Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Platz. »Haben Mrs. Gilbert und ihre Tochter miteinander gesprochen, während Sie bei ihnen waren?« fragte er.
Darling lehnte sich mit seinen breiten Schultern an die Wand und starrte auf eine Stelle hinter Kincaids Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Höchstens ein paar Worte. Aber sie haben beide mit mir gesprochen. Ich habe ihnen angeboten, jemanden für sie anzurufen, aber Mrs. Gilbert sagte, nein, sie kämen schon allein zurecht. Sie sagte was davon, daß man ihrer Schwiegermutter Bescheid geben müßte, aber die ist offenbar in einem Pflegeheim, und Mrs. Gilbert hielt es für besser, damit bis morgen zu warten. Bis heute genauer gesagt«, fügte er mit einem Blick auf seine Uhr hinzu, und Kincaid hörte die Müdigkeit in seiner Stimme.
»Ich will Sie nicht aufhalten, Constable.« Kincaid lächelte. »Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen und Ihrem Chef ist, aber ich bin jetzt absolut bettreif.«
Trotz der späten Stunde brannte im Pub noch Licht. Deveney klopfte laut an die Glasscheibe der Tür, und gleich darauf zeigte sich eine schattenhafte Gestalt, und man hörte, wie die Riegel zurückgeschoben wurden.
»Herein, herein«, sagte der Mann, sobald er geöffnet hatte. »Ich bin Brian Genovase«, fügte er hinzu und bot erst Kincaid und dann Gemma die Hand.
Das Pub war überraschend klein. Sie waren direkt in den Raum zur Rechten gelangt, wo ein paar Tische vor einem offenen Kamin gruppiert waren. Auf der linken Seite nahm der Tresen die Mitte der Gaststube ein, auf seiner anderen Seite war ein kleiner Speisesaal.
»Vielen Dank, daß Sie unseretwegen aufgeblieben sind, Brian«, sagte Deveney und ging zum Kamin, um sich über der noch glühenden Asche die Hände zu reiben.
»Ich hätte gar nicht schlafen können. Ich habe mir doch ständig Gedanken gemacht, was da oben los ist.« Genovase deutete mit einer Kopfbewegung die Richtung an, in der das Haus der Gilberts sich befand. »Das ganze Dorf überschlägt sich vor Aufregung, aber keiner hatte den Mut, durch die Absperrung zu gehen, um Genaueres zu erfahren. Ich hab’s versucht, aber der Constable am Tor hat mich abgewiesen.« Er war, während er gesprochen hatte, hinter den Tresen getreten, wo Kincaid ihn jetzt deutlicher sehen konnte. Er war ein großer, kräftiger Mann mit dunklem Haar, das grau zu werden begann, und dem Ansatz eines Bauchs. Sein Gesicht war offen und sympathisch. »Sie brauchen jetzt was zum Aufwärmen«, sagte er und nahm eine Flasche Glenfiddich vom Bord, »und dann können Sie mir alles erzählen, was nicht gerade streng geheim ist.« Er lachte sie an und zwinkerte Gemma zu.
Wie die Lemminge, die es unwiderstehlich ins Meer zieht, waren sie ihm zur Bar gefolgt. Als Genovase die Flasche über das vierte Glas neigte, hob Gemma plötzlich abwehrend die Hand. »Nein, danke, ich glaube, das schaffe ich jetzt nicht. Ich bin zum Umfallen müde. Wenn Sie mir nur sagen, wo ...«
»Warten Sie, ich zeige es Ihnen«, fiel Genovase ihr ins Wort. Er stellte die Flasche nieder und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch.
»Nein, das ist wirklich nicht nötig, vielen Dank«, entgegnete Gemma mit einem Kopfschütteln. »Sie haben sich schon genug Umstände gemacht.«
Mit einem gutmütigen Achselzucken sagte Genovase: »Um die Bar herum, die Treppe hoch, den Gang entlang, die letzte Tür rechts.«
»Danke. Also dann - gute Nacht.« Den Blick auf den freien Raum zwischen Kincaid und Deveney gerichtet, fügte sie hinzu: »Wir sehen uns dann morgen.«
Ein Dutzend Vorwände, sie zurückzuhalten, mit ihr hinaufzugehen, blieben Kincaid im Hals stecken. Was immer er getan hätte, es hätte albern gewirkt und vielleicht genau die Spekulationen herausgefordert, die sie unbedingt vermeiden mußten; er blieb darum sitzen, ohne ein Wort zu sagen, und wartete frustriert und unglücklich, bis sie durch die Tür am anderen Ende der Bar verschwunden war. Auch Deveney hatte ihr nachgesehen und schien Mühe zu haben, seinen Blick von der leeren Türöffnung loszureißen.
Genovase hob sein Glas. »Prost. Der geht aufs Haus, Nick, Sie können mich also nicht wegen Verstoß gegen die Schankkonzession drankriegen, aber ich erwarte eine entsprechende Gegenleistung.«
»In Ordnung«, sagte Deveney und trank von seinem Whisky. »Ah, das tut gut.« Er hielt einen Moment inne. »Sie haben wahrscheinlich gehört, daß Commander Gilbert ermordet worden ist?«
Genovase nickte. »Aber was ist mit Claire und
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