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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht?«
    »Ja … Ja, das stimmt«, pflichtete Cate ihr bei. Eigentlich hatte sie noch nie darüber nachgedacht.
    »Sie waren ein schönes Paar.«
    »Wo fährt er jetzt hin?«
    »Vielleicht zurück nach Devon. Vor der Auktion muss alles noch einmal überprüft werden. Und es gibt ihm die Gelegenheit, eine Weile von London wegzukommen.«
    »Das klingt aber nicht gerade nach Urlaub.«
    »Ich weiß.« Rachel lächelte. »Aber so ist Jack eben. Und in gewisser Weise verstehe ich ihn. Auf der einen Seite will man nicht unter Menschen sein, und auf der anderen Seite will man eigentlich auch nicht allein sein. Es ist eine Zeit, die man einfach überstehen muss.« Wieder spannten sich ihre Züge an, und Cate dachte an Paul und daran, wie sehr Rachel ihn immer noch vermisste. »Wasch den Salat, ja, Schatz?«
    Cate hatte keinen Appetit mehr, doch sie wusch trotzdem den Salat, schwenkte die grünen Blätter der Brunnenkresse und des Spinats unter dem kalten Wasser und schüttelte sie aus.
    »Wie hieß sie?«
    Rachel war damit beschäftigt, Erdbeeren kleinzuschneiden. »Wie bitte?«
    »Jacks Frau … Wie hieß sie?«
    »Oh … ähm, Julia.«
    Irgendwie versetzte ihr dies einen Stich.
    Julia. Ein eleganter Name, zart und musikalisch.
    Plötzlich war sie keine ferne Gestalt mehr. Sie war hier, ging durch London, war jetzt bei ihnen im Zimmer, saß am Küchentisch, lauschte. Wichtiger noch, sie füllte Jacks Gedanken am Tag und spukte in der Nacht durch seine Träume. Julia war real, realer als Cate es je für möglich gehalten hatte. Cate war der Geist, diejenige, die keine Substanz hatte und kein Ziel im Leben.
    Mechanisch nahm sie eine Holzschüssel aus dem Regal und machte sich daran, die Salatblätter zu zerkleinern.
    Julia.
    Sie war eine sehr schöne junge Frau. Sie waren ein schönes Paar.
    Sie war untreu.
    Kein Wunder, dass Jack gegangen war.

* * *
    Wren,
    es war ein Unfall. Du musst mir glauben. Ich habe einfach vergessen, wie viel ich genommen hatte.
    Siehst Du, die Ereignisse halten mich nachts wach. Ereignisse, die ich gern vergessen würde. Ich kann nicht schlafen, also hat der Arzt mir ein paar Tabletten verschrieben.
    Andererseits gehe ich nicht davon aus, dass Du je etwas getan hast, das du bereust.
    Es war ein Unfall. Bitte lass nicht zu, dass sie mich wegschickt.
    Er wird mich niemals heiraten. Niemals. Und ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe!
    D

J ack suchte sich in Hook ein Bed & Breakfast und fuhr dann hinauf nach Endsleigh, um den Tag über dort allein zu arbeiten. Das Anwesen wirkte noch verwilderter und verwahrloster als bei seinem letzten Besuch. Seit Jo das alte Haus nicht mehr putzte und lüftete, hatte sich eine hauchdünne graue Staubschicht auf allem niedergelassen, die die Geräusche dämpfte und dem Haus eine bedrückende, an eine Krypta erinnernde Atmosphäre verlieh. Vor allem aber war Cate nicht da. Sie war so eng mit seiner Arbeit in dem Haus verbunden, dass es ohne sie für ihn jeglichen Charme und alle sinnliche Schönheit eingebüßt hatte. Die Räume waren ihm besser proportioniert und ansprechender ausgestattet erschienen, als Cate sich darin bewegt hatte. Jetzt wanderte er allein von Zimmer zu Zimmer, und seine Gedanken schweiften von einer Erinnerung zur nächsten.
    Nach einer Weile stieß er in der Ecke des Arbeitszimmers auf einen alten Plattenspieler und einen Stapel dicker Vinylplatten mit Opern. Er legte eine auf, drehte die Lautstärke hoch und öffnete die Terrassentüren an der Vorderseite des Hauses. Der majestätische Tenor von Jussi Björling erfüllte die riesigen, leeren Räume und hallte durch die Haupthalle mit ihrem Marmorboden und der hohen Decke.
    Und so arbeitete er, brühte sich starken schwarzen Tee auf, bewegte sich methodisch durch die Räume, verteilte Etiketten und überprüfte alles noch einmal − Arbeit, die nur einen winzigen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit erforderte. Vor dem Hintergrund großer Emotionen − Madame Butterfly , Faust , Lucia di Lammermoor − rang er mit seinen eigenen Gefühlen und den Geistern, die starrköpfig seine Gedanken beherrschten: Julia und ihr Liebhaber, der selbst jetzt, Jahre später, eine Intimität mit ihr aufrechterhielt, die er, Jack, wie er wusste, nie mit ihr geteilt hatte.
    Es war ja schon schlimm genug, seine Frau zu verlieren. Aber dann erkennen zu müssen, dass die Liebe zwischen ihnen bedeutungslos gewesen war wie ein ungedeckter Scheck …
    Ähnlich einer Schallplatte mit einem tiefen Kratzer,

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