Kurz gesagt: Ich habe Dolores in einem Restaurant kennengelernt, wo sie als Kellnerin arbeitete. Wir trafen uns mehrmals, und es entwickelte sich schnell eine enge Beziehung. Doch Dolores wollte sie geheim halten. Ihre Familie sollte nichts davon erfahren, weil sie eine bewegte Vergangenheit hatte: eine Scheidung, zwei aufgelöste Verlobungen. Ihre Verwandtschaft traute ihrem gesunden Menschenverstand nicht, wenn es um Männer ging, und rückblickend muss ich sagen, dass ich es ihnen nicht verübeln kann. Damals trieb es mich in den Wahnsinn.« Er stieß ein freudloses Lachen aus. »In gewisser Weise war es Ironie des Schicksals. Ich war immer ein Mann gewesen, der sich ungern auf Bindungen einließ, die Ehe für ein lebenslängliches Gefängnis hielt, gern frei und unbeschwert seiner eigenen Wege ging. Doch dann lernte ich Dolores kennen, und ich ignorierte die Alarmglocken in meinem Kopf.« Er verzog den Mund. »Ich dachte, Dolores sei ›die Richtige‹, wenn es so etwas überhaupt gibt.«
Shannon traute ihren Ohren nicht, doch Nates angespannte Miene zeigte, dass er die Wahrheit sagte.
»Eines Abends hatten wir uns in diesem alten, leerstehenden Restaurant verabredet. Sie hatte den Treffpunkt ausgesucht; warum, weiß ich nicht. Aber ich wurde aufgehalten. Ich hatte Überstunden gemacht, geriet in einen Verkehrsstau … Und sie hatte kein Handy.« Sein Finger krampften sich um das Geländer. Er schloss die Augen, als durchlebte er die Szene noch einmal. »Als ich eine halbe Stunde verspätet eintraf, stand das alte Restaurant in Flammen. Sie war bereits tot.«
»Und du hast nie darüber gesprochen?« Shannon konnte es nicht fassen.
»Ich traute den Bullen nicht. Basta. Außerdem hätte es sie nicht wieder lebendig gemacht, wenn ich ihnen erzählt hätte, dass wir ein Paar waren. Es hätte nur Schwierigkeiten gegeben. Ich hätte erklären müssen, warum wir uns dort hatten treffen wollen, dabei weiß ich es selbst bis heute nicht. Ich nehme an, es war Zufall. Sie hatte
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