Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde
Da oben ist Jagen nicht erlaubt. Meinst du nicht, die Eltern wären ein ganz klein wenig mißtrauisch geworden?«
»Vielleicht waren die Läufe abgesägt, und die Jungen hatten die Waffen in den Jacken versteckt.« Marge hielt inne. »Oder zwischen den Tennissachen. Ich habe Tennisschläger im Haus gefunden, und die öffentlichen Plätze liegen auf der anderen Seite vom Berg.«
»Okay«, stimmte Decker zu. »Sie konnten also eventuell abgeschnittene Flinten in ihren Sporttaschen verstecken. Aber was ist, wenn sich herausstellt, daß es eine Automatik war? Ich habe noch nicht so sehr viele kleine AK47er gesehen.« Decker setzte sich im Fahrersitz auf. »Oder kleine Uzis.«
Marge hörte sich aufgeregt an. »Werden Uzis nicht an die Soldaten der israelischen Armee ausgegeben?«
»Ich weiß nicht, ob sie zur Standardausrüstung gehören, aber ich denke, eine Menge israelische Soldaten haben eine.«
»Yalom muß in der Armee gewesen sein. Müssen nicht alle Israelis irgendwann zum Militär?«
»Verdammt, das wollte ich Rina fragen«, schimpfte Decker.
»Ach ja?«
»Ich wollte sie fragen, wie lange man sich als israelischer Soldat verpflichten muß, weil nämlich Yaloms Partner, Shaul Gold, sechs Jahre dabei war.«
»Das ist ja sehr interessant«, sagte Marge. »Vielleicht stellen wir die Frage Gold persönlich. Mal sehen, wie er reagiert. Es sei denn, du glaubst, es besteht Fluchtgefahr.«
»Natürlich besteht Fluchtgefahr. Er kennt sicher genügend Länder, in die er flüchten kann.« Decker dachte einen Moment nach. »Ich habe ihn überprüft. Oberflächlich gesehen hat er kein Motiv. Er scheint finanziell gut dazustehen. Vermutlich nicht so gut gepolstert wie Yalom, aber er hat Geld auf der Bank, Edelsteine im Tresor und ist kreditwürdig. Aber fürs erste ist er ein Verdächtiger.«
»Ich rufe ihn an«, bestimmte Marge. »Selbst wenn er sauber ist, wird er herausfinden, daß sein Partner ermordet wurde. Die Hiobsbotschaft kann ebensogut von uns kommen.«
»Guter Punkt«, gab Decker zu. »Wir gehen zusammen hin und überbringen ihm die Nachricht, mal sehen, wie er reagiert. Obwohl ich nicht glaube, daß er ausflippen wird. Gold wirkt so … beherrscht.«
»Und wann sollen wir damit starten?«
»Sobald ich mit Officer Parks fertig bin. Wie wär’s in einer, eineinhalb Stunden?«
»Gut. Wir treffen uns hier am Fundort.« Sie machte eine Pause. »Pete, du hast doch gesagt, daß der Vater von eurem Besuch Diamantenhändler war, oder?«
»Ja, stimmt. Und ja, er war Diamantenhändler. Und ich weiß nicht, ob es irgendeine Verbindung zwischen dem Mord an ihm und unserem Fall gibt. Aber ich werde es herausfinden.«
»Wozu soll ich mir die Mühe machen, mit dir zu reden, wenn du das für uns beide kannst«, zischte Marge und legte auf.
Decker hängte das Sprechgerät zurück.
Fräulein Überempfindlich!
Den Wagen zu finden war kein Problem. Der schiefe Aerostar sah aus wie ein Eisberg in einem Meer von Beton. Decker parkte den Zivil wagen hinter dem Patrouillenfahrzeug und stieg aus. Rachel Parks war eine untersetzte Brünette mit kurzem lockigen Haar und grauen Augen. Sie mußte den Kopf in den Nacken legen, um Decker ins Gesicht sehen zu können. »Viel Verkehr?«
»Ja, tut mir leid, daß ich so spät komme. Ich weiß es zu schätzen, daß Sie gewartet haben. Irgendwas, das ich wissen sollte, bevor ich den Wagen untersuche?«
Rachel runzelte die Stirn. »Ich habe im Vorfeld ein paar Fragen geklärt. Die Autobahnpolizei und der Automobilclub haben keine Aufzeichnung von irgendeinem Notruf aus einer der Säulen hier in der Nähe. Ich hatte auch Zeit, die nächste Werkstatt anzurufen. Dachte mir, die Lady hätte vielleicht von da angerufen. Bisher nichts. Was ist da los?«
Decker machte sie mit den Einzelheiten vertraut, worauf sich beide getrennt ihrer Arbeit zuwandten. Rachel telefonierte mit ihrem Sprechfunkgerät herum, Decker zog Latexhandschuhe an und bereitete sich darauf vor, den Van kriminaltechnisch zu untersuchen.
Er öffnete die Fahrertür. Der Van hatte Platz für sieben Personen. Zwei Sitze vorne, eine Zweierbank in der Mitte und eine Bank für drei hinten. Es gab eine Menge Glashalter, und in den meisten steckten Päckchen mit koscherer Fruchtlimonade. Auf den Sitzen und am Boden lagen ein paar Verpackungen von koscheren Schokoriegeln.
Decker hob die Kissen hoch, um unter die Sitze zu sehen – sauber und ohne Krümel, ganz im Gegensatz zu den meisten Familienautos. Der Teppichboden
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