Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
irgendwem behaupten konnte.
Er trank einen weiteren Schluck aus der Flasche.
Die Kleine war drinnen, in einem Raum eingesperrt, in den nur durch eine kleine Dachluke etwas Tageslicht drang. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, die Tür war von außen verriegelt.
Bisher hatte sie keine Schwierigkeiten gemacht.
Kaum zu glauben, dass dieses verschüchterte kleine Ding eine Blutsverwandte von Shannon Flannery sein sollte. Ihre Tochter.
Sein Blick wanderte wieder zum langsam heller werdenden Himmel, er schob die Gedanken an das Mädchen von sich und betrachtete die glühenden Farben.
Die ihn wieder an das Feuer erinnerten.
Und an sie.
Sein Blut geriet in Wallung, wenn er an sie dachte.
Er war ihr so nahe gewesen, dass er sie riechen, ihre Angst spüren und hören konnte, wie sie nach Luft schnappte, als er zuschlug. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Schläge waren gerade heftig genug gewesen, um ihr eine Platzwunde zuzufügen, ein paar kleine Knochen zu zertrümmern, aber nicht so stark, dass ihre Schönheit dauerhaft dahin war oder dass sie Wochen im Krankenhaus würde zubringen müssen.
Nicht stark genug, um tödlich zu sein.
Noch nicht.
Als er das Feuer legte, war ihm klar gewesen, dass sie zu den Pferden eilen würde. Entweder bevor oder nachdem sie die Hunde befreite – in jedem Fall würde sie sofort die Tiere retten und nicht warten, bis Hilfe eintraf.
Also hatte er gewartet. Hinter einer Getreidetonne verborgen, die Heugabel griffbereit, hatte er die Sekunden gezählt, sein eigenes schweres Atmen gehört, gespürt, wie sich sein Puls beschleunigte. Durch das Fenster hatte er sein Werk betrachtet, die Explosion gespürt, die die Scheiben bersten und den Boden erzittern ließ. Er hatte gehört, wie die Pferde in ihren Boxen angstvoll mit den Hufen scharrten, während die sich rasch ausbreitenden Flammen das alte Holz des Schuppens verschlangen, sich gierig durch das trockene Dach fraßen.
Gott, es war perfekt gewesen. Die Erinnerung daran erregte ihn aufs Neue.
Die zweite Explosion hatte die verschreckten Tiere vollends in Panik versetzt. Sie wieherten schrill und keilten aus, während die Hunde in ihren Zwingern bellten und winselten.
Von seinem Versteck aus konnte er auch die Haustür sehen und beobachten, wie Shannon mit einem armseligen kleinen Feuerlöscher herauskam. Genau wie er es erwartet hatte. Ihr kastanienbraunes Haar wallte offen um das ängstlich verzerrte Gesicht, ihr Körper war schlank und geschmeidig, mit hoch angesetzten Brüsten und einem knackigen kleinen Hintern.
Sie war zielstrebig über den Kiesplatz zum Stall hinübergerannt.
Alles lief wie am Schnürchen.
Bis plötzlich wie aus dem Nichts ein Mann auftauchte.
Jemand, mit dem er nicht gerechnet hatte.
Er musste sich in der Nähe versteckt gehalten haben.
Das sprichwörtliche Haar in der Suppe.
Sein Lächeln erstarb, als er an den Eindringling dachte.
Zum Glück hatte Shannon ihn angewiesen, die Hunde freizulassen, während sie sich um die Pferde kümmerte.
Während der Fremde also zu den Zwingern eilte, öffnete sie die Stalltür und hastete die Gasse entlang bis zum anderen Ende. Auch das lief wie geplant. So blieb ihm genügend Zeit, die Tür zum Parkplatz zu schließen und zu verriegeln, um ihr den Fluchtweg abzuschneiden und sicherzustellen, dass er mit ihr allein blieb.
Jetzt erhob sich die Sonne über die Hügel im Osten, eine glühende Scheibe, die alles vergoldete und die Nacht vertrieb.
Er trank einen großen Schluck von seiner Cola und leckte sich die Lippen bei der Erinnerung daran, wie er auf den richtigen Moment zum Zuschlagen gewartet hatte. Alle Muskeln aufs äußerste angespannt, das Rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren – es war ein geradezu lustvolles Gefühl.
Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn Shannon hatte jedes Pferd einzeln herausgelassen. Sie hatte beim großen Tor zur Koppel angefangen und sich in seine Richtung vorgearbeitet, bis sie endlich bei dem nervösen Falben angelangt war.
Er hatte die Stute zusätzlich in Panik versetzt, indem er sein Butanfeuerzeug vor ihrer Nase gezündet hatte, so nah, dass die Haare an ihren Nüstern versengt wurden. Das Pferd war gestiegen und hatte schrill gewiehert; es hatte ihn immer noch gewittert, während er wartete, hatte immer noch die hohe, heiße Flamme des Feuerzeugs gespürt.
Als Shannon sie schließlich befreien wollte, war die Stute bereits ganz außer sich vor Angst, und Shannon hatte sie nur
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