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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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und horchten auf Nathans leicht rasselnde Atemzüge. »Es haut nicht hin«, sagte Kincaid.
      Gemma hatte sich im Zimmer bewundernd umgesehen und sich gefragt, ob Vic oft hier gewesen war. »Was?«
      »Es wirkt zu schnell. Falls jemand in der Fakultät Digitalis in Vics Tee getan hätte, wäre sie schon krank gewesen, als sie die Universität verlassen hat.«
      »Hat sie das Zeug auch zu Hause getrunken?« fragte Gemma. »Vielleicht hat sie sich eine Tasse nach ihrer Rückkehr genehmigt.«
      Kincaid schüttelte den Kopf. »Die Spurensicherung hat nichts dergleichen gefunden.«
      »Könnte jemand den Tee später entfernt haben?«
      »Kits dunkle Gestalt im Garten?« Er starrte sie an. »Niemand hat bisher eine Erklärung dafür.« Sein Mund wurde hart. »Aber wenn sie noch gelebt hat - wie konnte der Mörder nur so gründlich aufräumen?«
      Gemma zuckte zusammen, als von der Straße her ein Geräusch ertönte, das wie eine Gewehrsalve klang. Ihm folgten die merkwürdigsten Motorengeräusche. »Adam?« murmelte sie und trank den letzten Schluck Tee.
      Adam war mit seinem Schlüssel im Haus, bevor sie überhaupt aufstehen konnten. Er begrüßte sie leise. Er wirkte gehetzt, sein Haar war vom Wind zerzaust, sein Kragen saß schief, aber Gemma fühlte denselben unmittelbaren Trost in seiner Gegenwart wie schon nach der Trauerfeier.
      Ein Blick auf Nathan aus nächster Nähe schien eine Vermutung zu bestätigen, denn er wandte sich kopfschüttelnd zu ihnen um. »Das habe ich befürchtet. So war er auch nach Jeans Tod. Scheint seine Art von Schockbewältigung zu sein.«
      »Gibt sich das wieder?« fragte Gemma.
      »Es hat ihn schwer erwischt. Und das letzte Mal hat er eine Lungenentzündung gekriegt«, berichtete Adam. Dann lächelte er und bemühte sich, optimistisch zu sein. »Aber er ist störrisch wie ein Esel - vermutlich ist es die Reaktion seines Körpers, der sich damit Ruhe verschafft. Wahrscheinlich pumpt ihn der Arzt gleich mit all dem Zeug voll, das er bei vollem Bewußtsein ablehnt.« Er seufzte. »Danke, daß Sie mich angerufen haben. Ich warte auf den Arzt und bleibe dann bei ihm.«
      Gemma warf einen letzten Blick auf Nathan, als Adam sie zur Haustür begleitete. Mit seinem weißen Haar und den im Schlaf entspannten Zügen sah er überraschend kindlich aus.
      »Adam«, begann Kincaid, als sie die Tür erreichten. »Wir haben heute einige merkwürdige Dinge erfahren - über Lydia und Nathan, Darcy und sogar Daphne Morris. Morgan Ashby hat uns erzählt ...«
      »Das stimmt alles«, unterbrach Adam ihn tonlos.
      Kincaid starrte ihn an. »Aber ich dachte, Sie und Lydia ...«
      »Oh, ich hatte die Ehre, richtig. Obwohl - wenn ich die Folgen nur geahnt hätte, hätte ich es nie getan. Jugend ist keine Entschuldigung für verantwortungsloses Verhalten - und unseres hat Lydia unendlich viel Leid gebracht.«
      Gemma sah die Resignation in seinen Augen. »Adam, Sie haben Lydia geliebt, oder? Wie konnten Sie zulassen, daß sie ...«
      »Wie konnte ich sie davon abhalten?« sagte er mit einer hastigen, ungeduldigen Handbewegung. »Was Sie nicht begreifen, ist, daß Lydia immer ihren Kopf durchgesetzt hat - gleichgültig, welche Folgen das für sie oder andere hatte.«
     
     

* 16
     
    Ich stehe hier für die Vernunft, unbesiegbar, tadellos und ewig, für Sicherheit, Vorschrift, Pflastersteine, Straßenlampen, Polizei, für Luxushäuser reihenweise. Stehe für gesunden Geist, Komfort, Zufriedenheit, für Wohlstand und Zylinderhüte, Alkohol, steife Krägen, Fleisch ...
     
    Rupert Brooke aus der Satire >John Rump<
     
    Kit stemmte sich gegen den Wind, die Hände in den Taschen, den Kopf in den Kragen seiner Jacke eingezogen wie eine Schildkröte. Die Luft roch penetrant nach Regen, und obwohl es erst wenige Minuten nach vier Uhr war, war es bereits so dämmrig, daß sich die Straßenbeleuchtung eingeschaltet hatte.
      Kit kümmerte weder das naßkalte Wetter noch die frühe Dunkelheit. Er war froh über die Gelegenheit, aus dem Haus zu kommen - die er sich unter dem Vorwand verschafft hatte, vom Supermarkt am Rand der kleinen Siedlung die Lieblingskekse seiner Großmutter zu besorgen.
      Eugenia war voller Skepsis gewesen, und in seiner Verzweiflung hatte er zu einer List gegriffen. Mit falschem Lächeln hatte er gesagt: »Bitte, Großmutter! Dauert nur ein paar Minuten, dann hast du deine Orangenkekse zum Tee - und es geht dir gleich viel besser.«
      Er

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