Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
liebe dich auch.« Er hängte ein und sah auf die Uhr. Fünfzehn Minuten waren um. Er würde sein Glück versuchen und wieder bei Tour-Time anrufen.
»Nancy, hier ist Detective Sergeant Peter Decker –«
»Wir haben den Wagen gefunden, Detective.« Nancys Stimme klang nervös. »Er ist auf dem Santa Monica Freeway.«
Decker nahm Stift und Notizblock heraus. »Freeway Nummer zehn … okay. In westlicher oder östlicher Richtung?«
»In gar keine. Er bewegt sich nicht.«
Decker hielt inne. »Er steht am Straßenrand?«
»Ja, anscheinend auf der westlichen Spur, genau vor der Abfahrt auf den 405 nach Süden.«
Die Abfahrt zum Flughafen, dachte Decker.
»Wir schicken jemanden von der Firma hin, um nachzusehen«, sagte Nancy. »Wir haben auch bei der Autobahnpolizei angerufen. Vielleicht hat sie nur einen Motorschaden oder einen Platten …« Ihre Stimme verebbte. »Vielleicht möchten Sie selber noch mal mit der Autobahnpolizei reden.«
»Kein Problem.« Decker hängte auf und bat dann um eine Verbindung mit der Polizeieinheit, die dem Aerostar am nächsten war. Das brauchte wieder seine Zeit. Fünf Minuten später meldete sich Rachel Parks bei Decker.
»Ich bin hier vor Ort.« Ihre Stimme klang gepreßt. »Ich weiß nicht, woran Sie arbeiten, aber vielleicht sollten Sie herkommen. Der Wagen hat zwei Platten, aber keine sichtbaren Löcher im Reifen. Irgendwas stimmt da nicht.«
»Irgend jemand drin?«
»Nein, Sergeant, niemand.«
»Ist der Wagen verschlossen?«
»Nein.«
»Officer Parks, würden Sie bitte mal kurz drinnen nachschauen und mir sagen, ob irgend etwas komisch aussieht?«
»Bleiben Sie dran, Sergeant.« Eine Minute später war Rachel wieder da. »Auf den ersten Blick nicht. Ich nehme an, sie wollen nicht, daß ich zu sehr herumschnüffele und Spuren verwische. Wollen Sie herkommen, bevor die Mietwagenfirma den Wagen abholt?«
»Ja, ich komme hin.«
»Ich warte hier.« Patrol Officer Parks hängte ein.
Draußen hörte er einen der Laborleute rufen: »Noch eine Leiche – männlich. Bauchschuß.«
Decker eilte zu Davidson, der schon am Berghang stand. Der Lieutenant sagte: »Sobald ›Bar Lulu ihn identifiziert hat, werde ich die Jungen zur Fahndung ausschreiben lassen, dann schicke ich ein paar Uniformierte, um die Fluglisten zu überprüfen. Damit Sie und Dunn die Hände für die Hauptuntersuchung frei haben.«
Decker nickte, während er auf die Laborleute starrte, die behutsam den Schlamm von der Leiche kratzten. »Das hier wird noch eine ganze Weile dauern.«
»Müssen Sie ein Flugzeug erreichen?« fragte der Lieutenant.
Decker rekapitulierte seine Gespräche mit Rina und Rachel Parks.
Davidson kratzte sich an der Nase. »Damit muß West-L. A. fertig werden, Decker.«
»Nicht, wenn es meine Frau betrifft.« Decker sprach mit äußerst ruhiger Stimme. »Lieutenant, die Lady hat vier Kinder, sie haben in meinem Haus gewohnt. Also, mir ist es völlig egal, in wessen Bereich das technisch gesehen fällt. Ich fahre da jetzt jedenfalls hin.«
Davidson starrte auf den eisigen Boden und rieb die Hände aneinander. »Die Leiche wird sich halten. Seien Sie in einer Stunde zurück.«
Decker nickte. »Bis in einer Stunde also.«
16
Decker dachte nach: Zwanzig Minuten Fahrt von den Leichen bis zu seiner Ranch – ein ernüchternder Gedanke. Er war froh, Tim Calais’ Streifenwagen vor dem Haus stehen zu sehen, und dankte Tim, daß er gekommen war, mit dem Versprechen, sich irgendwann in der Zukunft, wenn nötig, einmal zu revanchieren. Als Decker die Eingangstür öffnete, fand er Rina im Wohnzimmer. Hannah wippte auf Mamis Hüfte. Vor dem Kamin standen ein Koffer samt einer prallen Babytasche. Decker küßte Rina, dann nahm er Hannah auf den Arm und gab ihr mehrere Schmatzer auf die Wangen. Das Baby ließ den Überfall stoisch über sich ergehen und patschte dann erfreut mit den Händchen auf Daddys Brust. Deckers Blick wanderte zu dem Gepäck hinüber.
»Willst du überraschend auf Reisen gehen?«
»Ich kann dir inzwischen ziemlich gut am Tonfall anhören, was du vorhast«, lächelte Rina kläglich. »Gleich wirst du mir vorschlagen, daß wir die Nacht bei meinen Eltern verbringen.«
»Sehr gut.«
»Ich bin bereit zu gehen. Aber was mache ich mit Honey und ihrer Familie? Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen.«
»Ich glaube nicht, daß du etwas von ihnen hören wirst.« Decker erzählte ihr von dem verlassenen Wagen. »Eine Beamtin von der Autobahnpolizei wartet auf mich. Aber
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