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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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aufgeführt. Kincaid steckte die Karte ein.
      »Ja, das ist richtig. Sie ist im Altenheim The Leaves am Ortsrand von Dorking. Claire besucht sie mehrmals die Woche.«
      »Wie hat Mrs. Gilberts gestriger Arbeitstag ausgesehen, Mr. Reid?« Deveneys Ton ließ keinen Zweifel daran, daß er eine Antwort auf seine Frage erwartete, auch wenn er sie in sehr höflichem Ton gestellt hatte.
      Reid rutschte auf seinem Sessel ein wenig nach vorn und griff zu dem Bleistift, den er zu Beginn des Gesprächs niedergelegt hatte. Im gleichen höflichen Ton wie Deveney fragte er: »Warum sollte ich Ihnen darüber Auskunft geben? Sie können doch nicht im Ernst glauben, daß Claire mit Gilberts Tod etwas zu tun hat?« Sein Ton verriet, daß er ehrlich schockiert war.
      »Das gehört zur Routine, Mr. Reid«, beruhigte Deveney. »Das müßten Sie eigentlich wissen, wenn Sie ab und zu fern-sehen. Wir müssen über jeden, der Commander Gilbert nahestand, Erkundigungen einziehen.«
      Reid verschränkte die Arme und betrachtete die beiden Beamten einen Moment lang mit einem beinahe trotzigen Ausdruck, dann seufzte er und sagte: »Also, es paßt mir zwar gar nicht, aber da der gestrige Tag nicht anders verlaufen ist als alle anderen, wird es wohl nicht schaden, wenn ich Ihnen Auskunft gebe. Claire kam gegen zehn und war den ganzen Tag im Laden. Sie hat Kunden beraten und sich um einige ausstehende Materiallieferungen gekümmert. Ich war am frühen Nachmittag eine Weile unterwegs, ich hatte einen Termin, und Claire ist gegangen, bevor ich kurz nach vier wieder zurück war. Ich glaube, sie und Lucy wollten Einkäufe machen.« Er machte eine kleine Pause, dann fügte er hinzu: »Von militärischem Drill halten wir hier nichts, wie Sie vielleicht schon gemerkt haben.«
      »Und wann haben Sie erfahren, daß Gilbert tot ist?« fragte Kincaid, der sich an Claire Gilberts Worte vor ihrem Ohnmachtsanfall erinnerte.
      »Als ich heute morgen aufgesperrt habe, haben hier schon ein paar Leute aus dem Ort gewartet. Sie hatten es vom Briefträger gehört, der es wiederum vom Zeitungsmann gehört hatte. >Gestern hat jemand Alastair Gilbert umgebracht - sie haben ihm den Schädel eingeschlagen und ihn in seinem Blut liegen lassen<, lauteten die genauen Worte, wenn ich mich recht •'erinnere«, sagte er mit einer Grimasse.
      Deveney dankte ihm, und sie verabschiedeten sich, Kincaid mit einem sehnsüchtigen Blick auf die deutsche Mischbatterie aus rostfreiem Stahl, die er sich für sein eigenes Küchenspülbecken nicht hatte leisten können.
      »Hervorragend«, meinte Deveney mit einem resignierten Seufzer, als sie in den Wagen stiegen. »Wieso haben wir uns eingebildet, wir könnten die Todesursache geheimhalten, bis wir die Dorfbewohner vernommen haben? Wo man hier doch nicht mal einen Furz geheimhalten kann!«
      Die letzte Kundin, eine redselige alte Frau namens Simpson, schwatzte endlos weiter, nachdem sie längst für ihre spärlichen Einkäufe bezahlt hatte. Madeleine Wade, zu deren vielerlei geschäftlichen Unternehmen auch der Betrieb des Dorfladens zählte, hörte sich mit halbem Ohr die neuesten Skandale aus der großen Welt an, während sie die Abrechnung machte. Und die ganze Zeit dachte sie nur mit Sehnsucht an den Moment, da sie es sich oben in ihrer gemütlichen Wohnung mit einem Glas Wein und der Financial Times auf dem Sofa bequem machen würde.
      Das »rosa Blatt«, wie sie die Zeitung für sich nannte, war ihr geheimes Laster, ein letztes Überbleibsel aus ihrem früheren Leben. Sie las es jeden Tag, um die Entwicklung ihrer Wertpapiere zu verfolgen, und ließ es dann verschwinden; ihr Privatleben ging ihre Kunden schließlich nichts an.
      Mrs. Simpson, die abgesehen von einem gelegentlichen zerstreuten Nicken keinerlei Aufmunterung erhalten hatte, bremste schließlich stotternd ihren Redefluß, und Madeleine brachte sie mit Erleichterung zur Tür. Im Lauf der Jahre hatte sie gelernt, gelassener mit den Menschen umzugehen, hatte sich eine Rüstung zugelegt, die nichts durchdringen konnte, es sei denn offen zur Schau getragener Abscheu, aber so richtig wohl fühlte sie sich nur, wenn sie allein war. Das Alleinsein wurde ihr zur Gewohnheit und Belohnung am Ende eines jeden Tages, und sie fieberte ihm mit der gleichen Ungeduld entgegen wie der Alkoholiker seinem ersten Glas.
      Sie sah ihn, als sie gerade die Tür abgeschlossen hatte. Geoff Genovase stand halb im Schatten des White Hart nebenan und wartete,

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