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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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kehrte um, als sie den Arbeitstisch erreicht hatte. »Ich wußte schon, als ich Con geheiratet habe, daß ich ihn nicht lieben konnte. Ihn nicht und auch keinen anderen, nicht einmal Trev, der nichts verlangt hat als Ehrlichkeit und Wärme. Ich kann nicht lieben, verstehen Sie? Ich bin dazu nicht fähig.«
      »Das ist ja absurd«, widersprach Kincaid hitzig und sprang auf. »Natürlich können Sie -¦«
      »Nein«, unterbrach sie ihn scharf. »Ich kann es nicht. Wegen Matty.«
      Die Verzweiflung in ihrer Stimme bannte seinen Zorn. Er ging zu ihr und zog sie sachte an sich, streichelte ihr Haar, als sie ihren Kopf an seine Schulter legte. Ein schwacher Duft nach Flieder strömte von ihr aus. Kincaid holte tief Atem, um den Taumel abzuwehren, der ihn zu erfassen drohte. Er mußte sich auf das Sachliche konzentrieren.
      »Was hat Matty damit zu tun, Julia?«
      »Alles. Ich liebte ihn auch, aber daran schien keiner zu denken - außer vielleicht Plummy. Sie wußte es. Ich war krank - hinterher. Da hatte ich Zeit zum Nachdenken, und da habe ich beschlossen, daß nie wieder etwas mich so tief verletzen würde.« Sie neigte sich ein wenig nach rückwärts, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Es ist solchen Schmerz nicht wert. Nichts ist solchen Schmerz wert.«
      »Aber die Flucht - ein Leben emotionaler Isolation - ist doch noch viel schlimmer?«
      Sie vertraute sich wieder seiner Umarmung an, legte ihre Wange an seine Schulter. »Es ist wenigstens erträglich«, sagte sie gedämpft. Er fühlte ihren Atem warm durch den Stoff seines Hemdes. »Ich hab es Con an dem Tag zu erklären versucht - warum ich ihm niemals geben konnte, was er sich wünschte - eine Familie, Kinder. Ich hatte ja kein Vorbild für ein normales Familienleben. Und ein Kind - dieses Risiko hätte ich nie eingehen können. Das verstehen Sie doch, nicht wahr?«
      Mit unangenehmer Klarheit sah er sich selbst, wie er sich, nachdem Vic all seine Sicherheit zerstört hatte, wie ein verwundeter Igel in sich selbst zurückgezogen hatte. Wie Julia hatte er sich vor jedem Risiko geschützt. Doch sie wenigstens war ehrlich mit sich selbst gewesen, während er die Arbeit als Vorwand benutzt hatte, keinerlei emotionale Bindungen einzugehen.
      »Ja, ich verstehe es«, sagte er leise, »aber ich kann es nicht richtig finden.«
    Er rieb leicht ihren Rücken, der sich wie ein harter Panzer anfühlte. »Hat Connor es verstanden?«
      »Es machte ihn nur noch wütender. Da bin ich dann gemein geworden. Ich habe gesagt -« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. Ihr Haar kitzelte Kincaids Nase. »Furchtbare Dinge habe ich gesagt. Einfach furchtbar. Ich schäme mich dafür.« Mit harter Stimme stieß sie hervor: »Es ist meine Schuld, daß er tot ist. Ich weiß nicht, was er getan hat, nachdem er an dem Tag bei uns weggegangen ist, aber wenn ich nicht so grausam gewesen wäre...« Sie weinte jetzt, unter Schluchzen stammelnd.
      Kincaid umfaßte ihr Gesicht mit seinen Händen und wischte ihr mit den Daumen die Tränen von den Wangen. »Julia. Julia! Das wissen Sie nicht mit Sicherheit. Das können Sie gar nicht wissen. Sie waren für Connors Verhalten nicht verantwortlich, Sie tragen keine Schuld an seinem Tod.« Er sah zu ihr hinunter, und in dem tränennassen Gesicht sah er wieder das Kind seiner Vorstellung, allein mit ihrem Schmerz in dem schmalen weißen Krankenbett. »Und Sie tragen auch keine Verantwortung an Matthews Tod«, fügte er hinzu. »Sehen Sie mich an, Julia. Hören Sie mich?«
      »Woher wollen Sie das wissen?« fragte sie heftig. »Alle dachten ... Meine Eltern haben mir nie verziehen -«
      »Die Menschen, die Sie gekannt und geliebt haben, haben Ihnen nie Schuld gegeben, Julia. Ich habe mit Plummy gesprochen. Und mit dem Pastor. Sie selbst haben sich nie vergeben. So eine Last kann man nicht zwanzig Jahre lang mit sich herumschleppen. Sie ist einfach zu schwer. Werfen Sie sie ab.«
      Lange starrte sie ihn schweigend an, dann spürte er, wie die Spannung aus ihrem Körper herausfloß. Sie legte ihren Kopf wieder an seine Schulter, schlang ihre Arme um seine Mitte und lehnte sich an ihn.
      Lange standen sie so, und Kincaid wurde sich jeder kleinsten Stelle bewußt, an der ihre Körper einander berührten. Er konnte das Dröhnen seines Bluts in seinen Ohren hören.
      Julia seufzte und hob ein wenig den Kopf. »Jetzt hab ich Ihr Hemd ganz naß gemacht«, sagte sie und rieb über die feuchte Stelle an seiner

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