Deborahs Totenacker
jeden Augenblick nach unten sinken und ihn unter sich begraben konnten.
Sie taten es nicht.
Es blieb alles so, wie es war.
Er bildete es sich nur ein.
Luigi ging weiter.
Sicherheitshalber hatte er seinen Revolver gezogen, als er das nächste Geräusch hörte. Es war ein Lachen, das Lachen einer Frau.
Und dann erschien sie selbst!
***
Serrano war so überrascht, daß er seinen Revolver sinken ließ. In seinem Gesicht zuckte es, aber es war kein Lächeln, das über seine Lippen huschte, sondern nur ein überraschtes Zucken der Muskeln in seinem Gesicht. Dafür lächelte die andere. Und wie sie lächelte.
Trotz der miesen Lichtverhältnisse erkannte er dieses Lächeln. Es war eine Aufforderung, wie sie nur einem Mann gelten konnte, von dem die Frau etwas ganz Bestimmtes wollte.
Sie trug einen langen Pelzmantel, den sie nicht geschlossen hatte.
Darunter schimmerte der Stoff eines hellen Kleids, das einen sehr tiefen Ausschnitt zeigte.
Rotes Haar umwallte den Kopf, und genau dieses Haar war für Serrano so etwas wie ein Zeichen und gleichzeitig auch der Punkt der Erinnerung. Hatte nicht Fredo Mancinis Freundin rotes Haar gehabt?
Natürlich, so war es gewesen. Die Frau mit den roten Haaren, deren Namen niemand kannte. Die Frau, die mit Fredo hatte machen können, was sie wollte. Er war ihr verfallen.
Sie sprach nicht, schaute nur und lächelte. Ihre Augen funkelten.
Serrano mußte zugeben, daß sie die Kunst der Verführung perfekt beherrschte.
Er blieb trotzdem mißtrauisch, auch wenn es ihm schwerfiel. Was wollte sie von ihm? Hatte sie mit Fredo nicht genug gehabt? Wollte sie es jetzt bei ihm probieren, um zu sehen, wie weit sie dabei gehen konnte?
»Hallo…«, sagte sie. Ihre Stimme klang weich. Sie streckte den linken Arm aus und stützte sich mit der Hand an der Wand ab.
Serrano nickte. »Wer bist du?«
»Ich heiße Deborah.«
»Aha.«
»Was heißt das? Aha…?«
Du mußt eigentlich verschwinden. Du mußt nach oben laufen und diesem Inspektor Bescheid geben. So war es abgesprochen. Aber Serrano konnte nicht. Der Anblick dieser Person hatte ihn regelrecht gelähmt. Er stand da und starrte, mehr nicht.
Serrano war froh, daß es ihm gelang, eine normale Frage zu stellen.
»Was tust du hier?«
»Ich bin gekommen, um Abschied zu nehmen.«
»Von wem?«
»Oben liegt Fredo.«
»Das weiß ich.«
»Und von ihm will ich Abschied nehmen.«
Serranos Lippen kräuselten nicht. Er konnte sich vorstellen, wie dieser Abschied aussah, und plötzlich dachte er auch an die Beine des Toten, die so gut wie nicht mehr vorhanden waren. Dabei veränderte sich seine Blickrichtung. Er schaute in das Gesicht der Frau, und er fragte sich, ob eine Person wie diese hinter dieser furchtbaren Tat stecken konnte.
Daran wollte er nicht glauben, zumindest konnte er es sich beim diesem Anblick nicht erklären. Vor ihm stand ein Mensch, eine Frau, eine sehr attraktive Person.
Was tat sie?
Sie kam vor.
Urplötzlich. Serrano mußte zugeben, daß sie ihn dabei überraschte. Er dachte nicht mehr daran, seine Waffe zu ziehen, denn die Frau hatte ihn mit einem Griff umfaßt und herumgedreht. Er spürte plötzlich die Wand hinter seinem Rücken. Dabei beließ es Deborah nicht. Sie drängte ihn weiter an der Wand entlang, ohne daß Serrano merkte, wie schnell die offenstehende Kellertür näher kam.
Ihre Hände waren überall. Sie tasteten ihn ab, sie fuhren in die Höhe, dann wieder in die Tiefe, und Serrano saugte scharf die Luft ein durch seinen offenstehenden und auch verzerrten Mund.
Er wollte sich nicht fertigmachen lassen, aber er war ein Mann, und wer konnte schon gegen seine Gene angehen?
Er nicht, und er griff ebenfalls zu. Die Waffe hatte er weggesteckt, ohne es zu merken, er hatte jetzt beide Hände frei. Unter dem Stoff fühlte er die Fülle ihrer Brüste. Herrliches weiches Fleisch mit aufgerichteten Warzen. In diesen Augenblicken verstand er, daß sich Fredo in die Frau verliebt hatte.
»Na komm, na komm!« Sie feuerte ihn an, sie war wie irre, sie war in Ekstase geraten, sie wollte ihn, sie zerrte ihn weiter, sie ließ auch zu, daß er ihr in den Schritt griff, und er merkte nicht, wie sehr er sich schon der offenen Tür genähert hatte.
Genau das hatte sie gewollt.
Weiter, noch weiter.
»Ja, du bist gut!« flüsterte sie keuchend. »Du… du… bist ein richtiger Mann. Ich kann es fühlen. Es ist einmalig, es ist herrlich. Wir beide werden…«
Ihre Augen funkelten, was Luigi nicht merkte. Er kriegte auch
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