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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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weiß nicht, wie wir ohne Sie weitermachen sollen.«
      Gemma dachte an die auffallenden Teebüchsen, die Annabelle entworfen hatte, an Teresa Robbins’ Begeisterung, als sie von Annabelles Plänen, neue Marktnischen für Hammond’s zu erschließen, gesprochen hatte, an den offensichtlichen Schock und die Trauer der Firmenbelegschaft. Konnte die Firma Hammond’s ohne Annabelles Schwung und weise Voraussicht erfolgreich weiterbestehen? »Gibt es irgendjemanden in der Firma, der durch Annabelles Tod Vorteile hat?« fragte sie.
      »Nicht daß ich wüßte«, antwortete Reg vorsichtig. »Sogar für Martin Lowell könnten die Anteile mehr Belastung als Gewinn sein ... jetzt, da Annabelle nicht mehr das Sagen in der Firma hat«, fügte er hinzu, und Gemma glaubte, so etwas wie Genugtuung herauszuhören.
      Kincaid musterte ihn nachdenklich. »Sind Sie sicher, daß Annabelle an jenem Abend eifersüchtig war? Und nicht Sie?«
      »Wie bitte?« Mortimer, der mit dem Stift gespielt hatte, hielt inne.
      »Scheint so, als hätten Sie guten Grund gehabt, Reg.« Kincaid klang mitfühlend. »Wußten Sie, daß Annabelle den Straßenmusikanten aus dem Tunnel gekannt hat? Und daß sie eine Affäre mit ihm hatte?«
      »Was?« Mortimers Adamsapfel hüpfte, als er schwer schluckte. »Das ist unmöglich, ich ... Wie sollte Annabelle den Typ gekannt haben? Noch dazu ein Straßenmusikant? Sie müssen sich irren.«
      Gemma dachte an die Fotos aus dem Tatler, die sie an Annabelles Pinboard gesehen hatte ... Annabelle und Reg, die sich elegant von einer Party der Gesellschaft zur anderen und in einer Welt bewegten, in der kein Außenseiter Platz fand, es sei denn durch einen Akt der Barmherzigkeit.
      Sie brachte ein Lächeln zustande. »Dieser Musiker ist ziemlich gut. Möchte behaupten, man bekommt für die Münzen, die man in seinen Kasten wirft, ’ne Menge mehr geboten, als das normalerweise der Fall ist.« Zu spät fühlte sie Kincaids Blick neugierig auf sich gerichtet.
      »Er ist kein gewöhnlicher Straßenmusiker, wenn Sie das beruhigt«, warf Kincaid ein. »Er heißt Gordon Finch und ist Lewis Finchs Sohn.«
      Diesmal starrte Mortimer sie nur an.
      »Kennen Sie Lewis Finch?«
      Mortimer kämpfte ganz offensichtlich um Haltung. »Selbstverständlich kenne ich Lewis Finch. Jeder auf dem >Island< weiß, wer Lewis Finch ist.«
      »Annabelle eingeschlossen?«
      »Ich ... Ich nehme doch an ... Sie muß ihm zwangsläufig irgendwann begegnet sein.«
      »Überrascht es Sie, daß sie den Vater ebensogut kannte wie den Sohn ... ganz im biblischen Sinn? Wir sind nicht sicher, wer der erste war, das Huhn oder das Ei, aber es scheint sicher zu sein, daß sie trotz ihrer Verlobung mit Ihnen mit beiden eine Affäre hatte.«
      »Nein!« Reg Mortimer war aufgesprungen. Sein Schreibtischstuhl flog krachend in einen Aktenschrank. »Das glaube ich nicht! Verdammt, niemals! Können Sie mir nicht wenigstens einen Rest von Illusion lassen, Mann?«
      Als sie nicht antworteten, tastete er nach dem Stuhl hinter seinem Rücken, sank hinein und schlug die Hände vors Gesicht.
     
    »Also gut, Jo Lowell ist wieder dran«, erklärte Kincaid. Sie stiegen in den Rover. »Allmählich komme ich mir wie ein verdammtes Jo-Jo vor.« Er hatte vor seiner Verabredung mit Superintendent Childs gerade noch Zeit für den Besuch von Greenwich. »Macht es dir was aus, den Rückweg durch den Tunnel zu nehmen?«
      »Aber ich bitte dich!« erwiderte Gemma, und Kincaid bog nach Norden in die Manchester Road ein.
      »War das gerade sarkastisch gemeint?« Kincaid wandte den Kopf nach rechts und sah aus den Augenwinkeln George Brents Vorgarten und George selbst in weißem T-Shirt, der verwelkte Rosen abschnitt. Er winkte, doch der alte Mann war in seine Arbeit vertieft und sah nicht auf. »Fällt schwer zu glauben, daß George Brent und Lewis Finch derselben Generation angehören sollen.«
      »George muß mindestens sechs Jahre älter sein.« Gemma kurbelte das Fenster herunter und zog eine Grimasse, als ein heißer, sandiger Wind in den Wagen wehte. »Aber du hast recht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Annabelle auf den alten George abgefahren wäre.«
      »Glaubst du, Reg Mortimer hat es gewußt?«
      »Von Annabelle und Lewis, oder von Annabelle und Gordon?«
      »Von beiden.«
      »Keine Ahnung. Er wirkte ziemlich niedergeschmettert.«
      »Wie auch immer. Seine Geschichte über den Streit bei der Dinnerparty

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