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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Begrüßung.
      »Alles in Ordnung?« fragte sie und musterte ihn prüfend. Sein Lächeln wirkte aufgesetzt, und Gespräche übers Wetter gehörten normalerweise nicht zu seinem Repertoire.
      Er sah sie arglos an, seine Augen so blau wie das Baumwollhemd, das er trug. »Warum nicht?«
      »Du hast nicht angerufen. Was hat Ian ...«
      »Ich dachte, daß du schon schläfst.« Er wandte den Blick ab und klopfte den Staub der Kühlerhaube des Rovers von seiner Hose. »Außerdem habe ich erst mal Zeit gebraucht ... um mir über einiges klarzuwerden.« Er sah sie an. »McClellan will hierbleiben. Er zieht wieder in das Haus bei Cambridge. Und er will Kit zu sich nehmen.«
      »Aber ...« Gemma versuchte, das zu verarbeiten. »Nachdem er monatelang nichts mit dem Jungen zu tun haben wollte? Einfach so? Wie hast du reagiert?«
      »Was hätte ich sagen sollen?« Er grinste hilflos. »Du kennst die Situation so gut wie ich.«
      Gemma suchte nach einer Antwort. Alles, was ihr einfiel, kam ihr trivial und dumm vor. Sie berührte seinen Arm. »Tut mir leid, daß momentan alles so kompliziert für dich ist. Wenn ich irgendwie helfen kann...«
      »Wir könnten uns heute abend unterhalten ... sofern die Sterne günstig stehen.« Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie zum Haupteingang der Firma Hammond’s. »Bis dahin ... Ich habe eine Verabredung mit dem Chef am späten Vormittag und möchte zumindest einen kleinen Fortschritt bei unseren Ermitdungen vermelden können. Hoffen wir, daß sich Reg Mortimer kooperativ zeigt.«
      Das erste, das Gemma beim Betreten des alten Speichers auffiel, war der alles überlagernde Geruch von Tee. Das zweite war die emsige Betriebsamkeit, die am Sonntag gefehlt hatte. Kincaid sprach kurz mit der Empfangsdame. Gemma neigte den Kopf leicht zur Seite, um sich über die einzelnen Geräusche klarzuwerden. Von oben ertönte das Rattern von Maschinen und ein dumpfes Pochen, und aus den offenen Türen zu den Laderampen drang Radiomusik, und das Klingeln von Telefonen übertönte leises Stimmengemurmel. Die Stimmung schien allgemein gedämpft zu sein.
      Ein Mann mit schütterem Haarwuchs und in grüner Schürze ging um den Verkostungstisch. Er mußte Mac, der Teeprüfer, sein, den Teresa erwähnt hatte. Bevor sie ihn jedoch ansprechen konnte, führte die Empfangsdame sie die Treppe zur Galerie hinauf.
      Als sie am ersten Büro vorüberkamen, sahen sie durch die offene Tür Teresa, den Telefonhörer am Ohr. Sie hob den Blick, starrte sie verblüfft an und hob verlegen eine Hand zum Gruß.
      Reg Mortimer erwartete sie im angrenzenden Büro hinter seinem Schreibtisch und stand auf, als er sie sah. Er trug ein blaßrosa Hemd mit passender Krawatte. Die normalerweise schmeichelnde Farbe seines Hemds besserte seine vor Erschöpfung fahle und ungesunde Gesichtsfarbe kaum. Gemma registrierte erschrocken, wie sehr sich sein Äußeres seit ihrer ersten Begegnung vor drei Tagen verändert hatte. Was steckte dahinter? Schuld? Oder Trauer?
      »Sie sind schwer zu erreichen, Mr. Mortimer«, begann Kincaid, als sie sich setzten.
      »Tatsächlich?« Mortimer lächelte einigermaßen freundlich. »Ich hatte viel zu erledigen ... und aufzuräumen.« Er strich mit der Handfläche über die polierte Schreibtischplatte. »Ihre Jungs haben ein ziemliches Chaos hinterlassen.«
      »Aufräumen gehört nicht zu ihrem Job«, erwiderte Kincaid und ließ den Blick interessiert durch das Büro schweifen.
      Gemma sah keinerlei Hinweise auf Spuren, die die Spurensicherung hinterlassen haben könnte, fand jedoch die Mischung von Möbeln und Bildern in Mortimers Büroraum reichlich seltsam. Der große, moderne Schreibtisch war aus hochglanzpoliertem Ebenholz, der dazugehörige Schreibtischsessel aus schwarzem Leder, während die hochlehnigen Besucherstühle aus einer Zeit weit vor Mortimers Geburt zu stammen schienen und nur zweckmäßig waren. Aus derselben Epoche stammten wohl die abgewetzten, hölzernen Aktenschränke zu beiden Seiten des Fensters hinter dem Schreibtisch. Über einem der Aktenschränke drehte sich unter der Decke leise schwirrend ein Ventilator.
      Nach ihrem Blick auf den Ventilator hätte Gemma beinahe ein altmodisches Bakelittelefon mit Wählscheibe auf dem Schreibtisch erwartet, doch die moderne Telefonanlage im Designerstil zur Rechten von Reg Mortimer brachte sie sofort in die Gegenwart zurück.
      Als habe er ihre Gedanken gelesen, sagte Kincaid zu Mortimer: »Wie

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