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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Ruhe zu haben. Wann immer sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Jo ihr gesagt hatte, rutschten ihr die Gedanken aus dem Kopf, wurden flüchtig wie Fledermäuse im Dunkeln, und sie kehrte zu der vertrauten Losung zurück: Es war Sonntag. Sie erledigte ihre Hausarbeit immer am Sonntag.
      Der schrille Ton ließ sie zusammenfahren, und der Teller glitt ihr aus der Hand und fiel klappernd, jedoch ohne zu zerspringen, auf den Linoleumboden. Es dauerte Sekunden, bis sie den Ton mit ihrer Türklingel in Verbindung brachte, und plötzlich machte ihr Herz einen hoffnungsvollen Sprung. Es war natürlich alles ein schrecklicher Irrtum gewesen. Das hätte sie wissen müssen.
      Sie ließ das Geschirrtuch wie ein Häufchen feuchtes Elend auf dem Boden zurück, wischte sich die nassen Hände am Pullover ab und lief durchs Wohnzimmer. Sie riß die Tür auf und starrte Reg Mortimer an, der auf ihrer Schwelle stand, den Finger über dem Klingelknopf.
      Während der ganzen Zeit, die sie mittlerweile zusammenarbeiteten, hatte Reg sie niemals in ihrer Wohnung aufgesucht, obwohl sie einige schuldbewußte und hastig unterdrückte Phantasievorstellungen davon gehabt hatte, daß er einmal kommen würde. Sie hatte sich oft genug gesagt, daß Reg Mortimer im Teich des Lebens dahinglitt wie Öl auf der Wasseroberfläche ... Er ließ sich selten aus der Ruhe bringen, war nie aufgebracht, und falls ihn doch etwas tief in seinem Inneren bewegte, gelang es ihm glänzend, es unter der Decke zu halten.
      An diesem Tag jedoch erkannte sie ihn kaum. Die Haut unter den Augen war faltig vor Erschöpfung, die Lippen waren blutleer und zu einer dünnen Linie verkniffen, und sie sah, daß seine erhobene Hand am Klingelknopf leicht zitterte.
      »Teresa, ich ... Ich dachte, Jo hat dich vermutlich angerufen ...«
      Es war also wahr ... seine Gegenwart war Beweis genug, ganz zu schweigen von seinem Aussehen. »Jo hat gesagt...« Die Stimme versagte ihr. Sie schluckte und zwang sich fortzufahren: »Aber ich hab’s eigentlich nicht wirklich geglaubt.«
      Er nickte einmal, als unumstößliche Bestätigung der Nachricht. Sie trat zurück. Er kam in ihre Wohnung und machte die Tür hinter sich zu. Einen Moment standen sie sich gegenüber, starrten einander an, dann berührte Reg verlegen ihre Schulter. »Teresa, es tut mir so leid.«
      Daß er sich um sie sorgte, wo doch er und Annabelle alles füreinander gewesen waren, gab ihrer brüchigen Beherrschtheit den Rest. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann wie ein Kind zu weinen.
      Reg nahm sie in seine Arme, und erst als ihr Schluchzen in Schluckauf überging, begann Teresa ihre Umwelt wieder wahrzunehmen. Sie hatte ihr Gesicht direkt unter Regs Kinn gegen die Knopfleiste seines Polohemds gepreßt, während er ihr mit einer Hand den Rücken streichelte. Er roch leicht nach Schweiß und Rasierwasser ... und bei diesem Gedanken wurde ihr entsetzt klar, daß ihre Nase lief und sie kein Taschentuch hatte. Sie löste sich aus seiner Umarmung und wandte sich ab. »O Gott! Entschuldige bitte. Ich bin eine fürchterliche Heulsuse.« Schniefend tastete sie fast blind nach der Schachtel mit Papiertaschentüchern auf dem Couchtisch und stieß sie dabei zu Boden.
      »Schon gut. Ist ja alles in Ordnung.« Er hob die Schachtel auf und drückte ihr ein Taschentuch in die Hand. »Putz dir ordentlich die Nase. Ich mache dir inzwischen eine Tasse Tee.«
      »Aber ich ... aber du weißt doch nicht, wo ...«
      »Ich finde mich in deiner Küche schon zurecht. Setz dich bitte.«
      Teresa sank aufs Sofa. Ihre gummiweichen Knie gaben einfach nach.
      Sie hörte, wie er Schränke öffnete, dann das Blubbern von Wasser im Kessel, und wenige Minuten später tauchte Reg mit einem Becher in der Hand wieder auf. Er zog die Augenbrauen hoch, setzte sich neben sie und drückte ihr den Becher in die Hand. »Teebeutel? Was für ein Sakrileg!«
      »Nur für Notfälle.« Teresa versuchte ein Lächeln, aber das Zucken ihrer Lippen hätte sie beinahe verraten. Sie nippte dankbar an ihrem Tee, obwohl er viel zu heiß und zu süß war.
      »Die Entschuldigung wird akzeptiert.«
      Sie sah ihn an. »Ich hätte es schon gestern vormittag ahnen müssen, als sie zum Frühstück mit Sir Peter nicht erschienen ist. Annabelle wäre dem Treffen nie ferngeblieben, ohne dich zu informieren. Ich hätte wirklich ...«
      »Hat keinen Sinn, sich deshalb zu quälen, Teresa. Du hättest Annabelle auch

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