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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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steckten, trug sie eine Scheuerbürste und eine Flasche Putzmittel.
      »Oh, hallo«, sagte sie freundlich. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
      »Wir wollten eigentlich den Pfarrer sprechen«, antwortete Kincaid.
      Sie warf einen ratlosen Blick auf die Gegenstände in ihren Händen. »Lassen Sie mich nur rasch die Sachen hier wegstellen. Ich bin gleich wieder da.« Als sie aufblickte, bemerkte sie die Unsicherheit der beiden Männer und sagte lächelnd: »Ich bin übrigens Rebecca Fielding.«
      »Ah, so«, antwortete Kincaid, das Lächeln erwidernd, und fragte sich, was für Überraschungen dieser Tag sonst noch bringen würde. Ganz so erstaunt, dachte er, hätte er nicht zu sein brauchen - weibliche Geistliche waren dieser Tage in der anglikanischen Kirche nichts Ungewöhnliches und gewiß keine Sensation. Er stellte sich und Deveney vor, und nachdem Rebecca Fielding ihre Putzutensilien in einem kleinen Wandschrank verstaut hatte, folgten sie ihr in den Versammlungsraum.
      Eine museumsreife Teemaschine stand auf einem Teewagen neben einer Sitzgruppe, die aus einem zerschrammten alten Tisch und mehreren Plastiksesseln bestand. »Bei Gemeindeversammlungen leider absolut unentbehrlich«, bemerkte Rebecca Fielding mit einem abschätzigen Blick auf das alte Ding. »Ich frage mich manchmal, warum ich mir diesen Beruf ausgesucht habe - ich konnte Tee aus der Maschine noch nie ausstehen.« Sie schob den Männern zwei Sessel hin, nahm selbst einen, und sobald sie alle drei saßen, wurde sie sachlich. »Wenn Sie wegen Alastair Gilbert gekommen sind, muß ich Sie enttäuschen. Ich kann Ihnen da nicht helfen. Es ist mir unvorstellbar, wie ein Mensch so etwas tun kann.«
      »Das ist eigentlich nicht der Grund unseres Kommens«, erklärte Kincaid, »auch wenn uns natürlich jeder Hinweis, den Sie uns zu dieser Geschichte geben könnten, eine Hilfe wäre. Vor allem möchten wir Sie aber bitten, uns einige Fragen zu dem Diebstahl zu beantworten, den Sie angezeigt haben.«
      »Ach?« Sie zog überrascht die dunklen, geraden Augenbrauen hoch. »Aber das ist doch eine Ewigkeit her. Es muß im August gewesen sein. Wen interessiert denn das noch?«
      Die Pfarrerin hatte also den Dorfklatsch nicht mitbekommen, dachte Kincaid, oder aber sie hatte ein besonderes Talent, sich zu verstellen. »Sie wissen sicher, daß auch andere im Dorf kleinere Diebstähle gemeldet haben. Es wird gemutmaßt, daß ein Landstreicher sie begangen hat und daß Commander Gilbert ihn vielleicht in seinem Haus auf frischer Tat ertappt hat.«
      »Aber das ist doch absurd, Superintendent. Diese Vorfälle haben sich alle zu ganz unterschiedlichen Zeiten zugetragen, und wenn sich im Dorf ein Landstreicher herumtreiben würde, wüßte ich das als erste. Das Kirchenportal ist im allgemeinen der bevorzugte Schlafplatz solcher Leute.« Lächelnd lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück und verschränkte die Arme über ihrem pflaumenblauen Pullover. Sie hatte die Füße in den Tennisschuhen um die Vorderbeine ihres Stuhls geklemmt, und angesichts ihrer ausgewogenen Haltung mußte Kincaid plötzlich an eine Kunstreiterin denken, die er einmal im Zirkus gesehen hatte.
      »Sind Sie als Kind geritten?« fragte er. Sie hatte etwas Frisches, Natürliches an sich, es war nicht gerade Robustheit, aber doch eine Ausstrahlung gesunder Tüchtigkeit. Ihre Fingernägel waren, wie er bemerkte, kurz und ein wenig schmutzig.
      »Ja, das stimmt.« Sie betrachtete Kincaid mit einem verblüfften Stirnrunzeln. »Meine Tante hatte in Devon ein Gestüt, und ich war fast immer in den Sommerferien bei ihr. Merkwürdig, daß Sie danach fragen. Ich bin gerade heute morgen von ihrer Beerdigung zurückgekommen. Sie ist letzte Woche gestorben.«
      »Sie waren also gar nicht hier, als Alastair Gilbert ermordet wurde?«
      »Nein. Allerdings hat mich gestern die Gemeindesekretärin angerufen, um es mir mitzuteilen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte es gar nicht glauben. Ich habe mehrmals versucht, Claire anzurufen, bekam aber immer nur den Anrufbeantworter. Kommt sie einigermaßen zurecht?«
      »Den Umständen entsprechend, würde ich sagen«, antwortete Kincaid, der seinen eigenen Gedankengang verfolgte, ziemlich nichtssagend. »Waren die Gilberts regelmäßige Kirchgänger?«
      Rebecca nickte. »Alastair hat oft den Bibeltext vorgelesen. Er hat die Pflichten, die seiner Stellung im Dorf entsprachen, sehr ernst genommen.« Sie brach ab und

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