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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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schuld, daß wir keine Familie mehr sind ... und daß alles wunderbar wäre, wenn sie sich nicht eingemischt hätte. Das war schlimm genug, aber ich hatte keine Ahnung, daß das nicht alles war. Bis zum Abend meiner Dinnerparty.« Jo sah sich im Zimmer um, als nehme sie die Umgebung zum ersten Mal wieder wahr. »Annabelle war nicht oft hiergewesen ... Die Dinge standen nicht zum besten zwischen uns, obwohl wir uns um Vaters willen redlich Mühe gaben, die Fassade zu wahren. Ich fand jedenfalls, es sei Zeit, den Streit zu begraben. Deshalb habe ich sie eingeladen ... Annabelle und Reg ... und Mamis Freundin Rachel Pargeter, die gleich um die Ecke wohnt, und Kunden, die unvoreingenommen waren, was meine Scheidung betraf...«
      Als Jo schwieg, fragte Gemma sanft: »Was ist passiert?«
      »Es war die reinste Katastrophe. Das heißt, nicht zu Anfang. Harry war gemein zu ihr, aber ich hatte ihn mit Sarah nach draußen zum Spielen geschickt, und wir haben das Essen brillant über die Runden gebracht. Dann kam Harry in die Küche, als Annabelle und Reg mir beim Aufräumen geholfen haben. Annabelle hatte immer wieder versucht, die Sache mit Harry wieder ins Lot zu bringen. Sie hatten sich schrecklich gern gehabt, und ich glaube, sie hat nie wirklich begriffen, wie tief die Wunde bei ihm war. Sie hat ihn berührt, ihn bei seinem Kosenamen genannt, und er ... er ist auf sie losgegangen. Er hat Sachen gesagt ... sie mit furchtbaren Ausdrücken beschimpft ...« Jo hielt inne. Sie war unter ihrer Bräune bleich geworden.
      »Was für Ausdrücke?«
      »Nutte«, sagte Jo so leise, daß Kincaid sie kaum verstand. »Schmutziges Flittchen. Er sagte, wenn sie nicht ... Ich hatte keine Ahnung, woher er diese Worte überhaupt hatte. Annabelle hat ihm eine Ohrfeige verpaßt, und dann ist Reg ... auf sie losgegangen.«
      »Reg war wütend auf Annabelle?« Kincaid runzelte die Stirn. »Nicht auf Harry?«
      »Reg hatte von der Sache zwischen Annabelle und Martin keine Ahnung gehabt. Er hat sie angeschrien: >Ist das wahr? Stimmt das?< Und der arme Harry hat geweint ... Dann ist Annabelle aus dem Haus gestürmt und Reg hinterher. Am nächsten Tag, als er mir erzählte, daß sie seine Anrufe nicht beantwortete, fand ich, daß sie einen verdammt guten Grund dafür hatte.«
      »Und als man sie tot aufgefunden hatte? Ist Ihnen da nicht der Gedanke gekommen, daß er sie umgebracht haben könnte?«
      »Nein. Ich dachte nicht an Reg. Ungeachtet all seiner Fehler ... wir drei sind seit unserer Kindheit zusammen. Reg hätte ihr niemals etwas angetan.«
      »Was ist mit Martin? Angenommen, sie ist zu Martin gegangen, nachdem sie Reg im Tunnel allein gelassen hatte.«
      Jos Augen wurden groß vor Entsetzen. Einen Moment war es so still im Zimmer, daß Kincaid glaubte, das Pochen seines Blutes in den Ohren zu hören. »Oh, Gott! Nicht Martin!«
     
    Gemma stand neben Kincaid auf der schmalen Straße und beobachtete, wie Jo Lowell mit ihrem kleinen Fiat davonfuhr.
      »Komisch. Martin Lowell hat mit keinem Wort erwähnt, daß er eine Affäre mit seiner Schwägerin gehabt hatte, als wir uns mit ihm unterhalten haben«, bemerkte Kincaid und hob die Hand, als Jo noch einmal zurückblickte, bevor sie um die Ecke in die Hyde Vale einbog.
      »Oder daß er sie haßte. Obwohl wir von selbst hätten draufkommen können.« Ohne Begeisterung fügte Gemma hinzu: »Ich mache auf dem Weg bei der Bank in Greenwich halt und rede noch mal mit ihm.«
      »Verschieben wir das auf heute nachmittag. Ich glaube, da möchte ich dabei sein.« Kincaid sah auf die Uhr. »Den Chef allerdings kann ich nicht warten lassen. Ich rufe dich vom Yard aus an.« Er schloß die Wagentür des Rovers auf. »Spring rein. Ich nehme dich bis ins Stadtzentrum mit.«
      Gemma zögerte. »Würde mir gern noch eine Version von dieser Dinnerparty anhören. Jo hat doch gesagt, die Freundin ihrer Mutter lebe gleich um die Ecke. Ich versuche mein Glück mal bei ihr.«
      »Kennst du die Adresse?«
      »Ich bin schon groß genug, um an Türen zu klopfen«, konterte Gemma und winkte ihm zum Abschied zu.
      Bei ihrem zweiten Versuch landete sie bereits bei Rachel Pargeter, die im zweiten Haus hinter der Ecke zur Hyde Vale wohnte. Sie war eine großgewachsene Frau über Sechzig mit gewelltem, silbergrauem Haar. Sie trug eine grüne Gartenschürze über Bluse und Hose.
      »Entschuldigen Sie meine Gartenkluft«, erklärte sie mit rauchiger Stimme, nachdem Gemma sich

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