Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
um herauszubekommen, was sie weiß.«
Shannon begriff, dass Nate recht hatte. Sie hatte doch selbst gewusst, dass Travis sie ausspioniert hatte. Aber für kurze Zeit hatte sie sich eingebildet, sie könnten einander etwas bedeuten, einander lieben. Wie dumm sie gewesen war! Wieder einmal. Sie hatte das Gefühl, jemand habe ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. »Weiter, Nate«, sagte sie und löste den Blick von Travis mit seinem verdammten sonnengebleichten Haar, den blauen Schlafzimmeraugen und dem kantigen Kinn. »Erzähl, was du sonst noch zu wissen glaubst. Hat sich unsere gemeinsame Zeit für dich bezahlt gemacht?«
Santana nahm die Spitze hin, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich glaube, einer oder mehrere von deinen Brüdern stecken hinter den Bränden.«
»Wie bitte?!«, stieß sie fassungslos hervor. »Meine Brüder?«
»Ryan Carlyle war nicht der ›unsichtbare Feuerteufel‹. Er war nur der Sündenbock.«
»Verdammt, was wollen Sie uns jetzt wieder weismachen, Santana?«, knurrte Travis.
»Das ist doch Irrsinn!« Shannon glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Du denkst, dass Aaron oder Shea oder Robert der … der ›unsichtbare Feuerteufel‹ ist? Dass einer von ihnen die Brände der letzten Zeit gelegt und Mitglieder meiner Familie umgebracht hat? Dass … dass … Wie bitte? Dass einer meiner Brüder mich überfallen und Mary Beth und Oliver umgebracht hat?« Sie hob die Stimme, wurde geradezu hysterisch.
»Sie sind verrückt, Santana«, pflichtete Travis ihr trocken bei.
»Das glaube ich nicht.«
»Und wie hängt diese Theorie mit der Entführung meiner Tochter und dem Mord an Blanche Johnson zusammen? Hat etwa einer von Shannons Brüdern mein Kind gezwungen, ihr eine Nachricht auf Band zu sprechen?«
»Das habe ich noch nicht aufgeklärt. Deswegen wollte ich vorerst nicht darüber reden.«
Shannon presste mit zusammengebissenen Zähnen hervor: »Du wolltest also einfach so weitermachen mit deinem sonderbaren Verhalten? Mitten in der Nacht kommen und gehen? Um Himmels willen, Nate, wo um alles in der Welt warst du denn immer? Bist du um die Häuser meiner Angehörigen geschlichen auf der Suche nach Hinweisen auf diesen ›unsichtbaren Feuerteufel?‹ Hast Detektiv gespielt? Wie zum Kuckuck glaubst du denn diese Sache ›aufklären‹ zu können?«
»Ich habe versucht, Dani zu finden, verdammt«, fauchte Nate. »Es ist nun mal so, dass ich, seit ich von der Entführung Ihrer Tochter weiß, Settler, nach ihr gesucht habe.«
»Und Sie haben mir nichts gesagt?«
»Sie hätten mir nur im Weg gestanden.«
»Scheiße.«
Auf der Koppel wieherte ein Pferd, und Nate warf einen Blick zu den Tieren hinüber, ehe er fortfuhr: »Sehen Sie, meiner Meinung nach dreht sich alles, was hier vorgeht, um Dani. Der erste Hinweis war die Geburtsurkunde. Hier hinterlegt … beim Haus ihrer leiblichen Mutter.«
»Und du glaubst, einer meiner Brüder hält sie gefangen?« Shannon konnte es nicht fassen.
»Sie sind auf alle Fälle in die Sache verwickelt.«
»Keiner aus meiner Familie würde einem Kind etwas antun. Schon gar nicht meinem Kind.«
»Du kennst deine Verwandten nicht wirklich und weißt nicht, wozu sie fähig sind«, konterte er so laut, dass die Krähe, die immer noch auf dem Stalldach hockte, erschrocken aufflatterte.
»Sie glauben also, meine Tochter lebt noch«, bemerkte Travis.
»Ja.«
Shannon empfand eine gewisse Erleichterung. »Wegen der Kassette?«
»Nein.« Santana schüttelte den Kopf. Sein schwarzes Haar schimmerte im Sonnenlicht. »Weil der Mörder, wenn er sie umbringen würde, nichts mehr gegen dich in der Hand hätte. Und nach allem, was vorgefallen ist – der Überfall, die angesengte Geburtsurkunde –, glaube ich, dass dies alles sehr viel mit dir zu tun hat. Ich weiß bisher weder, was die Botschaft an der Wand in Blanche Johnsons Wohnung zu bedeuten hat, noch, was es mit dem Stern und den Ziffern auf sich hat, aber ich glaube, es hat mit deiner Familie zu tun.«
Shannon ging zum anderen Ende der Veranda und sah nach Khan, der um den abgebrannten Schuppen herumschnüffelte. »Wie sollte einer meiner Brüder nach Oregon und … und Idaho kommen, ohne hier vermisst zu werden?«
»Man kann in weniger als zwölf Stunden nach Oregon gelangen, in vierundzwanzig Stunden hin und zurück. Und wenn man beispielsweise mit einem Privatflugzeug fliegt, braucht man nur wenige Stunden.«
»Keiner von meinen Brüdern ist Pilot.«
»Aber sie haben Freunde.«
»Das
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