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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Toilettentasche gefunden hatte und wandte sich zur Tür. Aber sie fühlte eine plötzlich aufsteigende Schwäche, die sie zwang, sich aufs Bett zu setzen. Wie hatte sie, in den Tagen, die seit der Nacht in seiner Wohnung wie Ewigkeiten dahingekrochen waren, so töricht sein können zu glauben, sie wäre
    imstande, sich mit sofortiger Immunität gegen seine Nähe zu wappnen? Beim ersten Wiedersehen hatte die Erinnerung sie wie eine Flutwelle überschwemmt und ihr Kraft und Atem geraubt. Um ein Haar wären die Mauern der Abwehr, die sie hochgezogen hatte, eingestürzt, und jetzt hatte sie Angst, ihm draußen im Korridor zu begegnen. Der Panzer war aufgeweicht - ein liebevolles Wort, eine zarte Berührung, und all ihre Entschlossenheit würde dahin sein.
      Aber sie mußte ins Bett, sonst würde sie morgen noch weniger fähig sein, sich der Situation zu stellen. Sie lauschte, aber sie hörte nichts, kein Knarren auf der Treppe, keinen Schritt im Korridor. Beruhigt eilte sie aus ihrem Zimmer und huschte den Flur hinunter zum Badezimmer.
      Als sie einige Minuten später wieder herauskam, wurde gerade die Tür des Zimmers gegenüber dem Bad geschlossen. Mit klopfendem Herzen blieb sie stehen, schalt sich albern und blöd, und erkannte dann, dank einem flüchtigen Blick, der sich ihr bot, ehe die Tür zufiel, daß die Person im anderen Zimmer nicht Kincaid war. Stirnrunzelnd versuchte sie, die Teile des kurz gesehenen Bildes zusammenzufügen - lockiges blondes Haar, das auf ein Paar überraschend männlicher Schultern herabfiel. Mit einem Achselzucken kehrte sie zu ihrem Zimmer zurück und schlüpfte mit einem Seufzer der Erleichterung hinein.
      Sie zog ihr warmes Nachthemd über und kroch unter die flauschige Steppdecke, und wenn unter ihrer Erleichterung ein Fünkchen Enttäuschung verborgen war, so vergrub sie es nur noch tiefer.
     
    Der Anblick des Royal Surrey County Hospital war nicht geeignet, die Stimmung in dem kleinen Auto aufzuhellen. Gemma betrachtete das weitläufige Gebäude aus schmutzig braunem Backstein und fragte sich, wieso die Architekten gar nicht auf den Gedanken gekommen waren, daß gerade Kranke vielleicht ein wenig Frische und Freundlichkeit brauchten.
      »Ich weiß«, sagte Will Darling, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Es ist so ein richtiger scheußlicher Anstaltsbau. Aber es ist ein gutes Krankenhaus. Sie haben hier mehrere kleinere Krankenhäuser zusammengelegt, als es gebaut wurde, und es bietet so ziemlich alle therapeutischen Möglichkeiten, die man sich vorstellen kann.«
      Darling war im Pub angekommen, als Gemma und Kincaid gerade mit dem Frühstück fertig gewesen waren. Sie hatten in unbehaglichem Schweigen beieinander gesessen, bedient von einem gleichermaßen trübe gestimmten Brian Genovase.
      »Ich bin ein ziemlicher Morgenmuffel«, hatte er mit einem schwachen Lächeln gesagt, das nur ein Schatten seines gestrigen Lächelns war.
      Aber das Frühstück war gut gewesen - der Mann konnte kochen, auch wenn es um seine Stimmung nicht zum besten bestellt war -, und Gemma hatte sich gezwungen, etwas zu frühstücken, da sie wußte, daß sie eine ordentliche Unterlage brauchte, um über den Tag zu kommen.
      »Der Chief Inspector sollte eigentlich schon hier sein.« Darling blickte suchend über die Reihen geparkter Autos, als er den Wagen um das Gebäude herum nach hinten fuhr und in der Nähe der Tür zur Leichenhalle anhielt. »Er wird bestimmt gleich kommen.«
      »Danke, Will.« Kincaid, der hinten gesessen hatte, kroch aus dem kleinen Auto und streckte sich. »Wenigstens können wir den Blick genießen, während wir warten. Ganz im Gegensatz zu den Kunden hier.« Er wies mit dem Kopf zu der unauffälligen Glastür.
      Gemma, die ebenfalls ausgestiegen war, ging ein paar Schritte und sah sich die Umgebung an. Vielleicht war der Aufenthalt hier doch nicht so übel, wenn man von drinnen nach draußen schauen konnte. Das Krankenhaus stand auf der Höhe eines Hügels, der sich westlich von Guildford erhob und zu dessen Füßen sich die roten Backsteinhäuser in die Biegung des River Wey schmiegten. Vereinzelte Nebelschwaden hingen noch über dem Tal und dämpften die leuchtenden Herbstfarben der Bäume. Im Norden, höher noch als der Hügel, ragte der Turm der Kathedrale zum stumpfen grauen Himmel empor.
      »Die Kathedrale ist neu, wußten Sie das?« fragte Darling, der sich zu ihr gesellt hatte. »Der Bau wurde während des Krieges begonnen, und

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