Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
»Wir sollten uns treffen, bevor wir zu den Greens gehen. Gegen sechs?«
Bontemps nickte.
»Und wie ich schon sagte, wäre es bestimmt eine gute Idee, wenn Sie die Sache möglichst verschwiegen behandeln würden.«
»Da sehe ich noch das geringste Problem.«
Decker lächelte. Aber Bontemps machte ein säuerliches Gesicht – als wenn sie gerade in Hundedreck getreten wäre.
Nach einigen Augenblicken sagte Decker. »Mehr habe ich nicht zu sagen, Officer. Wenn Sie wollen, können Sie jederzeit gehen.«
Bontemps wollte etwas sagen, entschied sich dann aber anders. Sie machte auf dem Absatz ihrer auf Hochglanz polierten Schnürschuhe kehrt und ging zur Tür hinaus.
37
Wie erwartet, war Oliver schon an seinem Platz. Decker musste brüllen, um sich über das geschäftige Getöse im Raum hinweg Gehör zu verschaffen.
»Hier ist Deck. Ich komme erstmal nicht rein. Ich muss noch was erledigen, und das wird den größten Teil des Tages beanspruchen. Ich hab noch ’ne Menge Erholungsurlaub offen. Den löse ich wohl am besten mal ein, bevor ihn beim nächsten Tarifkompromiss für den Polizeidienst jemand einkassiert.«
»Du hörst dich total erledigt an, Deck.«
»Schon möglich. Bin auch früh genug aufgestanden. Ich bin in einer Telefonzelle vor dem Revier Wilshire.«
»Revier Wilsh … Woran arbeitest du?«
Decker rieb sich die Stirn, hinter seinen Augen pochte es. »Diggs. Du weißt ja, dass ich nie damit einverstanden war, wie die Sache gehandhabt wurde. Ich hab da gerade von ein paar Neuentwicklungen erfahren. Erzähl ich dir später.«
Oliver zögerte. »Die schwarzen Schamhaare, stimmt’s?«
»Du hast ein gutes Gedächtnis, Oliver. Erinnerst du dich auch noch an den Nachtportier?«
»Henry Trupp.«
»Ich habe herausgefunden, dass er vor einer ausschließlich weißen Ex-Knacki-Kneipe in Van Nuys ermordet wurde. Auf seiner Kleidung wurden afroamerikanische Haare gefunden.« Decker erklärte ihm schnell die Einzelheiten. Von Bert Martinez und wie seine Ermittlungen abgewürgt worden waren, und ebenso von dem übereinstimmenden Beweismaterial im Fall Deanna Green.
Es entstand eine lange Pause. Dann sagte Oliver: »Da hat uns jemand offenbar allesamt mundtot gemacht. Das ist eine Schweinerei, Deck. Aber es heißt noch lange nicht, dass Whitman die Diggs nicht umgebracht hat. Du bewegst dich auf sehr dünnem Eis. Schließlich hast du Whitmans Geständnis. Und du wirst aussehen wie der letzte Idiot, wenn du deinen eigenen Fall wieder aufnimmst …«
»Danke für die Unterstützung.«
»Ich bin nur ehrlich. Und deshalb sage ich dir jetzt noch etwas anderes. Mir hat es auch nie gefallen, wie das mit Whitman gelaufen ist. Ich verstehe, was du tust. Aber unser Loo wird toben, wenn er mitkriegt, dass du an einem deiner eigenen abgeschlossenen Fälle arbeitest. Davidson weiß, dass du nie krank bist, Deck. Lass mich das für dich deichseln.«
»Danke, Scott.«
»Wo willst du jetzt hin?«
»Ins Gefängnis.«
Darauf folgte eine lange Pause. »Zu Whitman?«
»Er war da.«
»Wenn du anfängst, ihn nach Informationen über Schwarze auszufragen, servierst du ihm einen Revisionsgrund auf dem silbernen Tablett. Ganz zu schweigen von anderen geschwätzigen Gemeindemitgliedern. Die blasen sofort zum Angriff.«
»Ich werde diskret vorgehen.«
»Sehr gutes Wort. Nicht dass ich Davidson leiden könnte, aber ich verstehe, worum es ihm geht. Die Unruhen und dann unsere eigenen voreingenommenen Detectives bei bedeutenden Verhandlungen … ähem, ähem.«
»Sehr bedeutenden Verhandlungen … ähem, ähem.«
»Das Letzte, was wir brauchen können, ist, dass uns noch mehr Rassismus-Vorwürfe entgegenschlagen«, sagte Oliver.
»Ich stehe mitten im Feuer«, sagte Decker. »Die Hitze ist auszuhalten.«
Endlos lange, staubige Straßen. In Gedanken war Decker in Jeans, T-Shirt und Stiefeln und bretterte mit einem getunten Pickup und Crossrädern auf der Ladefläche durch die Gegend. In Wirklichkeit trug er Anzug und Krawatte, schwitzte wie ein Stier und saß in einem Volare, dessen Klimaanlage schon lange nicht mehr gegen die sengenden Temperaturen ankam. Hitzewellen stiegen vom Asphalt auf. Hin und wieder musste Decker das Fenster herunterlassen, nur um ein bisschen Fahrtwind abzukriegen. Aber die Luft draußen war so glühend heiß, dass sie wie mit heißen Nadeln in den Wagen hineinfuhr.
Aber er lag gut in der Zeit, war noch vor elf in der Strafanstalt. Drinnen war die Luft eher lau als kühl, aber in der Not frisst
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