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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Glas grabschte. »Und immer, wenn ich etwas suche, kann ich es nur mit Mühe erreichen.«
      Kincaid hatte ein Gefühl, als wäre er mitten in eine Party hineingeplatzt. »Haben Sie jemanden erwartet? Ich möchte wirklich nicht stören - ich wollte nur kurz mit Ihnen sprechen und bei dieser Gelegenheit gleich Sharon Doyles Sachen abholen.«
      Julia drehte sich herum und blieb an die Arbeitsplatte gelehnt stehen. Beide Gläser an ihre Brust gedrückt, sah sie zu ihm hinauf. »Ich habe keine Menschenseele erwartet, Superintendent. Es ist nichts zu erwarten.« Sie lachte ein wenig über ihren grimmigen Humor. »Kommen Sie. Den Superintendent hatten wir eigentlich schon hinter uns gelassen, nicht wahr?« bemerkte sie über ihre Schulter hinweg, als sie ihn durch das Wohnzimmer führte. »Tut mir leid, daß ich rückfällig geworden bin.«
      Sie war höchstens leicht beschwipst, sagte sich Kincaid, als er ihr die Treppe hinauf folgte. Ihr Gleichgewicht und ihre Körperkoordination waren noch gut, wenn sie sich auch ein wenig vorsichtiger bewegte als sonst. Im ersten Stock sah er flüchtig durch die offene Schlafzimmertür das ungemachte Bett, doch die Tür zum Arbeitszimmer war immer noch fest geschlossen.
      Oben in ihrem Atelier brannten die Lampen, die Jalousien waren zugezogen, und er hatte den Eindruck, daß der Raum in den vierundzwanzig Stunden, seit er ihn das letztemal gesehen hatte, noch einmal mehr von Julias Persönlichkeit angenommen hatte. Sie hatte offensichtlich gearbeitet. Ein angefangenes Aquarell war an dem Brett auf ihrem Arbeitstisch befestigt. Kincaid kannte die Pflanzen aus seiner Kindheit in Cheshire - Ehrenpreis, das Pflänzchen mit den tiefblauen Blüten, das man überall auf den Wiesen fand. Er erinnerte sich auch seiner Enttäuschung, als er entdeckt hatte, daß man seine Schönheit nicht einfangen konnte - die zarten Blüten welkten innerhalb von Minuten, wenn man sie pflückte.
      Rund um das Zeichenbrett herum lagen aufgeschlagene Botanikbücher und zusammengeknüllte Papiere, dazwischen standen mehrere benützte Gläser. Im Zimmer roch es nach Zigarettenrauch und sehr schwach nach Julias Parfüm.
      Vor dem blauen Sessel hockte sie sich mit gekreuzten Beinen auf den Perserteppich. Neben dem Sessel standen ihr Aschenbecher, der fast überquoll, und ein Eiskübel mit einer Flasche Weißwein. Sie füllte Kincaids Glas. »Nun setzen Sie sich schon, Duncan. Man kann eine Trauerfeier nicht im Stehen abhalten.«
      Kincaid ließ sich auf den Boden hinunter und nahm sein Glas entgegen. »Ah, Sie halten eine Trauerfeier ab?«
      »Bei einem verdammt guten Cap d’Antibes. Eine Totenwache hätte Con gefallen. Er hatte einen ausgeprägten Sinn für irische Traditionen.« Sie trank einen Schluck von dem Wein, der noch in ihrem Glas war, und schnitt ein Gesicht. »Ganz warm.« Sie schenkte nach und zündete sich dann eine Zigarette an. »Ich werde versuchen, weniger zu rauchen, ich verspreche es«, sagte sie lächelnd.
      »Warum verbarrikadieren Sie sich hier, Julia? Der Rest des Hauses sieht aus, als wäre er unbewohnt.« Er blickte ihr forschend ins Gesicht. Die Schatten unter ihren Augen waren tiefer als am Tag zuvor. »Haben Sie eigentlich was gegessen?«
      Mit einem Achselzucken antwortete sie: »Ach, im Kühlschrank liegt bestimmt noch irgendwas. Von Con natürlich. Mir hätte ein Marmeladenbrot gereicht. Ich habe mir wahrscheinlich nie klargemacht« - sie unterbrach sich, um an ihrer Zigarette zu ziehen -, »daß es ganz Cons Haus werden würde. Nicht mehr mein’s. Gestern habe ich fast den ganzen Tag saubergemacht und aufgeräumt, aber es hat irgendwie gar nichts geändert - er ist überall.« Mit einer Geste umfaßte sie ihr Atelier. »Nur hier nicht. Wenn er überhaupt hier oben war, hat er keine Spuren hinterlassen.«
      »Warum wollen Sie ihn so vollkommen auslöschen?«
      »Das hab ich Ihnen doch schon mal gesagt, oder nicht?« Sie krauste die Stirn und blickte ihn über den Rand ihres Glases hinweg an, als könnte sie sich nicht recht erinnern. »Con war ein Schwein erster Güte«, sagte sie völlig ruhig. »Ein Trinker, ein Spieler, ein Schürzenjäger, ein Flegel, der sich eingebildet hat, wenn er einem nur genug irischen Honig ums Maul schmiert, bekommt er alles, was er will. Weshalb sollte ich mich an so einen Menschen erinnern lassen wollen?«
      Kincaid zog skeptisch eine Augenbraue hoch und probierte seinen Wein. »Haben wir den auch Con zu

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