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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Böschungen wuchsen, bis die Baumwurzeln auf Augenhöhe waren. Rechts konnte Gemma durch das dichte Laub gelegentlich den Glanz goldener Felder sehen, die sich zu einem Tal hinabsenkten. Links stand der Wald, dunkel und undurchdringlich, und das Licht, das durch das Laubdach über der Straße sickerte, hatte einen grünlichen Schimmer.
      »Wie beim Rodeln«, sagte Gemma plötzlich.
      »Was?«
      »Das erinnert mich ans Rodeln. Sie wissen schon, Schlittenfahren.«
      Kincaid lachte. »Sie haben vielleicht eine Phantasie! Vorsicht jetzt, gleich kommt eine Abzweigung nach links.«
      Sie näherten sich dem höchsten Punkt der Steigung, als Gemma in der Böschung zur Linken einen Einschnitt entdeckte. Sie nahm Gas weg und steuerte den Wagen vorsichtig auf den laubgepolsterten Fahrweg, folgte seinem leicht abwärtsführenden Lauf, bis sie hinter einer Biegung eine Lichtung erreichte. »Oh«, sagte sie leise und überrascht. Sie hatte ein Fachwerkhaus erwartet, ein Haus wie jene, die sie in den nahe gelegenen Dörfern gesehen hatte. Die Sonne, die immer wieder von Wolken verdrängt worden war, fand eine Lücke und malte lichtgesprenkelte Muster auf die weißen Kalksteinmauern des Gebäudes.
      »Gefällt es Ihnen?«
      »Ich weiß nicht recht.« Gemma kurbelte das Fenster herunter, nachdem sie den Motor ausgeschaltet hatte, und einen Moment lang blieben sie sitzen und lauschten. Durch die Stille des Waldes hörten sie ein schwaches, tiefes Summen. »Es ist ein bißchen gespenstisch. Ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.«
      »Warten Sie nur«, sagte Kincaid, als er die Wagentür öffnete, »bis Sie die Familie kennenlernen.«
      Gemma nahm an, die Frau, die ihnen öffnete, sei Dame Caroline Stowe - elegante lange Hose aus teurem Stoff, Seidenbluse und marineblaue Strickjacke, kurzes dunkles, von Grau durchzogenes Haar - alles an ihr zeugte von konservativem gutem Geschmack. Doch als die Frau sie beide verständnislos anblickte und dann sagte: »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« wurde Gemma unsicher.
      Kincaid stellte sich und Gemma vor und fragte dann nach Sir Gerald und Dame Caroline.
      »Oh, tut mir leid, sie sind im Augenblick nicht hier. Sie sind zum Bestattungsunternehmen hinuntergefahren. Wegen der Beerdigung.« Sie bot erst Gemma, dann Kincaid die Hand. »Ich bin Vivian Plumley.«
      »Die Haushälterin?« fragte Kincaid, und Gemma erkannte an seiner nicht gerade sehr taktvollen Frage, daß er auf diese Begegnung nicht vorbereitet gewesen war.
      Vivian Plumley lächelte: »So könnte man sagen. Es stört mich jedenfalls nicht.«
      »Gut.« Kincaid hatte seine Gewandtheit und sein charmantes Lächeln bereits wiedergefunden. »Wir würden uns gern auch mit Ihnen unterhalten, wenn das möglich ist.«
      »Kommen Sie mit in die Küche. Ich mache Ihnen einen Kaffee.« Sie führte sie durch den mit Schieferplatten ausgelegten Flur und wich dann zurück, um ihnen den Vortritt zu lassen.
      Die Küche war von Modernisierungen verschont geblieben. Gemma mochte über Fotografien blitzender Superküchen in wehmütige Seufzer ausbrechen, sie wußte dennoch instinktiv, daß sie für einen Raum wie diesen keinen emotionalen Ersatz boten. Ein geschrubbter alter Eichentisch, umgeben von Stühlen mit Lederrücken, stand in der Mitte des Raums, bunte Flickenteppiche milderten die Kühle des grauen Schieferbodens, und an einer Wand stand ein rot emaillierter Herd, der Wärme und Gemütlichkeit verbreitete.
      »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Vivian Plumley mit einer Geste zum Tisch. Gemma zog einen Stuhl heraus und setzte sich. Sie spürte, wie die Spannung, derer sie sich gar nicht bewußt gewesen war, aus ihr herausfloß. »Etwas zu essen?« fragte Vivian, und Gemma schüttelte rasch den Kopf, da sie fürchtete, sie würden, von der Behaglichkeit des Raumes verführt, die Kontrolle über das Gespräch verlieren.
      Kincaid sagte »Nein, danke« und setzte sich auf den Stuhl am Kopfende des Tischs. Gemma nahm ihren Block aus ihrer Tasche und legte ihn unauffällig auf ihren Schoß.
      Der Duft frischen Kaffees begann sich im Zimmer auszubreiten. Vivian stellte Tassen, Sahne und Zucker auf ein Tablett. Sie verrichtete ihre Tätigkeit schweigend, eine Frau, die selbstsicher genug war, um sich nicht gezwungen zu fühlen, Konversation zu machen. Als der Kaffee fertig war, füllte sie die Tassen und trug das Tablett zum Tisch.
      »Bitte, bedienen Sie sich. Das ist

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