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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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passieren.« Er schluckte mühsam. »Aber warum reden wir über Eugenia? Mich interessiert, was Sie mit Kit Vorhaben.«
      Ian betrachtete nachdenklich sein Glas. »Für das Haus in Grantchester hat sich bisher kein Käufer gefunden. Ich spiele mit dem Gedanken, es vorübergehend vom Markt zu nehmen, bis ich mir über alles klargeworden bin.«
      »Wollen Sie dort wohnen?«
      »Erst einmal, ja. Und ich möchte Kit zu mir nehmen. Ich muß viel wiedergutmachen.«
      Kincaid dachte schweigend nach. »Sie wissen, daß ich keine rechtliche Handhabe gegen Entscheidungen habe, die Sie für Kit treffen. Aber wenn Sie ihn wieder im Stich lassen, dann tue ich alles, was in meiner Macht steht, um zu verhindern, daß Sie noch mal eine Chance bekommen. Das schwöre ich.«
      Ian hielt seinem Blick stand. »Ich möchte das beste für Kit. Und ich glaube, es ist das beste, ihn nach Grantchester zu holen.«
      »Und was erzählen Sie ihm von mir?« fragte Kincaid mit wachsendem Ärger.
      »Egal, wer sein biologischer Vater ist ... er ist noch immer mein Sohn.«
      »Und wo bleibe ich bei diesem hübschen Arrangement? Jetzt, da Sie der ideale Vater geworden sind?« Kincaid konnte seine Bitterkeit nicht verbergen. Er hatte Monate damit zugebracht, den Schaden zu beheben, den McClellan angerichtet hatte, und jetzt glaubte der Mistkerl, sich ins gemachte Nest setzen zu können.
      »Hören Sie, Duncan.« Ian beugte sich vor, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, und Kincaid fiel auf, daß er zum ersten Mal seinen Vornamen benutzte. »Ich habe nicht vor, Sie von Kits Leben auszuschließen. Er braucht uns beide ...«
      »Woher wollen Sie eigentlich wissen, was er braucht?« Kincaid war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren.
      »Wenn ich was wiedergutmachen will, dann muß ich doch irgendwo anfangen, oder? Und so wie die Dinge liegen, haben Sie kein Recht, mir zu drohen oder mir Vorwürfe zu machen ... Sie haben doch selbst eine Menge vermasselt«, fügte Ian hitzig hinzu.
      Sie starrten einander wütend an. Dann lehnte Kincaid sich zurück und holte tief Luft. Sich mit McClellan anzulegen, nützte niemandem. »Also gut. Ich habe Fehler gemacht, das gebe ich zu. Aber im Gegensatz zu Ihnen war ich für Kit da. Und ich habe nicht die Absicht, sang- und klanglos aus seinem Leben zu verschwinden.«
      Ian lächelte verlegen. »Schätze, die Frage ist vielmehr, ob er mit einem von uns noch was zu tun haben will. Ich fahre morgen nach Cambridge und richte das Haus her, und dann hole ich Kit von den Millers ab.«
      »Lassen Sie ihm etwas Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden«, entgegnete Kincaid. »Wenigstens ein paar Tage. Er hat dort, wo er ist, eine gewisse Geborgenheit gefunden ... Und vielleicht fällt es ihm schwer, in das Cottage zurückzukehren. Ist Ihnen klar, daß er sich auf keinen Fall von dem Hund trennt?«
      »Gut, ich lasse ihm ein paar Tage«, stimmte Ian zu und zog eine Grimasse. »Und an den Hund kann ich mich gewöhnen. Alles ist möglich.«
      Kincaid musterte ihn argwöhnisch. Er durfte diese Absichtserklärung nicht für bare Münze nehmen, denn nach seiner Erfahrung mit Ian war tatsächlich alles möglich.
     
    William Hammond wachte abrupt auf. Sein Herz hämmerte in der Brust. Im ersten Moment wußte er nicht, wo er war, dann nahmen die Umrisse seiner Umgebung im Halbdunkel vertraute Formen an. Er lag in dem hohen, alten Himmelbett, das er mit Isabel geteilt hatte, und seine ausgestreckte Hand hatte die Vorhänge berührt. Sie hatte den maisfarbenen Satin geliebt, aber inzwischen war der Stoff ausgeblichen und fleckig.
      Der Toilettentisch dort ... der Nachttisch hier ... und die bleichen, schräg einfallenden Lichtstreifen zu seiner Rechten, wo die Fenster fahles Licht von der Straße hereinließen. Die Vorhänge bauschten sich leicht im Wind, und William zog - plötzlich fröstelnd - die Decke bis unters Kinn.
      In seinem Traum war es ein grüner, goldfarbener Hochsommer gewesen. Er und Lewis standen knietief im Bach, der sich unten an der alten Weide vorbeischlängelte. Sie pflückten Brunnenkresse für die Köchin, lachten und hatten ihre sonnengebräunten Gesichter der Sonne zugewandt, doch seine Füße und Waden waren eiskalt im klaren, schnell fließenden Wasser ...
      Er hatte Jahre damit zugebracht, zu vergessen, und doch stand ihm dieses Erlebnis so lebendig vor Augen, als sei es erst gestern gewesen. Jetzt begannen die Bilder zu verschwimmen, entglitten ihm

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