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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Ruhe bringen, Mr. Mortimer.« Kincaid machte eine Bewegung in Richtung Tonbandapparat, als er sich setzte. »Unser Gespräch hat nichts Offizielles... wir wollten uns nur ganz ungestört mit Ihnen unterhalten.« Er lächelte und zog den Stuhl näher zum Tisch, als wolle er damit eine entspannte Atmosphäre heraufbeschwören.
      »Ich bin noch nie auf einem Polizeirevier gewesen.« Mortimers Versuch, Sorglosigkeit zu demonstrieren, wirkte leicht verunglückt.
      »Polizeireviere stehen normalerweise nicht gerade ganz oben auf der Hitliste für angenehme Arbeitsbedingungen. Also, Mr. Mortimer«, fuhr Kincaid fort, und Gemma fühlte, wie die Spannung im Raum stieg, als er einen anderen Ton anschlug, »etwas muß Sie doch sehr besorgt gemacht haben, sonst wären Sie nicht hier. Erzählen Sie uns einfach, wie es dazu gekommen ist.«
      Reg Mortimers Blick schweifte von Gemma zu Kincaid. Dann begann er zögernd: »Meine Verlobte, Annabelle - Annabelle Hammond -, sie ist heute nacht nicht nach Hause gekommen.«
      »Sie und Miß Hammond haben eine gemeinsame Wohnung?« fragte Kincaid.
      »Nein, nein. Nein, haben wir nicht.« Reg Mortimers Antwort kam zögerlich. »Annabelle hat eine Wohnung gleich gegenüber der Island Gardens DLR Station. In der Ferry Street.«
      Kincaid legte den Fußknöchel übers Knie und glättete den Hosenaufschlag. »Sie wissen also nicht sicher, daß sie nicht zu Hause gewesen ist?«
      »Eigentlich ... nicht. Nicht hundertprozentig. Aber ich habe es ziemlich gründlich überprüft.«
      »Könnte Miß Hammond beschlossen haben, übers Wochenende wegzufahren ... ohne Ihnen Bescheid zu sagen?«
      Mortimer schüttelte den Kopf. Die Haarsträhne, die ihm über ein Auge fiel, bebte. »So war das nicht. Wir sind gestern abend zusammen gewesen. Wir waren bei einer Dinnerparty in Greenwich eingeladen. Bei Annabelles Schwester Jo. Aber Annabelle wollte plötzlich nach Hause ...«
      »Um wieviel Uhr ist das gewesen, Mr. Mortimer?«
      »So ungefähr um halb zehn. Aber ...«
      »Bißchen früh, um eine Dinnerparty zu verlassen, finden Sie nicht?« Kincaid zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
      »Annabelle ... hat sich ... nicht gut gefühlt«, antwortete Mortimer und griff nach seinem Becher mit Tee. Der muß doch jetzt kalt sein und ziemlich eklig schmecken, dachte Gemma. Der Griff zur Tasse konnte demnach nur als Ablenkung gedacht sein.
      »Mr. Mortimer.« Sie wählte ihre Worte sorgfältig. »Könnte es nicht sein, daß Annabelle eine Ausrede erfunden hat, weil sie anderweitige Pläne hatte?«
      »Nein, da bin ich sicher.« Er fing ihren Blick auf. »Anschließend wollten wir noch auf einen Drink in ein Lokal gehen. Wir waren auf dem Rückweg durch den Fußgängertunnel als ... also, das war ziemlich seltsam ...« Er verstummte.
      Mit einem Blick auf Kincaid, führte Gemma das Gespräch fort: »Was war seltsam, Mr. Mortimer?«
      Mortimer runzelte die Stirn und rieb sich mit den Handflächen die Knie. »Die Aufzüge waren geschlossen, also haben wir die Treppe zum Tunnel runter genommen. Da war mit ihr noch alles in Ordnung. Erst als wir unten waren, ist sie ziemlich still geworden ... Sind Sie je im Tunnel gewesen?« Er sah Gemma an, die den Kopf schüttelte. »Ist schon ein bißchen Unheimlich«, fuhr er fort. »Kalt... und jedes Geräusch hallt vielfach von den Wänden wider. Aber bisher hatte Annabelle das nie was ausgemacht. Nicht offensichtlich, jedenfalls. Aber gestern wurden ihre Schritte immer langsamer, bis sie stehenblieb und mich bat, allein weiterzugehen, um im Ferry House auf mich zu warten, wo wir noch einkehren wollten.«
      »Sie haben sie dort unten also allein gelassen?« fragte Kincaid. »Am Anfang des Tunnels?«
      Mortimer wurde rot. »Hat noch nie Sinn gehabt, mit Annabelle zu diskutieren, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat. Aber ich hab’s versucht. Sie hat behauptet, es gehe ihr bestens, sie wolle nur ein paar Minuten allein sein. Daraufhin bin ich weitergegangen. Das komische ist nur ... als ich schon halb auf der anderen Seite am Ausgang war ... habe ich mich umgesehen. Und ich könnte schwören, daß Annabelle dort hinten mit dem Straßenmusikanten geredet hat.«
      »Es war ein Straßenmusikant im Fußgängertunnel?« Gemma war überrascht. Wer sollte schon an einem so seltsamen Ort spielen? Allerdings traf man die Straßenmusiker jetzt auch immer häufiger sogar in den U-Bahnschächten.
      »Ja, da ist normalerweise

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