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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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erstatten wollte. »Man sollte ihm sein Handy ins Ohr implantieren.«
      Gemma wußte nur zu gut, was sie meinte. Diese Typen zelebrierten die ausgiebige Benutzung ihrer Handys in den Restaurants und Cafés. Unter Mißachtung jeglicher Manieren, stellten sie das Gerät als Statussymbol zur Schau. »Glauben Sie, es handelt sich um eine ernstzunehmende Sache?« fragte sie.
      »Für einen Witzbold halte ich ihn nicht«, antwortete Janice zögernd. »Und seine Verzweiflung scheint echt zu sein. Findet sich leider nur ein bißchen zu gut... für meinen Geschmack.« Mit einem düsteren Blick auf Kincaid, der' gerade durch die Tür am Ende des Korridors trat, fügte sie dicht an Gemmas Ohr hinzu: »Dürfte Ihnen bekannt Vorkommen.«
      Bevor Gemma noch etwas antworten konnte, war Kincaid bei ihnen. »Ich habe die Medien noch etwas hinhalten können. Wollen erst mal sehen, was der Bursche zu sagen hat. Haben Sie ihm gegenüber schon Andeutungen gemacht?«
      Janice schüttelte den Kopf. »Er weiß nur, daß jemand mit ihm reden wird. Außerdem habe ich einen der Kollegen mit einer Tasse Tee reingeschickt.«
      »Gut. Bauschen wir die Sache nicht allzusehr auf. Halten wir das Polizeiaufgebot gering. Wie wär’s, wenn Sie die persönlichen Daten des Mannes inzwischen überprüfen, Inspector? Wie war doch gleich sein Name?«
      »Reginald Mortimer.« Janice artikulierte jede Silbe besonders deutlich und rümpfte dabei die Nase.
      »Gut, jagen Sie eine Anfrage durch den Computer, Inspector. Gemma und ich unterhalten uns inzwischen mit ihm.«
      »Sir ...«
      Kincaid blieb, eine Hand auf der Türklinke, stehen. Janice zögerte, dann zuckte sie die Schultern. »Egal.« Als sie sich umdrehte, sah Gemma, wie sie auf die Uhr blickte.
      Es war die Tageszeit, da familiäre Arrangements neu getroffen werden mußten, wenn man nicht rechtzeitig nach Hause kommen konnte, und während Gemma Kincaid in das Vernehmungszimmer folgte, fragte sie sich, wann sie wohl Gelegenheit bekam, sich nach Toby zu erkundigen. Sie sagte sich wie so oft, daß ihre häufige Abwesenheit ihren Sohn nur stärker und unabhängiger machen würde, aber das Argument überzeugte nicht besonders.
      Das Vernehmungszimmer war geräumiger als die meisten. Trotz der Milchglasfenster zum Korridor, hing noch die abgestandene Luft der Hitze des Tages zwischen den Wänden. Es enthielt den üblichen Resopaltisch in unattraktivem Orangerot und ein halbes Dutzend Stühle unterschiedlichster Stilrichtungen von dubioser Herkunft.
      Der Mann, der am anderen Tischende saß, sah zu ihnen auf und machte Anstalten, aufzustehen, seine Miene ängstlich angespannt. Als Kincaid vortrat und sich vorstellte, betrachtete Gemma Reginald Mortimer eingehend. Janice hatte recht. Mortimer trug eine Khakihose mit scharfen Bügelfalten und das Polohemd mit dem entsprechenden Designerlogo des Yuppies. Über der Stuhllehne hing ein Jackett aus grobem Leinen. Das teuerste aller Mobiltelefone ragte aus der Brustinnentasche.
      Mortimer war groß und schlank, hatte schöne graublaue Augen und glänzendes, braunes Haar, das ihm leicht gewellt in die Stirn und über die rechte Augenbraue fiel. Sie fragte sich, ob Kincaid auffiel, wie ähnlich sich die Männer vom Typ her waren.
      Reg Mortimer schüttelte Kincaid lächelnd die Hand, und die Ähnlichkeit relativierte sich sofort. Seine Züge waren zu wenig ausgeprägt, und er sah wesentlich jünger aus. Er roch leicht nach Alkohol und Nervosität.
      »Sicher ist das alles ein Irrtum. Sie halten mich bestimmt für einen Idioten«, begann er. Seine Stimme klang in Gemmas Ohren unangenehm schrill, und zweifellos war es sein saftiger Upper-Class-Akzent, der Janice sofort gegen ihn eingenommen hatte.
      »Sergeant James«, stellte Gemma sich vor, drückte seine feuchte Hand und setzte sich auf den Stuhl neben Kincaid. Dann zückte sie Notizbuch und Bleistift. »Möchten Sie noch etwas Tee?«
      »Nein, alles bestens. Danke.« Reg Mortimer schüttelte den Kopf. Dabei zuckte sein Blick zum Tonband. »Ich wollte kein solches Aufheben machen. Habe mich da wohl ziemlich hineingesteigert. Und als dieser Sergeant an der Aufnahme dann so störrisch und uneinsichtig ...«
      Falls er Alkohol getrunken hatte, um seine Nerven zu beruhigen, schien er jedenfalls nicht betrunken zu sein. Er artikulierte klar und deutlich, und seine Augen fixierten sie ruhig und unverwandt.
      »Lassen Sie sich von den Aufnahmegeräten nicht aus der

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