Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Hicks’ Beteuerungen. »Wie genau hat dieser Vorschlag ausgesehen?«
Hicks rieb sich die Nase und schnüffelte.
»Na los, Sportsfreund, Sie können es uns ruhig erzählen«, drängte Kincaid. »Heraus mit der Sprache.«
»Naja, die Ashertons haben doch Geld wie Heu, oder? Ich mein, mit ihren Titeln und allem. Dauernd steht irgendwo was über sie in der Zeitung und so. Denen wär’s doch bestimmt nicht recht gewesen, wenn rausgekommen wär, daß der Junge ein Kuckucksei war.«
Kincaids Zorn schien sich gelegt zu haben. »Verstehe ich richtig? Sie haben Connor vorgeschlagen, daß er seine eigenen Schwiegereltern erpressen soll?« fragte er kalt. »Und was ist mit Ihrer eigenen Familie? Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß das auch Ihrem Onkel und Ihrer Mutter schaden könnte?«
»Er hätt ja nicht sagen sollen, daß er’s von mir hat«, erwiderte Hicks, als spräche ihn das von aller Schuld frei.
»Mit anderen Worten, es war Ihnen gleichgültig, wie es sich auf Ihren Onkel auswirken könnte - Hauptsache, keiner hätte erfahren, daß Sie hinter der Sache steckten.« Kincaid lächelte. »Sehr nobel von Ihnen, Kenneth? Und wie hat Connor Swann auf Ihren kleinen Vorschlag reagiert?«
»Er hat mir nicht geglaubt«, erklärte Hicks empört. »Jedenfalls nicht gleich. Aber dann hat er ein bißchen drüber nachgedacht und war auf einmal total aufgeregt. Er wollte wissen, was für einen Betrag ich mir vorgestellt hätte, und wie ich gesagt hab: >Fangen wir bei fünfzig Riesen an und machen wir halbe-halbe, wir können später immer noch mehr verlangen<, hat er mich ausgelacht. Ich soll sofort mein dreckiges Mundwerk halten, hat er gesagt, und wenn ich noch ein einziges Wort sagen würde, würd er mich umbringen.« Hicks zwinkerte mit hellen Wimpern und sagte in einem Ton, als könnte er es immer noch nicht glauben: »Nach allem, was ich für den getan hatte!«
»Er hat wirklich nicht begriffen, warum Swann wütend auf ihn war«, sagte Kincaid zu Gemma, als sie zum Parkplatz beim Bahnhof von High Wycombe gingen, wo sie Gemmas Escort stehengelassen hatten. »Er ist absolut gewissenlos. Er ist nur deshalb nie über kleine Gaunereien hinausgekommen, weil er außerdem ein stinkender Feigling ist.« Er wischte sich über den Ärmel seines Jacketts.
Es war eines seiner Lieblingsjacketts, stellte Gemma mit der kühlen Distanziertheit fest, die sich ihrer bemächtigt hatte. Feine Wolle in einem Blaugrau, das die Farbe seiner Augen zur Geltung brachte. Wieso regte er sich auf, als hätte er noch nie zuvor mit so einem Burschen wie Kenneth Hicks zu tun gehabt?
Kincaid warf einen Blick auf seine Uhr, als sie beim Wagen waren. »Ich denke, wir können es schaffen, noch vor dem Mittagessen ein Wörtchen mit Godwin zu sprechen, wenn wir auf die Tube drücken. Am besten ist es vielleicht«, meinte er, als Gemma den Wagenschlüssel aus ihrer Handtasche kramte, »wir holen gleich unsere Sachen ab und fahren meinen Wagen auch nach London zurück, da wir ja hier wahrscheinlich nichts mehr zu tun haben.«
Ohne ein Wort ließ Gemma den Motor an, sobald er sich neben sie gesetzt hatte. Sie hatte ein Gefühl, als hätte sie ein wild wirbelndes Kaleidoskop in ihrem Kopf, das kein erkennbares Muster mehr sichtbar werden ließ.
Kincaid berührte ihren Arm. »Gemma, was ist los? Sie sind schon seit dem Frühstück so. Wenn es Ihnen wirklich nicht gutgeht -«
Mit einer heftigen Bewegung wandte sie sich ihm zu. »Glauben Sie ihm?«
»Wem? Kenneth?« fragte Kincaid leicht verwundert. »Na, Sie müssen zugeben, daß dadurch einige Dinge plausibel werden, die -«
»Sie kennen Tommy nicht. Oh, daß Tommy Matthews Vater war, kann ich glauben«, sagte sie. »Aber den Rest nicht. Das ist der größte Mumpitz, den ich je -«
»Gerade unwahrscheinlich genug, um wahr zu sein, fürchte ich«, unterbrach Kincaid. »Und wie sonst hätte er die Geschichte über Godwin und Matthew Asherton herausfinden können? Seine Aussage liefert uns das fehlende Glied, Gemma - das Motiv. Connor Swann konfrontierte Godwin am Donnerstag beim Abendessen mit dem, was er erfahren hatte, und Godwin tötete ihn, um ihn zum Schweigen zu bringen.«
»Das glaube ich nicht«, erklärte Gemma störrisch, und doch begannen schon erste Zweifel an ihr zu nagen. Tommy Godwin liebte Caro und Julia. Das war offenkundig. Und von Sir Gerald sprach er mit Respekt und Zuneigung. War es ihm so wichtig gewesen, sie
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