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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einundsechzig wurde die Kirche geweiht. Man hat nicht oft Gelegenheit, eine Kathedrale zu sehen, die während unserer Lebenszeit gebaut wurde.« Mit einem Blick auf Gemma meinte er lächelnd: »Naja, Sie waren sicher noch nicht auf der Welt, als sie gebaut wurde. Aber sie ist trotzdem schön und einen Besuch wert.«
      »Sie scheinen ja richtig stolz auf sie zu sein«, bemerkte Gemma. »Leben Sie schon immer hier?« Und mit einer Offenheit, zu der er zu ermutigen schien, fügte sie hinzu: »Und Sie können auch nicht alt genug sein, um den Bau miterlebt zu haben.«
      Mit einem leisen Lachen sagte er: »Da haben Sie mich ertappt. Ich bin am Tag der Einweihung zur Welt gekommen. Am siebzehnten Mai einundsechzig. Da hatte die Kathedrale natürlich immer eine besondere Bedeutung für uns -« Er brach ab, als ein Wagen neben dem ihren anhielt. »Ah, da ist ja der Chef.«
      Gemma, die plötzlich merkte, daß Kincaid die ganze Zeit still am Auto gestanden und ihrem Gespräch zugehört hatte, errötete vor Verlegenheit und wandte sich ab.
      Die wenigen Stunden Schlaf schienen Nick Deveney verjüngt zu haben. Munter sprang er aus dem verbeulten alten Vauxhall und eilte zu ihnen, um sich zu entschuldigen. »Tut mir leid. Ich wohne südlich von hier, in Godalming, und bin unterwegs im Stau steckengeblieben.« Er blies sich in die Hände. »In dem verdammten Ding ging die Heizung nicht.« Er wies zur Eingangstür. »Wollen wir mal sehen, was Dr. Ling heute morgen zu bieten hat?« Mit einem Lächeln zu Gemma fügte er hinzu: »Ganz abgesehen von ein bißchen Wärme.«
      Sie folgten Deveney durch das Labyrinth eintöniger weißer Korridore, alle menschenleer, bis sie zu einer zweiflügeligen Tür mit einem sehr amtlich aussehenden Schild kamen. >Kein Eintritt für Unbefugte - Bitte läuten<, stand darauf, doch die Tür war angelehnt, und Deveney stieß sie ohne weitere Umschweife auf. Ein Hauch von Formalin stieg Gemma in die Nase, und ein paar Schritte weiter hörte sie gedämpftes Gemurmel.
      Sie folgten der Stimme in den Obduktionssaal und fanden dort Kate Ling vor, die mit einer Agenda auf dem Schoß auf einem Hocker saß, neben sich einen großen Becher Kaffee.
      »Tut mir leid«, sagte sie, »meine Assistentin liegt mit Grippe im Bett, und ich hielt es für überflüssig, jemanden an der Tür Wache stehen zu lassen. Es ist ja nicht so, daß die Leute ums Verrecken hier herein wollen«, fügte sie hinzu und sah Deveney an, als wartete sie auf sein gequältes Stöhnen. Deveney schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf, ehe er sich nach den anderen umdrehte, die hinter ihm in den kleinen Raum drängten. »Wußten Sie, daß alle Pathologen eine Spezialprüfung ablegen müssen, um in den Orden des grausigen Wortspiels aufgenommen zu werden? Sonst dürfen sie nicht praktizieren. Dr. Ling ist Großmeisterin und stolz darauf.« Er und Kate Ling sahen einander lachend an.
      »Ich bin gerade mit meinen Aufzeichnungen zum äußeren Anschein fertig«, sagte Dr. Ling ernst werdend, kritzelte noch ein paar Worte und legte ihren Block dann zur Seite.
      »Irgendwas von Interesse?« fragte Deveney und blickte mit gerunzelter Stirn auf den Block hinunter, als wollte er das Geschriebene entziffern.
      »Die Leichenflecke entsprechen genau der Lage des Toten, ich würde deshalb sagen, daß er nicht verlagert wurde. Das haben wir natürlich nach den Blutspritzern schon erwartet, aber ich werde für Gründlichkeit bezahlt.« Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee und sah sie über den Rand des Bechers mit einem leicht ironischen Lächeln an. »Wenn wir also den Abfall der Körpertemperatur aufgrund der Temperatur in der Küche des Hauses berechnen, können wir sagen, daß er zwischen sechs und sieben Uhr abends getötet wurde.«
      Dr. Ling drehte sich auf ihrem Hocker zu einem Arbeitstisch und nahm ein paar Gummihandschuhe. Während sie sie überstreifte, fügte sie nachdenklich hinzu: »Eines ist allerdings merkwürdig. Sein Hemd hatte an den Schultern ein paar winzige Risse. Nicht so groß, daß ich eine Vermutung darüber wagen konnte, wodurch sie entstanden sind und wieso.« Sie glitt vom Hocker, prüfte das Mikrofon, das über dem Obduktionstisch hing und hob dann den Deckel eines Instrumentenkastens aus rostfreiem Stahl, der auf einem Wagen neben ihr stand. »Also, können wir? Sie müssen einen Kittel und Handschuhe anziehen.« Sie betrachtete die kleine Gruppe skeptisch. »Sie stehen hier

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