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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zu mir hinein, ehe sie hinaufgeht.«
      »Und an diesem Abend hat sie das nicht getan?.«
      Als Vivian den Kopf schüttelte, sagte Kincaid mit einem Lächeln: »Ich danke Ihnen, Mrs. Plumley. Das war schon alles.«
      Vivian Plumley sah ihn an und fragte: »Soll ich ihnen jetzt sagen, daß Sie hier sind?«
     
    Sir Gerald Asherton stand im Wohnzimmer vor dem Feuer, die Hände auf dem Rücken. Wie man sich einen Landjunker vorstellt, dachte Gemma, als sie ihn sah, in entspannter Pose, die Beine leicht gespreizt, in sportlichen Tweed gekleidet. Selbst die obligaten Lederflicken auf den Jackenärmeln waren da. Nur eine Pfeife und zwei ihm zu Füßen liegende Jagdhunde fehlten, um das Bild zu vervollständigen.
      »Tut mir leid, daß Sie warten mußten.« Er kam ihnen entgegen, schüttelte beiden die Hand und wies zum Sofa.
      Gemma fand seine Höflichkeit entwaffnend und vermutete, daß sie genau das bezweckte.
      »Danke, Sir Gerald«, sagte Kincaid mit gleicher Höflichkeit. »Und Dame Caroline?«
      »Sie hat sich hingelegt. Die Sache beim Bestattungsunternehmer hat sie doch sehr mitgenommen.« Sir Gerald setzte sich ihnen gegenüber in einen Sessel, schlug die Beine übereinander und zog sein Hosenbein ein wenig hoch. Ein Stück karierter Socke im herbstlichen Orange und Rostbraun zeigte sich zwischen Schuh und Hosenaufschlag.
      »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Sir Gerald«, sagte Kincaid mit einem gewinnenden Lächeln, »aber ist es nicht etwas merkwürdig, daß Ihre Tochter diese Formalitäten nicht selbst erledigt? Connor Swann war schließlich ihr Ehemann.«
      »Eben«, antwortete Sir Gerald mit einem Anflug von Schärfe. »Manchmal ist es besser, wenn diese Dinge von jemandem erledigt werden, der etwas mehr Distanz hat. Und diese Bestattungsleute sind ja berüchtigt dafür, daß sie aus den Gefühlen der Leute gern Kapital schlagen.« Mit einer Aufwallung von Mitleid erinnerte sich Gemma daran, daß dieser stämmige, selbstsichere Mann aus schlimmster persönlicher Erfahrung sprach.
      Kincaid zuckte die Achseln und ließ die Sache ruhen. »Ich muß Sie fragen, was Sie am Donnerstag abend getan haben, Sir.« Als Sir Gerald fragend eine Augenbraue hochzog, fügte er hinzu: »Es ist nur eine Formalität.«
      »Natürlich, Mr. Kincaid. Ich habe am Donnerstag abend eine Aufführung von Pelleas und Melisande dirigiert. Im Coliseum.« Er sah ihn mit seinem breiten, jovialen Lächeln an. »Sichtbar für alle Welt.«
      Gemma stellte ihn sich auf dem Podium vor einem großen Orchester vor und war überzeugt, daß er einen Konzertsaal ebenso mühelos beherrschte wie diesen kleinen Raum hier. Von ihrem Platz aus sah sie eine Fotografie von ihm, die zusammen mit mehreren anderen in Silber gerahmt auf dem Flügel stand. Möglichst unauffällig erhob sie sich und ging hinüber, um sich die Bilder anzusehen. Das nächststehende zeigte Sir Gerald im Smoking, den Dirigentenstab in der Hand. Er wirkte so ungezwungen wie im sportlich rustikalen Tweed. Auf einem anderen Foto hielt er eine zierliche dunkelhaarige Frau im Arm, die vergnügt in die Kamera lachte.
      Die Fotografie der Kinder war nach rückwärts geschoben, als hätte niemand Interesse daran, sie öfter zu betrachten. Der Junge stand leicht im Vordergrund, stämmig und blond, mit einer Zahnlücke und einem spitzbübischen Lachen. Das Mädchen war einige Zentimeter größer, dunkelhaarig wie die Mutter, das schmale Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck. Das war natürlich Julia. Julia und Matthew.
      »Und danach?« hörte sie Kincaid sagen und richtete, etwas verlegen über ihre Unaufmerksamkeit, ihre Konzentration wieder auf das Gespräch.
      Sir Gerald zuckte die Achseln. »Man braucht nach jeder Aufführung eine gewisse Zeit, um sich wieder zu entspannen. Ich blieb eine Weile in meiner Garderobe, aber ich muß gestehen, ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Dann bin ich direkt nach Hause gefahren. Ich denke, ich werde irgendwann nach Mitternacht hier angekommen sein.«
      »Genauer können Sie es nicht sagen?« fragte Kincaid mit einem Anflug von Skepsis.
      Sir Gerald hob seinen rechten Arm und schob den Jackenärmel über einem behaarten Handgelenk hoch. »Ich trage keine Uhr, Mr. Kincaid. Armbanduhren haben mich immer gestört. Und es ist lästig, sie für jede Probe oder Aufführung abnehmen zu müssen. Ich habe die verdammten Dinger immer irgendwo liegenlassen. Und die Autouhr hat nie richtig

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