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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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und stellte sich die Szene aus der Sicht der Polizeibeamten vor - ein milder Aprilabend, gelber Lichtschein hinter geöffneten Fenstern, die hübsche junge Frau an der Tür, Erschrecken beim Anblick der Uniformen. Heraus damit, kurz und unumwunden: »Madam, es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, daß Ihr Mann tot ist.« So hatten sie es auf der Akademie gelernt. Es sei besser, keine Umschweife zu machen, hatte man ihnen gesagt, aber das hatte es nicht leichter gemacht.
      Lucy hatte sich wieder eine Haarsträhne um den Finger gewickelt und saß still da, den Blick auf einen der Jagdstiche hinter Gilberts Schreibtisch gerichtet. Als Kincaid sagte, »Das tut mir leid«, reagierte sie nicht, aber nach einer kleinen Pause begann sie zu sprechen, ohne ihn anzusehen, so als führte sie ein Gespräch weiter.
      »Es ist merkwürdig, hier zu sitzen. Alastair wollte uns nie in diesem Zimmer haben, besonders mich nicht. Er hat es sein >Allerheiligstes< genannt. Ich glaube, er fand, daß Frauen die Atmosphäre zerstören.
      Mein Vater hat geschrieben. Er war Journalist. Er hieß Stephen Penmaric und er hat hauptsächlich für Zeitungen und Zeitschriften geschrieben. Über Natur- und Umweltschutz.« Sie sah Kincaid an. Ihr Gesicht war belebt. »Er hatte sein Büro im Abstellraum von unserer Wohnung, und er hatte wahrscheinlich nicht genug Platz. Ich weiß noch, daß immer riesige Bücherstapel auf dem Boden herumgelegen haben. Manchmal, wenn ich ihm versprochen habe, ganz leise zu sein, hat er mich in seinem Arbeitszimmer spielen lassen, während er gearbeitet hat, und ich habe mit den Büchern gebaut - Türme und Schlösser und Städte. Ich mochte den Geruch der Bücher.«
      »Meine Eltern hatten eine Buchhandlung«, sagte Kincaid. »Das heißt, sie haben sie immer noch. Ich habe oft im Lager gespielt und auch die Bücher als Bausteine benutzt.«
      »Ach was?« Lucy lächelte zum erstenmal.
      »Ja, wirklich.« Er erwiderte das Lächeln und wünschte, er könnte diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht bewahren.
      »Das muß schön gewesen sein«, sagte sie ein wenig wehmütig. Sie zog die Beine hoch und schlang ihre Arme um sie. Das Kinn auf die Knie gestützt, bemerkte sie: »Es ist komisch. Ich habe seit Jahren nicht mehr so viel an meinen Vater gedacht.«
      »Das ist doch unter den Umständen ganz natürlich.« Er hielt einen Augenblick inne und sagte dann vorsichtig: »Wie empfinden Sie denn das, was geschehen ist, den Tod Ihres Stiefvaters?«
      Sie wandte sich ab und sagte nach einer kleinen Weile langsam: »Ich weiß gar nicht. Ich bin wie betäubt. Ich kann es nicht glauben, obwohl ich ihn gesehen habe. Es heißt doch, >sehen heißt glauben<, aber das stimmt in Wirklichkeit gar nicht.« Mit einem raschen Blick zur Tür fügte sie hinzu: »Ich habe dauernd das Gefühl, daß er jeden Moment hereinkommt.« Sie setzte sich auf, und Kincaid hörte Stimmen aus dem hinteren Teil des Hauses.
      »Ich glaube, Chief Inspector Deveney sucht mich. Kann ich Sie jetzt allein lassen?«
      Mit einer Rückkehr der tatkräftigen Entschlossenheit, die sie am Abend zuvor gezeigt hatte, erwiderte sie: »Aber natürlich. Und ich kümmere mich um meine Mutter, wenn sie aufsteht.« Sie sprang mit der Beweglichkeit sehr junger Menschen vom Sofa und war schon an der Tür, ehe er antworten konnte.
      Als sie sich noch einmal nach ihm umdrehte, sagte er: »Lewis wird sich freuen, Sie zu sehen«, und bekam zur Belohnung noch ein strahlendes Lächeln.
     
    »Ist Ihnen aufgefallen«, sagte Kincaid zu Nick Deveney, als sie einen der holprigen Feldwege entlangfuhren, die die Dörfer miteinander verbanden, »daß kein Mensch um Alastair Gilbert zu trauern scheint? Sogar seine Frau scheint eher erschrocken als traurig zu sein.«
      »Stimmt.« Deveney gab einem entgegenkommenden Auto mit der Lichthupe Signal und manövrierte rückwärts in die nächste Ausweichbucht. »Aber das gibt uns kein Motiv für den Mord. Wenn das der Fall wäre, wäre meine Schwiegermutter nämlich schon mindestens zwanzigmal umgebracht worden.« Er fuhr wieder auf den Weg hinaus. »Ich hoffe, die Abkürzung stört Sie nicht. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mal, ob es wirklich eine Abkürzung ist, ich fahre einfach gern querfeldein. Ist doch wunderschön, nicht?«
      Im Westen hatten sich Gewitterwolken zusammengezogen, aber noch während Deveney sprach, brach ein Sonnenstrahl aus dem dunklen Himmel hervor und erleuchtete die Hügel

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