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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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»Muß hart sein, Unterhalt für die Kinder und so weiter ... und das alles nur wegen Annabelle. Die Versuchung wäre riesengroß.«
      Lowell starrte Kincaid ausdruckslos an. »Blödsinn. Ich hatte keine Ahnung von diesem Testament. Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Im übrigen habe ich Annabelle am Freitag abend nicht gesehen.«
      »In diesem Fall macht es Ihnen sicher nichts aus, uns zu erzählen, wie Sie den Abend verbracht haben.«
      »Kein Problem«, erwiderte Lowell sichtlich erleichtert. »Ich war den ganzen Freitag abend mit einer Frau zusammen. Die Nacht habe ich in ihrer Wohnung verbracht.«
      »Und sie kann das bestätigen ... diese Freundin, meine ich?« Kincaid zog die Augenbrauen hoch. »Ist sie verheiratet?«
      »Selbstverständlich kann sie das bestätigen. Sie wohnt gleich um die Ecke. Und sie ist nicht verheiratet, sonst hätte ich kaum die Nacht bei ihr verbracht, oder?« entgegnete Lowell herablassend.
      In diesem Moment ertönte ein leises Klopfen an der Tür. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und wie auf Kommando rief eine Frauenstimme: »Marty?«
      »Ist doch nicht zufällig Ihr Alibi?« fragte Kincaid prompt.
      »Sie können ja gleich mit ihr reden«, sagte Martin achselzuckend. Die Frau stieß die Tür weiter auf und betrat das Wohnzimmer. »Das ist Brandy«, stellte Lowell die Dame vor.
      Martins Besucherin konnte kaum älter als neunzehn sein. Ihr üppiges, blond gebleichtes Haar umgab ihr Gesicht wie eine krause Löwenmähne. Sie trug einen so knappen Minirock, daß Gemma fürchtete, ihren Slip zu sehen, sobald sie sich bückte. Ihr Trägeroberteil ließ einen gepiercten Nabel frei.
      »Marty?« wiederholte das Mädchen und musterte sie neugierig. »Habe mir schon Sorgen gemacht, als du um sechs nicht gekommen bist. Du hattest mir doch versprochen, die Höhensonne zu montieren.«
      Kincaids Mundwinkel zuckten, als er Gemma ansah. »Manche Kerle haben das Glück gepachtet«, murmelte er.
     
    »Janice schickt einen Beamten vorbei, der die Aussage von Martin Lowells Freundin ganz offiziell aufnimmt«, bemerkte Kincaid, als er vom Telefon zurückkam. Er sank dankbar in einen Stuhl auf Hazels Terrasse. »Verdammtes Pech, daß wir nicht genug Beweise haben, um seine Wohnung durchsuchen zu lassen ... oder die von Reg Mortimer«, fügte er hinzu und griff nach seinem Bierglas auf dem Plattenboden.
      Gemma saß neben ihm, die Beine ausgestreckt, eine Flasche kalten Apfelwein in der Hand. Sie hatte ihren Hosenanzug mit Shorts und einem ärmellosen Oberteil vertauscht und das Haar mit einer Spange hochgesteckt.
      Hazel hatte sie zu Tabouli und grünem Salat überredet. Für eine warme Mahlzeit, vor allem, wenn sie in Gemmas winziger Küche hätte zubereitet werden müssen, sei es schlicht zu heiß, hatte sie erklärt. Dann hatte sie Gemma und Kincaid mit kühlen Getränken auf die Terrasse verbannt, während sie letzte Vorbereitungen traf.
      Die Kinder tollten auf dem Rasen herum. Die Hitze konnte ihnen offenbar nichts anhaben. Ihre nackten Körper glänzten in den Strahlen, die die schrägstehende Sonne durch das Blätterdach der Bäume warf.
      Gemma nippte an ihrem Cidre. »Großzügig von dir, Brandy den Status einer Freundin zuzusprechen. Martin Lowell sollte sich schämen, und das gilt auch für dich, so wie du sie angeglotzt hast.«
      »Ich habe nicht geglotzt!«
      »Doch, hast du. Aber vielleicht ist das entschuldbar. Schließlich hat die Tussi ihre Reize sehr freizügig zur Schau gestellt.«
      »Nach Jo und Annabelle hätte man von Martin Lowell mehr Geschmack erwarten können«, bemerkte Kincaid in der Hoffnung, sich damit wegen Brandy zu rehabilitieren. »Frage mich nur, wie es ein über dreißigjähriger Banker schafft, sich halbnackte Teenager zu angeln ... von der Geschmacksfrage mal abgesehen.«
      »Eigentlich wollte ich nicht glauben, daß Martin Lowell so mies ist, wie Jo ihn dargestellt hatte, aber der Typ ist wirklich ein Weiberheld, wie er im Buch steht«, erklärte Gemma mit Nachdruck.
      Kincaid musterte sie amüsiert. »Hatte eigentlich nicht den Eindruck, daß du auf ihn stehst.«
      »Das ist dir aufgefallen?« Sie lächelte und rutschte tiefer in den Stuhl. »Komischerweise verstehe ich allerdings, daß die beiden ihm auf den Leim gegangen sind ... ich meine Jo und Annabelle, und sogar Brandy.«
      »Der Heathcliff-im-Nadelstreifen-Typ?«
      »Rattenfänger trifft es eher. Der Mann hat eine Art...

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