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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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der Autobahn aus sind wir gelaufen. Ich hatte Angst, daß jemand anhält, den ich kenne.«
      »Dann müßtest du jetzt eigentlich wieder Hunger haben«, sagte Kincaid leichthin. »Nicht weit von hier, an der Autobahn, gibt es ein Café. Was hältst du davon, wenn ich dir dort ein echtes Fernfahrerfrühstück spendiere? Und für Tess kriegen wir sicher auch was.«
      Kit erstarrte und zog den Hund an sich. »Ich gehe nicht nach Reading zurück. Wenn du mich dazu zwingst, laufe ich nur wieder weg.«
      Kincaid betrachtete den trotzigen Zug um Kits Mund und fragte sich, ob er ebenso aussah, wenn er sich auf etwas versteift hatte. Wie der Vater, so der Sohn. Seine einzige Chance ‘war es, dem Jungen mit der Ehrlichkeit zu begegnen, die er -auch für sich selbst beanspruchte. Er dachte kurz nach. »Ich kann dich verstehen, Kit. Aber du mußt schon vernünftig sein. Du weißt, daß du hier nicht allein bleiben kannst ...«
      »Mein Vater kommt sicher zurück. Das weiß ich. Und dann kann ich bleiben ...«
      »Das mag schon stimmen. Aber in ein paar Stunden fangen sie an, richtig nach dir zu suchen. Und dann finden sie dich hier. Dein Großvater ist außer sich vor Angst. Du willst doch nicht, daß er sich weiter Sorgen um dich macht, oder.«
      »Ihr ist es ganz egal, was mit mir passiert. Sie sorgt sich doch nur um ihre beschissenen Teppiche.«
      Kincaid seufzte. »Macht das die Gefühle deines Großvaters weniger wichtig?«
      Kit starrte ihn an. Der Zug um seinen Mund entspannte sich. Er zuckte mit den Schultern. »Vermutlich nicht. Aber ich gehe nicht zurück. Da darf ich Tess nicht behalten.«
      »Ich verspreche dir, daß wir eine Lösung finden. Und ich verspreche dir, daß ich nichts unternehme, bevor wir uns nicht abgesprochen haben. Aber irgendwo müssen wir anfangen. Und ich finde, Frühstück ist ein guter Anfang. Was meinst du?«
      Kit sagte lange kein Wort. Dann nickte er kaum merklich. »Was hast du mit deinem Auge gemacht?«
     
    In der anonymen Atmosphäre des Fernfahrerlokals bestellten Kit und Kincaid Eier, Speck, Würstchen, Champignons, Tomaten, gebratenes Brot und dazu eine Kanne Tee. Sie hatten Tess im Wagen auf der kleinen Decke zurückgelassen, die Kit für sie ausgegraben hatte, und sie hatte sich mit der Ergebenheit eines Hundes, der so etwas gewohnt war, aufs Warten eingerichtet.
      Im Cottage hatte Kit die Hände gewaschen und die Haare gebürstet, dann ohne weitere Klagen seine Sachen zusammengesucht. Als er fertig war, hatte er aus der Küchenschublade einen Ersatzschlüssel genommen.
      »War das Fenster nicht verriegelt?« hatte Kincaid gefragt, den sein mögliches Versäumnis beunruhigte.
      »Das Schloß schnappt nicht richtig ein«, erwiderte Kit. »Das konntest du nicht wissen. Ich komme immer dort rein, wenn ich meinen Schlüssel vergessen habe. Mami ist dann stocksauer ...« Er hielt entsetzt inne, und Kincaid drängte ihn hastig aus dem Haus, den Arm um seine Schultern.
      Diesmal behielt Kincaid den Schlüssel. Die Fahrt zum Fernfahrerlokal war schweigend verlaufen.
      Ihr Tee kam, heiß und stark, und als sie in ihren Tassen rührten, warf Kincaid einen Blick auf die Uhr und zog sein Handy aus der Jackentasche. »Ich rufe Gemma an. Sie soll deinem Großvater sagen, daß du wohlauf bist. »Nein, warte«, fügte er hinzu, als Kit protestieren wollte. »Das ist im Moment alles. Wir machen immer nur einen Schritt nach dem anderen. Ist das fair?«
      Kit nickte. Kincaid wünschte, er wäre wirklich so zuversichtlich, wie er sich gab. Was er Kit verschwiegen hatte, war, daß er nicht wußte, was der nächste Schritt sein sollte. Er wußte nur eines: Wenn er Kit jetzt seinen Großeltern auslieferte, verlor er ihn vermutlich für immer.
      Er wählte Gemmas Nummer, informierte sie kurz und sagte dann: »Ruf Kits Großvater an und sag ihm Bescheid, daß Kit sicher in meiner Obhut ist. Nicht mehr und nicht weniger. Dann melde dich bei Laura Miller. Bitte, Liebling.«
      »Was willst du jetzt tun?« fragte Gemma. »Du hast kein Recht, ihn ohne ihre Erlaubnis bei dir zu behalten.«
      »Ich weiß«, antwortete er ausweichend. »Aber im Moment sehe ich keine Alternative.«
      Am anderen Ende war es still. »Dann bring ihn hierher«, sagte Gemma schließlich. »Bis wir eine Lösung gefunden haben. Hier gibt’s wenigstens einen Garten für den Hund.«
      »Was sagen Hazel und Tim dazu?«
      »Ich rede gleich mit ihnen. Wir sehen uns dann in ein

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