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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Symmetrie spiegelten.
    Cate blieb stehen. Vier Debütantinnen .
    Da war sie. Diana Blythe. Sie musste ganze siebzehn Jahre alt gewesen sein, ein Kind. Sie war in dem traditionellen langen weißen Kleid für den Debütantinnenball bei weitem die auffallendste der vier jungen Frauen. Sie hatte ein junges, hoffnungsvolles, unglaublich hübsches Gesicht.
    Eine Debütantin. Eine andere Welt voller schöner Gesellschaftsprinzessinnen in fließenden weißen Kleidern.
    Dann stieß Cate auf ein weiteres Porträt, diesmal von Irene und Diana, die Kopf an Kopf auf einem Rasen in der Sonne lagen. Dianas blondes Haar kontrastierte mit Irenes dunklen Locken. Sie lachten mit geschlossenen Augen.
    Es gab auch ein Einzelporträt von Irene, steif und formell, als Frischverheiratete − die Ehrenwerte Lady Irene Avondale. Darauf trug sie ein dunkles Serge-Kostüm, einen Pillbox-Hut und einen Fuchspelz. Sie konnte allenfalls Anfang zwanzig sein, war jedoch schon kultiviert und ernst, eine zukünftige Säule der Gesellschaft.
    Und dann war da noch ein Porträt. Diana »Baby« Blythe, als Venus gekleidet − eine ziemlich ernste, künstlerische Aufnahme. Diana war mit zahlreichen Stoffschichten umwickelt, doch die Kurven ihres Körpers schimmerten provokant durch, mittels behutsamer Ausleuchtung eben gerade noch verborgen. Verschwunden war die mädchenhafte Naivität der früheren Fotos. Hier besaß sie die direkte, couragierte sexuelle Energie eines Hollywood-Sternchens und die überirdische, skulpturale Schönheit einer Göttin. Die Bildunterschrift lautete: »Dieses Porträt galt zu der Zeit, da es aufgenommen wurde, als viel zu gewagt und explizit, um es öffentlich zu zeigen. Es verschwand für fast sechzig Jahre in den Archiven des Museums. Es ist eine der wenigen Nacktaufnahmen, die Beaton gemacht hat. Diana › Baby ‹ Blythe war vor ihrem mysteriösen Verschwinden im Jahr 1941 eine berühmte Society-Schönheit, der wegen ihres Temperaments und ihrer unorthodoxen Art ein gewisser Ruf vorauseilte.«
    Temperament und unorthodoxe Art. Und hier war sie, fast nackt. Ihr kühner Blick war überwältigend erotisch. Und doch hatte das Ganze etwas Gehemmtes. Vielleicht lag es daran, dass die inszenierte Arroganz der Venus ihrer Natürlichkeit nicht gerecht wurde.
    Im Museumsladen kaufte Cate später einige Postkarten der Blythe-Mädchen und steckte sie in ihre Tasche. Es war fast fünf Uhr.
    Sie verließ das Museum und überquerte die Straße zur St. Martin’s Lane, die von berühmten Theatern gesäumt wurde − dem London Coliseum, dem Duke of York’s, dem Albery. So wenig hatte sich hier verändert seit der Zeit, da die Blythe- Mädchen in den überfüllten, rauchgeschwängerten Zuschauer räumen gesessen und sich Musicals und Revuen angesehen hatten. Sie spazierte Cecil Court hinunter, eine schmale Gasse zwischen der St. Martin’s Lane und der Charing Cross Road, wo es viele Antiquariate gab. In den Schaufenstern waren seltene Erstausgaben ausgestellt, und draußen standen Kästen mit Drucken und Büchern, die die Passanten zum Stöbern einluden.
    Ein Laden bot Flora- und Fauna-Drucke feil, ein anderer Modeblätter, ein dritter alte politische Karikaturen. Die Nostalgie der Vergangenheit hatte etwas unwiderstehlich Tröstliches. Cate blieb stehen und stöberte hier und da in den verschiedenen Kisten.
    In der Abteilung Politik zog sie eine der gerahmten Karikaturen heraus. Sie war von 1936 und stellte einen gut aussehenden Gentleman mit schwarzer Krawatte in Begleitung einer glamourösen jungen Frau im Abendkleid dar. Die beiden betraten gerade ein Theater und grüßten ein gleichermaßen elegantes Paar an der Bar, während ein wohlbeleibtes älteres Paar verwirrt zu ihnen hinüberblickte. »Das ist jetzt groß in Mode!«, erklärte die Frau ihrem Mann. Die Bildunterschrift lautete: »Faschisten ersten Ranges.«
    Faschisten?
    Cate nahm die Karikatur mit in den Laden. Als sie die Tür öffnete, bimmelte ein Glöckchen. Der Laden war schmal und dunkel, und die Bretter der deckenhohen Bücherregale bogen sich unter staubigen Bänden. Überall standen Schachteln und Drucke, während an einem Tisch im Hintergrund ein älterer Gentleman den Independent las und dabei dampfenden Tee trank.
    Er schaute auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Cate reichte ihm das Blatt. »Können Sie mir etwas über diese Karikatur erzählen? Ich verstehe sie nicht. Worum geht es da?«
    Er unterzog sie durch seine Brille einer genaueren Betrachtung. »Ja, nun, es

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