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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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funktioniert.«
      »Sie haben unterwegs nirgends gehalten?«
      Sir Gerald schüttelte den Kopf und antwortete so entschieden wie jemand, der es gewöhnt ist, daß sein Wort Gesetz ist: »Nein, ich habe nirgends gehalten.«
      »Haben Sie mit jemandem gesprochen, als Sie nach Hause kamen?« fragte Gemma, die es an der Zeit fand, auch etwas beizusteuern.
      »Es war niemand mehr auf. Meine Frau schlief, als ich kam, und ich habe sie nicht geweckt. Ich kann nur annehmen, daß auch Vivian schon schlief. Sie sehen also, junge Frau, falls es Ihnen um ein Alibi geht«, er hielt inne und sah Gemma zwinkernd an, »kann ich Ihnen leider keines liefern.«
      »Was war mit Ihrer Tochter, Sir? Hat sie ebenfalls geschlafen?«
      »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich kann mich nicht erinnern, Julias Wagen in der Auffahrt gesehen zu haben, aber es ist natürlich möglich, daß jemand sie hierher mitgenommen hat.«
      Kincaid stand auf. »Ich danke Ihnen, Sir Gerald. Wir werden uns noch einmal mit Ihrer Gattin unterhalten müssen, wenn es ihr paßt, aber jetzt würden wir gern Ihre Tochter sprechen.«
      »Nun, Sie kennen ja den Weg, Mr. Kincaid.«
      »Du meine Güte, ich komme mir vor wie in einem Boulevardstück.« Gemma drehte sich nach Kincaid um, als sie ihm voraus die Treppe hinaufging. »Perfekte Formen und keine Substanz. Was wird in diesem Haus eigentlich gespielt?« Auf dem ersten Treppenabsatz blieb sie stehen und sah ihn an. »Man könnte ja meinen, diese Frauen seien aus Glas, so wie Sir Gerald und Mrs. Plumley sie verhätscheln. Nur ja Caroline nicht aufregen ... Nur ja Julia nicht aufregen«, zischte sie, als ihr etwas verspätet einfiel, ihre Stimme zu senken.
      Kincaid zog nur auf diese unerschütterlich stoische Art und Weise, die sie manchmal so aufregte, eine Augenbraue hoch. »Ich weiß nicht, ob ich Julia Swann als eine Hätschelpuppe bezeichnen würde.« Er nahm die nächste Treppe in Angriff, und Gemma folgte ihm schweigend.
      Die Tür öffnete sich, sobald Kincaid klopfte. »Ach, Plummy, endlich. Ich bin schon am Ver -«Julia Swanns Lächeln erlosch abrupt, als sie sie erkannte. »Oh! Superintendent Kincaid. Schon wieder da?«
      »Wie eine lästige Fliege«, antwortete Kincaid mit seinem gewinnendsten Lächeln.
      Julia Swann schob den Pinsel, den sie in der Hand hielt, hinter ihr Ohr und trat zurück, um Kincaid und Gemma hereinzulassen. Gemma musterte sie und verglich die Frau mit dem mageren, ernsthaften Kind auf der Fotografie im Wohnzimmer. Die junge Julia war unzweifelhaft noch in der erwachsenen Frau wiederzufinden, doch aus der kindlichen Schlaksigkeit war geschmeidige Eleganz geworden, und die Unschuld im Blick des kleinen Mädchens war lange verloren.
      Die Jalousien vor den Fenstern waren herabgelassen, und blasses, wäßriges Licht erhellte den Raum. Der Zeichentisch in der Mitte, leer bis auf eine Palette und ein Zeichenbrett, an dem ein weißes Blatt Papier angeheftet war, wirkte wie ein Ruhepunkt in der allgemeinen Unordnung des Ateliers.
      »Plummy bringt mir meistens um diese Zeit ein Sandwich herauf«, bemerkte Julia, als sie die Tür schloß und zum Tisch zurückkehrte. In lässiger Haltung lehnte sie sich dagegen, doch Gemma hatte den Eindruck, daß sie mehr als nur körperlichen Halt suchte.
      Auf dem Tisch lag das fertige Bild einer Blume. Beinahe instinktiv trat Gemma näher und streckte die Hand aus. »Oh, wie schön«, sagte sie leise, jedoch ohne das Blatt zu berühren. Das Aquarell mit den intensiven Grün- und Violettönen der Pflanze hatte beinahe etwas Orientalisches.
      »Das tägliche Brot«, sagte Julia, doch sie lächelte, offensichtlich um Höflichkeit bemüht. »Ich arbeite an einer ganzen Serie für den National Trust. Sie wollen sie als Karten vertreiben. Sie wissen schon, ähnlich wie bei UNICEF. Und ich bin sehr unter Termindruck.« Julia rieb sich das Gesicht und hinterließ einen verwischten Farbfleck auf ihrer Stirn. Gemma sah plötzlich die Müdigkeit in dem schmalen Gesicht unter dem dunklen, schick geschnittenen Haar.
      Sie strich mit einem Finger leicht über den unregelmäßigen Rand des Aquarellpapiers. »Ich dachte eigentlich, die Gemälde unten wären von Ihnen, aber dieses hier ist ganz anders.«
      »Als die Flints? Das will ich doch hoffen.« Julias Antwort war brüsk. Sie nahm sich eine Zigarette aus der Packung, die auf einem Tisch an der Seite lag, und riß mit heftiger Bewegung ein Streichholz

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