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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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durchschnüffelten das Berggelände. Ginger war absolut nicht mit den Eindringlingen einverstanden gewesen und hatte wütend gebellt und die Profispürhunde von ihrer Arbeit abgehalten. Zumindest hatten die Hundeführer das behauptet. Decker war gezwungen gewesen, sie nach Hause zu bringen, aber nicht, bevor er Ginger für eine lobende Erwähnung für hervorragende Polizeiarbeit vorgeschlagen hatte.
    Es war nach elf Uhr morgens, Davidson hatte dreieinhalb Stunden gebraucht, um alle Papiere vorzubereiten. Für Marge war Tug immer noch ein dummes Schwein, aber wenigstens war er jetzt kooperativ, teilte Decker und sie sofort für den Fall ein und bewilligte ihnen die nötigen Stunden. Davidson beobachtete die Leute vom Labor beim Graben.
    »Die beneide ich nicht um ihre Arbeit.«
    »Das kann ich nur zu gut nachempfinden«, sagte Marge. »Der Schlamm ist nicht nur schmutzig, sondern auch kalt wie Eis. Friert einem die Finger ab.«
    »Ich dachte, ihr Frauen habt was übrig für Schlammpackungen.«
    »Sie sind ein Spaßvogel, Lieutenant.«
    Davidson verzog tatsächlich die Mundwinkel. Marge hatte das Gefühl, daß das einem Lächeln so nahe kam, wie es bei ihm überhaupt nur möglich war.
    Davidson ließ sich zu so etwas wie einem Lob herab. »Gute Arbeit, Dunn. Sie haben Ihren Fall, und Sie haben Ihre Zeit. Das ist doch wohl ein paar eingefrorene Fingernägel wert.«
    »Was sind schon ein paar erfrorene Finger unter Freunden.«
    Davidson musterte sie von oben bis unten. »Sie denken, ich bin ein Mistkerl, Dunn? Damit kann ich leben. Aber, ganz nebenbei, sehen Sie mal, wie Sie das motiviert hat. Glauben Sie, Sie wären auch so motiviert gewesen, wenn ich Ihnen die Hand getätschelt und gesagt hätte ›Nehmen Sie sich nur Zeit‹?«
    Sie antwortete nicht.
    Davidson kratzte sich wieder an der Nase. »Ich habe meine Streifen. Machen Sie so weiter, und Sie sind vielleicht bald selbst an der Reihe.«
    Marge nickte, wandte sich ab, und dann breitete sich ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht aus. Verdammt, sie leisteten wirklich gute Arbeit! Sie holte tief Luft und steckte die Hände in die Taschen. Orit Bar Lulu kam mit mehr als wackeligen Schritten auf sie zu. Sie blieb stehen und sah auf die Uhr.
    »Das dauert jetzt schon mehr als eine Stunde«, fauchte sie Davidson an.
    »Wir machen, so schnell wir können, Mrs. Bar Lulu. Diese Dinge darf man nicht übereilen.«
    »Sie machen mich wahnsinnig.« Sie zeigte auf das Grab. »Wie lange braucht man, um jemanden auszugraben? Geben Sie mir eine Schaufel, dann mache ich es Ihnen in zehn Minuten.«
    »Es geht nicht ums Ausgraben, Mrs. Bar Lulu«, erklärte Marge.
    »Wir wollen die Leiche nicht beschädigen. Ich denke, das wollen Sie doch auch nicht.«
    »Wir machen so schnell wir können, Ma’am.« Davidson sah sich um. »Detective Dunn, Sie behalten die Leute vom Labor im Auge. Ich muß ein paar Anrufe erledigen.«
    Marge nickte, und er ging. Der Mistkerl wollte sich wahrscheinlich aufwärmen, weil es so kalt draußen war. Der gelb bemäntelte Laborexperte hob den Kopf. »Wir haben jetzt den größten Teil des Schlamms beseitigt. Möchten Sie es sich einmal ansehen, Mrs. Bar Lulu?«
    Orit warf Marge einen Blick zu. Als sie einen Schritt nach vorn machte, verlor sie das Gleichgewicht. Marge fing sie auf. Sie rief über den Berghang: »Sergeant, wir sind jetzt soweit für eine Identifizierung.«
    Decker wirbelte herum und kam im Laufschritt zu Marge herüber. Er sah, wie sie Orit stützte, stellte sich an ihre andere Seite und reichte ihr den Arm. Orit war leichenblaß, als sie nach seinem Handgelenk griff.
    »Erst meckere ich Sie an, daß Sie sich beeilen sollen … und dann weiß ich nicht mal, ob ich es überhaupt durchstehe.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Gehen wir.«
    »Wollen Sie ein paar Minuten verschnaufen?« fragte Decker.
    »Nein, ich bin bereit«, sagte Orit. »Wir wollen es hinter uns bringen.«
    Langsam gingen sie auf die Leiche zu, Orits Augen rollten wild hin und her. »Ich halte Sie«, sagte Marge. »Nehmen Sie sich ruhig Zeit.«
    Orit sah sie Hilfe suchend an, ihr Kopf schwankte. Decker tätschelte ihr die Schulter. »Lassen Sie sich Zeit. Wenn Ihnen schlecht wird, sagen Sie es.«
    Orit nickte. Dann zwang sie sich, das Gesicht anzusehen. Einen Augenblick später fuhr sie mit dem Kopf hoch, wich einen Schritt zurück und röchelte dann nach Luft. Decker faßte sie am Arm.
    »Alles in Ordnung?«
    Orits Gesicht war aschfahl, ihre Stimme nur noch ein Wispern.

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