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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gespielt haben?«
      Finch zuckte die Schultern. Doch Gemma sah Interesse in seinen hellgrauen Augen aufblitzen. »Vielleicht zehn Prozent. An einem guten Tag.«
      Gemma spürte, wie Janice Coppin an ihrer Seite angesichts von Kincaids Vernehmungsmethoden unruhig zu werden begann.
      »Frustrierend, möchte ich sagen«, fuhr Kincaid im Konversationston fort. »So wenig beachtet zu werden. Fast wie ein Geiger in einem italienischen Restaurant.«
      »Sind doch nur Ausflügler. Was soll man da sagen?« Finch zuckte die Schultern. »Aber es gibt etliche, die zuhören, einige, die sogar wiederkommen«, fügte er hinzu und warf Gemma kaum merklich einen Blick zu.
      Sie senkte die Augen, studierte seine Hände. Obwohl er jetzt einen entspannteren Eindruck machte, hatte er die Hände linkisch auf die Tischplatte gelegt, so als fehle ihm seine Klarinette.
      »Am Freitag abend haben Sie im Greenwich-Fußgängertunnel Musik gemacht«, fuhr Kincaid fort. »Ich möchte, daß Sie uns erzählen, was Sie dort beobachtet haben.«
      »Verzeihung ... ich kann Ihnen nicht folgen.« Finch runzelte leicht die Stirn.
      »Ist irgend etwas Ungewöhnliches passiert?« Kincaid beugte sich vor, als könne er so eine Antwort erzwingen.
      Finch dachte einen Moment nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht, daß ich wüßte. Worauf genau wollen Sie raus?«
      »Müßte um halb zehn Uhr abends gewesen sein ... stimmt das, Inspector?« Kincaid sah Janice an.
      Janice tat so, als müsse sie erst in ihrem Notizbuch nachsehen. Gemma hatte das Gefühl, daß sie über die Zeit genau im Bilde war. »Ja, Sir. Zwischen halb zehn und zehn Uhr.«
      »Gegen halb zehn sind ein Mann und eine Frau zusammen in den Tunnel gekommen ... und zwar von Greenwich aus. Nach Aussage ihres Begleiters hat sich die Frau plötzlich geweigert weiterzugehen und darauf bestanden, daß er sie dort allein lasse und sie später treffe. Wir dachten, Sie könnten diese Behauptung vielleicht bestätigen.«
      »Woher soll ich so was wissen?« Finch klang weniger verärgert als verdutzt.
      »Weil die Frau eine ungewöhnliche rothaarige Schönheit war, und ihr Begleiter behauptet, sie habe mit Ihnen gesprochen.«
      Gemma merkte, wie Gordon Finchs Hände unwillkürlich zuckten, doch als sie in sein Gesicht sah, war sein Ausdruck wachsam und unbeteiligt. »Kann mich nicht erinnern, daß jemand mit mir gesprochen hätte. Was soll das Ganze überhaupt? Warum fragen Sie sie nicht, wenn Sie unbedingt wissen wollen, was die Frau gemacht hat?«
      Kincaid lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, drehte geistesabwesend den Stift zwischen seinen Fingern, den er vom Tisch genommen hatte. »Ich fürchte, das ist nicht möglich, Mr. Finch. Sie ist tot.«
      Gemma beobachtete Gordon Finchs Gesicht jetzt aufmerksam, suchte nach den verräterischen Anzeichen von Schuld, dem nervösen Blinzeln, dem unkontrollierten Zucken der Mundwinkel - und sah jedoch nur die völlige Ausdruckslosigkeit des Schocks.
      »Was? Wovon reden Sie?« Diesmal sah er Gemma direkt an, so als vertraue er darauf, daß sie ihm die Wahrheit sagte.
      »Der Name der Frau ist Annabelle Hammond.« Gemmas Stimme klang wie ein Reibeisen. »Sie ist Freitag nacht ermordet worden. Irgendwann nachdem sie den Greenwich-Tunnel verlassen hatte.«
      »Aber ...« Finch schüttelte einmal abrupt den Kopf, und Gemma sah kurz etwas in seinen Augen aufflackern, bevor sein Gesicht zu einer teilnahmslosen Maske wurde. »Da kann ich Ihnen nicht helfen«, erklärte er tonlos.
      Gemma wich seinem Blick nicht aus und sagte: »Dann wissen Sie also auch nicht, ob Ihr Vater Miß Hammond gekannt hat? Und welcher Art ihre Beziehung gewesen ist?«
      »Keine Ahnung. Die Beziehungen meines Vaters sind seine Geschäfte. Also, entweder stellen Sie mich jetzt unter Anklage oder Sie lassen mich zur Arbeit gehen, bevor mein Tag ein totales Fiasko wird.«
      Gemma wußte, daß sie keine Handhabe hatten, ihn länger festzuhalten. Aber sie zweifelte genausowenig, daß Gordon Finch Annabelle Hammond gekannt, und zwar gut gekannt hatte.
     
    Teresa stand an ihrer Spüle und trocknete immer wieder denselben Teller mit einem Geschirrtuch. Nach Jos Anruf hatte sie lange auf der Sofakante gesessen, das Telefon in der Hand. Danach war sie steifbeinig aufgestanden, hatte zum Staubtuch und anschließend zum Staubsauger gegriffen.
      Es war Sonntag. Die Hausarbeit erledigte sie immer am Sonntag, um während der Woche

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